Dieser Artikel wurde am 15. Februar 2012 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Viele kleine Insellösungen können nicht einen grundsätzlichen Weg aus der Abhängigkeit von Öl und den anderen fossilen…
Dieser Artikel wurde am 15. Februar 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Viele kleine Insellösungen können nicht einen grundsätzlichen Weg aus der Abhängigkeit von Öl und den anderen fossilen Brennstoffen schaffen. Im Gegenteil. Die vielen kleinen Einzelöfen werfen uns zurück ins 19. Jahrhundert, den Smog von London.

Städte kämpfen scheinbar ohne Erfolg gegen Feinstaub

Viele Städte in Deutschland haben „Feinstaub-Verhinderungs-Zonen“ eingeführt um die Luft in der Innenstadt von oft hochgiftigen Stoffen sauber zu halten. Dazu werden in der Regel Diesel-PKW, die keinen wirksamen Feinstaubfilter besitzen, aus bestimmten Zonen ferngehalten. Aktuelle Messungen haben  gezeigt, dass trotzdem die Werte nicht zurückgegangen sonder sogar gestiegen sind.
Der Grund liegt diesmal nicht bei den schmutzigen PKW, sondern bei inzwischen über 15 Millionen Kleinfeuerungsanlagen, die in Deutschland Millionen Tonnen an Holz verfeuern. Verfeuert wird hier sowohl Scheitholz – in Kaminen, Kaminöfen und Kachelöfen – als auch eine permanent steigende Menge an Pellets. Das Problem hierbei ist, dass der Brennstoff keinen besonderen Kontrollen unterliegt, und dass die Öfen und Kamine ebenfalls nicht fachgerecht betrieben und kontrolliert werden. Ein fachgerechter Umgang mit Scheitholz will gelernt sein und die Grundstoffe für Pellets sind nicht immer „Astrein“. So ist bei Strohpellets eine derart aufwändige Filteranlage erforderlich, dass diese in Kleinanlagen, normalen Pelletöfen, gar nicht verbrannt werden dürften.

Eine neue Feinstaubverordnung für Kleinfeuerstätten schafft auch keine Besserung

Biomassekraftwerke, die neben Hackschnitzeln auch Pellets auch Biomasse jeder Art, sowie auch Strohhaltiges Material verfeuern unterliegen der geltenden Feinstaubverordnung nach der BimSchVO (Bundes-Immissions-Schutz-Verordnung). Hier sind Filteranlagen eingebaut, die trotz der Feuerungsleistung von mehreren Megawatt dafür sorgen, dass die Abgase sauberer sind, als bei einer Gasheizung. Einzelöfen, mit einer Leistung von ein paar Kilowatt hingegen blasen die giftigen Abgase ungefiltert in die Luft. Durch die schiere Menge der Anlagen entsteht dadurch eine fast nicht mehr zu kontrollierende Belastung für die Umwelt.
Eine Novelle der Verordnung für Kleinfeuerungsanlagen soll hier Abhilfe schaffen. Das Problem liegt jedoch im Detail. Die so beliebten Kaminöfen oder Pelletheizungen werden im Werk geprüft und erhalten eine Bauartzulassung. Damit ist in der Regel die neue Verordnung erfüllt. Eine permanente Kontrolle im täglichen Betrieb ist nicht möglich. Schornsteinfeger werden zwar ein bis zweimal im Jahr eine Kontrolle durchführen, die Öfen selbst und die dort verfeuerten Brennstoffe werden aber nicht geprüft. Ebenso kann nicht verhindert werden, dass unsachgemäße Feuerung zu einem schlechten „Abbrand“ führt.

