Schwarzer Tee gilt als gesundheitsfördernd. Langfristig soll er blutdrucksenkend, nervenberuhigend und konzentrationsfördernd wirken. Schön. Wären da nicht die jüngsten Testergebnisse, die dem Tee Pestizidrückstände und andere Schadstoffe attestierten. Und die Arbeitsbedingungen auf den Teeplantagen sind wohl auch oftmals undurchsichtig. Welchen schwarzen Tee kann man ruhigen Gewissens schlürfen?
Schwarzer Tee aus mehr als 50 Ländern
Bei schwarzem Tee denkt man sofort an England oder Ostfriesland. Angebaut wird er in Indien, Sri Lanka oder China. In mehr als 50 Ländern wird Tee produziert. Die Blätter des Teestrauchs werden gepflückt und weiterverarbeitet. Werden sie gequetscht und oxidieren ihre sich vermischenden Inhaltsstoffe an der feuchten Luft, ist ihr Schicksal als Schwarztee besiegelt. Bleibt ihnen diese Prozedur erspart, werden sie als grüner Tee eingetütet.
Echte Teekenner können die Geschmacksunterschiede der Sorten ausmachen. Assam wird dabei als kräftig und würzig, Darjeeling als eher lieblich und Ceylontee als herb-fruchtig beschrieben. Ostfriesentee und English Breakfeast sind Mischungen aus diesen Grundsorten, und neben dem Earl Grey gibt es zahlreiche mit Aromen angereicherte Varianten.
Geerntet wird das ganze Jahr über. Ein besonders gutes Aroma soll der Tee entfalten, wenn er von Februar bis April oder von Juni bis Juli gepflückt wird. Ersterer fällt dann unter die Kategorie „First Flush“ und hat ein mildes Aroma. Den im Sommer gepflückten Tee bezeichnet man als „Second Flush“. Er zeichnet sich durch ein kräftigeres Aroma aus.
Schwarzer Tee im Test
Erst vor kurzem hat das Verbrauchermagazin WISO schwarzen Tee getestet (hier geht es zum Kurzfilm). Die sechs Testprodukte, darunter günstige Discounter-Tees wie teurere Marken, wiesen dabei alle Reste von mindestens vier unterschiedlichen Pestiziden und anderen Schadstoffen auf. In einem Tee fand man sogar Spuren von zehn verschiedenen Pestiziden. Die Einzelstoffe hielten dabei allerdings die gesetzlichen Grenzwerte ein, sodass die Produkte alle als verkehrsfähig gelten.
Bereits 2015 testete Öko-Test schwarzen Tee (zum Testbericht geht es hier). Insgesamt 30 Sorten, darunter Bio-Produkte und fair gehandelter Tee, wurden analysiert. Jeweils nur zwei Sorten erhielten die Note „sehr gut“ bzw. „gut“. 18 Produkte bekamen das Urteil „mangelhaft oder „ungenügend“, da sie stark mit Pestiziden und anderen Schadstoffen belastet waren und/oder die Produktionsbedingungen trotz Nachfrage undurchsichtig blieben.
Schadstoffe im schwarzen Tee
Neben den Pestiziden führte vor allem Anthrachinon zu schlechten Bewertungen des schwarzen Tees. Die Substanz gilt als krebserregend. Eingesetzt wurde sie früher als Giftstoff gegen Vogelfraß. In der EU ist sie mittlerweile verboten. Es gilt eher als unwahrscheinlich, dass Anthrachinon bei der Teeproduktion auf die Teeblätter gerät. Da der Stoff im Recyclingprozess von Altpapier eingesetzt wird, vermutet man eher, dass es durch die Papierverpackungen zur Verunreinigung kommen könnte. Eine andere mögliche Eintragsquelle ist die Abluft der Trocknungsanlagen. Auch wenn sich Anthrachinon nur mäßig im Aufguss löst, so weiß man noch nicht, wie sich auch geringe Mengen auf Dauer auswirken. Immerhin waren acht Tees bei Öko-Test komplett unbelastet, darunter konventionelle als auch Bio-Tees.
Fünf Tees enthielten größere Mengen an Pyrrolizidinalkaloiden. Es sind erbgutschädigende Stoffe, die von Wildpflanzen stammen. Bei handgepflückten Tees ist es unwahrscheinlicher als bei Erntemaschinen, dass sie sich mit den Teeblättern vermischen. In manchen Tees fand Öko-Test polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Auch wenn sie sich schlecht im Aufguss lösen, führte es zu einer Abwertung der Ergebnisse. Und da Teepflanzen Aluminium anreichern, fand man es auch in den Proben. Dabei wiesen Beuteltees doppelt so viel Aluminium auf wie lose Tees.
Auch was die faire Erzeugung von schwarzem Tee angeht, erhielten nur zwei Produkte die Note „sehr gut“ von Öko-Test. Schlechte Beurteilungen kamen allerdings oftmals wegen fehlender Angaben und Nachweisen der Hersteller zustande. Öko-Test: „…(D)er Großteil der Unternehmen war nicht in der Lage oder gewillt, faire Produktionsbedingungen zu garantieren und fiel daher im Test durch.“ Überzeugen konnten allerdings Produkte mit den Labeln von
- Fairtrade,
- Rainforest Alliance,
- Naturland und
- UTZ.
Die Testsieger
Im WISO-Test war es der „Ostfriesen Teefix“ von Teekanne, der keine Rückstände von Anthrachinon enthielt. Die Testsieger bei Öko-Test erfüllen die Kriterien „geringe Schadstoffbelastung“ und „faire Produktionsbedingungen“: Es sind die Bio-Schwarztees von Gepa (Assam, lose) und Lebensbaum (English Breakfast, lose). Die Note „gut“ erhielten zwei konventionelle Schwarztees vor allem wegen der Inhaltsstoffe: Lipton Yellow Label Tea (Beutel) und die „Indische Teemischung“ von Teekanne (lose) mit Fairtrade-Siegel.
Quellen:
Öko Test: Tee, schwarz – Bittere Ernte. September 2015. http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=106563&bernr=04 (zuletzt aufgerufen 31.03.2017).
ZDF: WISO-Teuer oder billig: Schwarztee. (Film). https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/schwarzer-tee-im-teuer-oder-billig-test-100.html (zuletzt aufgerufen 31.03.2017).
Stiftung Warentest: Schwarzer Tee im Test: Darjeeling und Ceylon-Assam schadstoffbelastet. 23.10.2014 https://www.test.de/Schwarzer-Tee-im-Test-Darjeeling-und-Ceylon-Assam-schadstoffbelastet-4767560-0/ (zuletzt aufgerufen 31.03.2017).
Bilder: © Martina Liel
Martina Liel ist Germanistin (M.A.) und arbeitet seit 2009 als freie Texterin und Autorin mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Healthcare. Seit 2013 bloggt sie über ein Leben mit Endometriose, einer chronischen Erkrankung, bei der ein nachhaltiger und gesunder Lebensstil eine wesentliche Rolle spielt. Ihr Buch “Nicht ohne meine Wärmflasche – Leben mit Endometriose” erscheint im März 2017.