Windkraftanlagen © Martin Skopal 2014
Windkraftanlagen © Martin Skopal 2014
EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat eine Studie vorgestellt, die erstmals (nahezu) vollständige Daten zu Energiekosten und -subventionen in den 28 Ländern der EU darlegt für alle derzeit benutzten Stromerzeugungstechnologien.
Dieser Artikel wurde am 16. Oktober 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Es ist, gelinde gesagt, nicht ganz einfach, die tatsächlichen Kosten für die Produktion von Strom zu berechnen. Denn: Welche Kosten zieht man heran und welche nimmt man aus? Dementsprechend weit klafft hier die Meinung auseinander zwischen den unterschiedlichen Industrieverbänden und den offiziellen Stellen.

Jetzt hat Noch-EU-Energiekommissar Günther Oettinger die von der Kommission in Auftrag gegebene Studie “Subsidies and costs of EU energy.vorgestellt. Sie versucht, die Kosten von Stromproduktion und -subvention zu klären. In der Studie selbst wird darauf hingewiesen, dass an einer Stelle wiederum nicht alle möglichen Faktoren berücksichtigt wurden.

Oettinger formuliert dies so: “Zusammen mit dem bereits vorliegenden Bericht der Kommission über Energiepreistreiber verfügen wir nun über Daten zu Subventionen und Kosten im Energiebereich, die zuverlässiger und umfassender als alle bisherigen sind. Wir sind jetzt besser über die Höhe der öffentlichen Zuschüsse in den letzten Jahren und die Kosten der Stromerzeugung bei allen Technologien informiert. Aber unsere Aufgabe ist noch nicht abgeschlossen. Dies ist nur ein erster Schritt; es gibt noch immer Wissenslücken, die geschlossen werden müssen. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, insbesondere in Bezug auf frühere Subventionen auf dem Energiemarkt in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten und der EU insgesamt.“

In Zahlen

Der Energiesektor in der EU hat 2012 staatliche Subventionen von gesamt 120–140 Milliarden € erhalten. Die höchsten Beträge daraus erhielt der Bereich der erneuerbaren Energie. Davon entfallen 14,7 Mrd. € auf Sonnenenergie, 10,1 Mrd. € auf Windkraftanlagen an Land, 8,3 Mrd. € auf Biomasse und 5,2 Mrd. € auf Wasserkraft. Am fossilen Energiesektor wurde gefördert der Kohlesektor mit 10,1 Mrd. €, Kernenergie mit 7 Mrd. € und Erdgas mit 5,2 Mrd. €. In den Zahlen des fossilen Sektors ist, wie oben schon erwähnt, nicht die kostenlose Zuteilung von Emmissionszertifikaten enthalten. Es wurden auch keine Steuervorteile auf der Grundlage des Energieverbrauchs berücksichtigt. Würden diese Faktoren, die man als Subvention klassifizieren kann, mit berücksichtigt, würde sich die Differenz verringern in den aufgebrachten Fördergeldern für erneuerbare und fossile Energieerzeugung.

Die Angaben über die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Stromerzeugungstechnologien sind besonders interessant. Hier wurden die Kosten der Stromerzeugung neuer Anlagen ohne staatliche Intervention ermittelt: hier liegen Kohle und Windenergie an Land mit ca. 75€/MWh nahezu gleichauf, wobei letztere geringfügig teurer ist. Strom aus Kernenergie oder Erdgas kostet ca. 100€/MWh, während die Kosten für Solarenergie seit 2008 auf 100–115€/MWh abhängig von der Anlagengröße radikal gefallen sind.

Alle externen Kosten der Stromerzeugung wurden zu schätzen versucht. Diese beinhalten zum Beispiel Kosten der Auswirkungen der Stromproduktion auf Umwelt, Klima und Gesundheit der Bevölkerung. Hier wird die Methodenunsicherheit als sehr hoch eingeschätzt, dementsprechend liegen die berechneten externen Kosten bei 150 bis 310 Mrd. €.

Fragen

Warum werden ausgereifte Technologien im fossilen Bereich überhaupt noch gefördert? Warum wurde und wird noch immer die Kernenergie gefördert, die all jene gut bekannten Risiken birgt, und diese Risiken noch dazu auf die einzelnen Volkswirtschaften abwälzt? Hier wurde auch nicht erwähnt, wie externe Kosten und Risiken (Problem der Endlagerung, Kosten im Falle eines GAUs) in der Rechnung mit einbezogen wurden?

Erstaunlich ist dagegen, dass sich die Erneuerbaren auch ohne Förderung inzwischen zu einer absolut wirtschaftlich tragbaren Option entwickelt haben. Das gilt sogar, sieht man sich die Gestehungskosten an, inzwischen auch für PV-Kleinanlagen.