Die AirBattery kombiniert die Druckluftspeicherung (Compressed Air Energy Storage, CAES) mit Pumpspeichertechnik. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen wird genutzt, um Luft in unterirdischen Salzkavernen zu komprimieren.

Das israelische Unternehmen Augwind Energy plant den Bau der weltweit ersten kommerziellen AirBattery-Anlage in Deutschland. Die neuartige Speichertechnologie soll helfen, die sogenannte Dunkelflaute – also langanhaltende Perioden mit wenig Wind- und Sonnenstrom – zu überbrücken. Damit adressiert sie eine der größten Herausforderungen der Energiewende: Wie lassen sich große Mengen grüner Energie über Tage bis Wochen hinweg zuverlässig speichern?

Das Prinzip ist ebenso einfach wie effizient: Die AirBattery kombiniert die Druckluftspeicherung (Compressed Air Energy Storage, CAES) mit Pumpspeichertechnik. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen wird genutzt, um Luft in unterirdischen Salzkavernen zu komprimieren –zwischen 50 und bis zu über 200 bar. Wird Energie benötigt, wird die Druckluft freigegeben, treibt mit Wasser eine Turbine an und erzeugt erneut Strom. Dabei entsteht weder CO₂ noch gefährlicher Abfall. Die Kavernen haben ein Volumen, das dem des Empire State Buildings entspricht – und sind bereits in vielen Regionen Europas geologisch vorhanden.

AirBattery Pilotanlage in Israel.
AirBattery Pilotanlage in Israel.

In Demonstrationsanlagen in Israel wurde ein Wirkungsgrad von rund 47 % gemessen – kommerzielle Systeme sollen über 60 % erreichen. Das klingt zunächst weniger effizient als Batteriespeicher, doch AirBattery punktet bei anderen Kriterien: Skalierbarkeit, Langzeitverfügbarkeit und niedrige Kosten. Eine einzelne Kaverne kann zwischen 3 und 8 GWh Energie speichern – das reicht, um zehntausende Haushalte mehrere Tage lang zu versorgen. Zudem lassen sich die Anlagen schnell hoch- und herunterfahren, was sie flexibel einsetzbar macht – etwa zur Netzstabilisierung oder als Backup bei Spitzenlast.

AirBattery kommt ohne seltene Rohstoffe aus

Auch wirtschaftlich ist das Konzept interessant: Die Speicherkosten werden auf nur 10 bis 15 Euro pro gespeicherter kWh über mehrere Wochen geschätzt – deutlich günstiger als viele bestehende Speicherlösungen. Hinzu kommt die lange Lebensdauer: Kavernen halten bis zu 40 Jahre, bei minimalem Wartungsaufwand.

Deutschland bietet ideale Voraussetzungen für dieses Projekt. Es gibt über 400 geeignete Salzkavernen, die ein theoretisches Speichervolumen von rund 330 TWh ermöglichen – etwa 60 % des jährlichen Stromverbrauchs. Hinzu kommen technologische Expertise, politische Unterstützung und ein ausgeprägtes Interesse an Netzstabilität durch erneuerbare Quellen. Ein weiterer Vorteil: Die AirBattery kommt ohne seltene Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Seltene Erden aus. Damit ist sie nicht nur ökologisch, sondern auch geopolitisch deutlich unbedenklicher. Zudem benötigt die Technologie keine großen Flächen – anders als etwa Batteriespeicher oder Solarparks – und lässt sich gut in bestehende Infrastruktur integrieren.

Augwind rechnet mit einem Bauzeitraum von 9 bis 12 Monaten pro Anlage. Nach einem Probebetrieb von 3 bis 6 Monaten könnte der kommerzielle Betrieb zwischen 2027 und 2028 starten. Sollte das Modell erfolgreich sein, könnten ähnliche Projekte in Europa rasch folgen – als Rückgrat für ein 100 % erneuerbares, krisensicheres Energiesystem der Zukunft.


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Bild: Augwind