Messungen an verschiedenen Instituten haben zu erschreckenden Ergebnissen geführt

Besonders das Helmholtz Zentrum München und das Technologie und Förderzentrum Bayern, sowie die Universität Rostock haben in langen Studien aufgezeigt, wie hoch die Belastungen durch Holz – Einzelfeuerstätten sind. Grenzwerte, die von Großanlagen einzuhalten sind, werden um ein Vielfaches überschritten. Was bei einigen wenigen Öfen vielleicht noch hingenommen werden kann, führt bei der schieren Masse der Anlagen zu einem ernsten Problem. Besonders in kalten Wintern, wenn das heimelige Feuer im Holzofen die Heizung entlasten oder unterstützen soll, drohen Zustände, wie im London des neunzehnten Jahrhunderts. Smog-Alarm in den Städten.
Beflügelt werden die Brennholznutzer nun auch noch durch die Klimadebatte und die angestrebte Energiewende. Der Anteil der benötigten Wärmeenergie ist in der Tat mehr als doppelt so groß, wie der an Strom. Insofern denken die Bürger richtig. Nur ist der Weg völlig falsch.

Nicht jeder für sich, sonder alle gemeinsam müssen handeln

Die Sozialisation in den Industriestaaten im letzten Jahrhundert hat nicht zu einem altruistischen Denken, sondern zu einem skrupellosen Egoismus geführt. Statt sich zu engagieren, in einer Gemeinschaftsleistung eine Lösung für die Probleme zu suchen, handelt jeder für sich allein. In die Wohnung kommt ein Pelletofen und auf das Dach ein paar Quadratmeter Solarpaneele. Das Gewissen ist beruhigt, man hat etwas für das Klima getan und die Geldbörse – die Eigene – hat auch etwas davon. Das ist ein fataler Fehler. Eine nachhaltige Lösung sieht völlig anders aus.
Würde jeder Bürger das Geld, das er in einen Kleinofen und die Fotovoltaik investieren will in eine Gemeinschaftsanlage stecken, die nicht nur Wärme sondern auch Strom erzeugt, würde er klug und umsichtig, eben nachhaltig handeln. Ein Biomassekraftwerk ab einer Leistung von rund 1,5 Megawatt Wärme kann ein Dorf, ein Stadtviertel beheizen und liefert gleichzeitig den benötigten Strom. Die Anlage selbst verbrennt den jeweiligen Rohstoff optimal, kontrolliert und sauberer als jede Kleinheizung. Die Betreibergenossenschaft spart nicht nur Geld, sondern beginnt nach einer Anlaufzeit sogar Geld zu verdienen. Die Luft im Ort, in der Stadt wird sauberer, dem Klima wird geholfen und dem sozialen Klima im Ort sowieso. Man hat gemeinsam etwas geschafft, das allen Beteiligten nutzt.

Verbrennen wir dann nicht unsere Wälder?

Laut aktueller Studien der Fakultät für Forstwirtschaft und Waldökologie am Büsgen-Institut in Göttingen wächst die Bundesdeutsche Waldfläche im Jahr noch um 3500 Hektar. Gleichwohl steigt der Holzbedarf in allen Bereichen, vom Bauholz bis zu Holz für die Feuerung. Es besteht akuter Bedarf an einem umfassenden Konzept, dass den Wald als Ganzes, als Erholungsraum und Wirtschaftsfaktor betrachtet. Noch ist das Kapital, der Wald vorhanden.
Holz ist nicht der einzige Brennstoff, der nachhaltig genutzt werden kann. Wird Biomasse, sofern sie zur Energiegewinnung eingesetzt werden soll, intelligent verarbeitet, haben wir ein Potenzial an Brennstoff, das noch einmal so groß ist, wie das des Brennholzes. Jede Biogasanlage, die die einzusetzende Biomasse in die flüssige und in die trockene – ausgepresste – Fraktion trennt, Sinnvollerweise vor der Fermentation, liefert eine große Menge an Brennstoff. Die im BtE-Verfahren erzeugten Presskuchen oder Biomassepellets haben einen Heizwert wie Pappelholz und könnten zu Preisen abgegeben werden, die weit unter denen von Holzpellets liegen. Wird so eine Anlage gemeinschaftlich von den Nutzern betrieben, wird der Brennstoff – neben dem Biogas für das Grundlast-BHKW – nebenbei, sozusagen kostenlos erzeugt. Das ist dann eine echte Win-Win-Win-Situation, ökologisch, ökonomisch und sozial.
http://www.getproject.de/bioenergie/video/index.php

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