Streit zwischen Wirtschafts- und Umweltminister und ein fehlender Masterplan sorgen für Chaos bei den Planungen von Stadtwerken und Anlegern in Erneuerbare Energien. Steckt dahinter ein Plan, die Energiewende scheitern zu lassen?
Streit der Lobbyisten oder Profilierungsversuche der Liberalen
Eine wirkliche Wende in der deutschen Energiepolitik ist in Wahrheit nicht in Sicht. Es wird wie immer nur versucht, den üblichen Verdächtigen, den Energiekonzernen zu helfen, sich wirtschaftlich verträglich auf eine CO2-ärmere Energieversorgung umzustellen. Weiterhin werden Großkraftwerke mit fossilen Energieträgern, insbesondere Kohle geplant, mit dem Argument, die Atomkraft ersetzen zu müssen. Dabei werden die Groß-Windparks in der Nord- und Ostsee nicht gerade gefördert, sondern durch den Streit über die erforderlichen Anschlussleitungen eher behindert. Es wird eine Effizienzinitiative diskutiert, die auch wieder die Gewinne der Konzerne – hier der Dämmstoffhersteller – im Blick hat, statt einer wirklichen Effizienzsteigerung durch Verzicht überflüssiger Stromfresser und einer intelligenten Wärmenutzung. Der Ruf nach einer effizienten Technik soll wie bisher für Wachstum der Industrie sorgen. Dabei ist inzwischen so viel von dem Extruderschaum verbaut worden, dass damit die gesamte Bundesrepublik bedeckt werden könnte. Über die irgendwann fällige Entsorgung des giftigen Materials hat sich bisher kaum jemand Gedanken gemacht.
Effizienzsteigerung braucht denkende Menschen
Die Erfahrungen aller Architekten seit der ersten Wärmeschutzverordnung in den 70er Jahren haben gezeigt, dass die Dämmung von Gebäuden äußerst behutsam erfolgen muss. Bereits in den 90ern mussten „Überdämmte“ Gebäude saniert werden, ist die „Schimmelproblematik“ in nachträglich isolierten Bauten aus den 50er Jahren akut. Gleichzeitig wurde versäumt, Wärme wirklich effizient zu nutzen, wird die Abwärme fast aller Kraftwerke in die Umwelt abgegeben. Allein diese Wärme könnte fast die gesamte Republik beheizen.
Auch der Stromverbrauch ist seit den 70er Jahren, trotz mancher neuer Energiespargeräte stetig angestiegen. Privathaushalte könnten sofort mindestens 30% Strom einsparen, wenn sie alle Geräte nicht im Standby-Modus belassen, sondern wirklich vom Netz trennen würden. In öffentlichen Gebäuden wurden automatisierte Systeme eingebaut, die Licht und weitere Verbraucher automatisch ein und ausschalten. Hier haben Langzeitstudien gezeigt, dass diese Konzepte auch wieder den Verbrauch nicht senken, sondern sogar zum Teil erhöht haben. Eine Hand, die verantwortlich Licht und Verbraucher ein oder ausschaltet, ist da erheblich effizienter.
Auch die Allgemeinbeleuchtung in den Städten könnte sinnvoller gestaltet werden, so manche Sparprogramme waren bisher Tropfen auf heiße Steine.
Weniger Stromverbrauch, geringerer Absatz von Öl und Gas bringt weniger Gewinne
Dass die Wirtschaftsparteien gegen ihr Klientel arbeiten, wäre ohnehin zu schön um wahr zu sein. So ist auch nicht zu erkennen, dass diese deutsche Regierung ernsthaft an einer nachhaltigen Entwicklung interessiert ist. Es droht im Augenblick sogar auf ein Scheitern der Energiewende hinauszulaufen. (http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-02/energieeffizienz-appell-antwort-hintze).
Jedem Fachmann, ja jedem Bürger muss auffallen, dass sich das alte System der Großkraftwerke, bestehend aus Anlagen für die Grundlast und relativ schnell regelbaren Anlagen für die Spitzenlasten nicht mit einem Heer von nicht regelbaren und zudem noch nicht vorhersehbar arbeitenden Konzepten, wie Sonnen- und Windkraft kombinieren lässt. Dieses Konzept muss insbesondere deshalb scheitern, weil den regenerativen Quellen Vorrang im Netz eingeräumt werden soll. So passiert es, dass an sonnigen Tagen im Sommer allein die Photovoltaikanlagen den Strombedarf decken und die Großanlagen abgeschaltet werden müssten. Dann, wenn am meisten Strom gebraucht wird, in den Abendstunden, oder zur Mittagszeit sind Wind und Sonne nicht immer verlässlich zur Stelle. Ein funktionierender Mix dieser Stromanarchie kann nicht ohne ein umfassendes Gesamtkonzept gelingen. Eine weitere, letztlich totale Verkabelung auf allen Lastebenen wird die Folge sein müssen. Dieser stehen streitbare Bürger schon lange im Wege. Eine funktionierende Lösung ist somit auf lange Sicht nicht zu erwarten. Die Energiekonzerne werden weiter ihre Altanlagen – sowie neue fossile Kraftwerke – laufen lassen können. Am Ende wird dann auch die Kernkraft wieder ins Gespräch kommen, weil eine CO2-Reduzierung nicht abzusehen ist.
Nur die Bürger selbst können die Wende schaffen
Das Heft des Handelns muss der Politik und damit den Konzernen aus der Hand genommen werden, soll eine wirkliche Wende zu einer nachhaltigen Energieversorgung erreicht werden. All die vielen, oft im Stillen entstandenen kommunalen Projekte zeigen, wie das Problem gelöst werden kann. Mit der Übernahme, dem Rückkauf der Strom- und Gasnetze und der stetigen Umstellung auf eine eigene, nachhaltige Energieerzeugung entziehen hunderte Kommunen den Monopolisten den Einfluss. Mit einer Kombination aus Biomasse, Wind, Sonne und Wasser schaffen sie sich eine für ihre Bedürfnisse zugeschnittene Versorgung mit Wärme, Strom, ja sogar mit Treibstoffen. Hochspannungsleitungen können hier abgeschafft werden, die gesamte Versorgung kommt mit dem vorhandenen Mittelspannungsnetz aus. Sogar Biogasanlagen, die das – eigentlich uralte – innovative BtE-Verfahren nutzen, können innerhalb weniger Tage an den Wärme- oder Strombedarf angepasst werden. Eine „Verweilzeit“ der Substrate im Fermenter von nur 15 Tagen – statt oft über 90 in den konventionellen und ineffizienten Anlagen – macht es möglich, sich dem steigenden Wärmebedarf in der Übergangszeit anzupassen. Kleinere Gasmengen können einfach in Gasspeichern eingelagert werden, wie es früher, bei den regionalen Gasversorgern, den Stadtwerken üblich war. Ein Netz dieser kleinen Systeme kann letztlich hocheffizient und verlässlich jede Energieform zur rechten Zeit und ausreichend bereit halten.( http://www.getproject.de/bioenergie/verfahren/index.php).
Die gesamte Wertschöpfung allerdings geht den Konzernen verloren. Milliarden von Euro werden nicht mehr aus den Regionen abfließen, sondern die Kommunen sanieren und den Bürgern Kaufkraft – in der Region – verschaffen.
Das kann diese Regierung nicht ernsthaft wollen. Das widerspricht völlig ihrem Programm.
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