AKW Fukushima
AKW Fukushima
Die Wähler in zwei deutschen Bundesländern entscheiden am 27. März mit über die Zukunft der Atomenergie in Deutschland. Endlich merken sie, dass sie es in der Hand haben, ob eine Entwicklung in eine nachhaltige Zukunft möglich ist, oder nicht. Sie haben die Verflechtung der Großkonzerne mit der Politik zur Kenntnis genommen und beginnen mit ihrer Stimme und ihrem Verhalten diese Verflechtung und damit die Macht der Wirtschaft aufzubrechen.
Dieser Artikel wurde am 26. März 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Schon die mit immensem Aufwand und unter höchstem Zeitdruck forcierte Entwicklung der Atombombe eröffnete einem neuen Wirtschaftszweig unerschöpfliche Gewinnpotenziale. Bis 1945 wurden in das Manhatten – Projekt in der Wüste New Mexikos zwei Milliarden Dollar investiert. Bis heute betrug die staatliche Unterstützung für die Atomkonzerne in Deutschland fast 200 Milliarden Euro, weitere 100 Milliarden sind mindestens fällig, für die Entsorgung und Lagerung des strahlenden Mülls (http://www.suite101.de/content/atomenergie–debatte-um-die-geoeffnete-buechse-der-pandora-a92004). Durch diese Subventionen aus der Tasche der Bürger konnten die Energiekonzerne in den letzten fünfzig Jahren Gewinne in noch einmal der gleichen Dimension einstreichen. Diese Geldquelle werden die Atommanager sich nicht ohne Widerstand nehmen lassen, Klagen gegen eine endgültige Abschaltung veralteter Meiler entgegen dem bisherigen, verlängerten Fahrplan der Bundesregierung sind bereits angekündigt. Auch dafür wird der Steuerzahler aufkommen müssen.

Havarierte Großbanken wurden verstaatlicht oder abgewickelt, Energieriesen noch nicht.

Auch die Bankenkrise war nur durch eine völlige Verfehlung gegenüber der eigentlichen Aufgabe der Geldinstitute verursacht, der Schaden trotzdem zuerst von den scheinbar hilflosen Staaten übernommen. In einigen Fällen konnten sich Regierungen – der USA und der BRD – zu einer zumindest zeitweiligen Verstaatlichung durchringen. Trotzdem machen die Banken so weiter wie bisher und die nächste Krise steht schon vor der Tür. Genauso skrupellos und nur auf eine Maximierung der Gewinne bedacht, agieren die globalen Energiekonzerne, sei es die Ölriesen – wie BP im Golf von Mexiko, SHELL in Nigeria – oder die Stromkonzerne mit ihren Atomkraftwerken. Allen Betreibern müssten die Risiken dieser Technologie bekannt sein und ihnen den Schlaf rauben, zumindest nach all den Havarien, besonders in den USA (Three Mile Island), der Ukraine (Tschernobyl) und nun in Japan. Trotzdem wird beim Bau der Anlagen besonders im Bereich der Sicherheit gespart und während des Betriebes mit Inspektionen, notwendiger Wartung und Sorgfalt geschlampt. Das AKW Krümmel an der Elbe bei Hamburg kann daher seit fast drei Jahren noch immer nicht wieder ans Netz, nachdem ein Transformatorbrand zur Notabschaltung geführt hatte, weil der Betreiber es nicht schafft, alle festgestellten Mängel abzustellen. Er wird den Atommeiler mit ziemlicher Sicherheit abschreiben müssen. Ähnliches müsste, bei wirklich sorgfältiger Prüfung mit gleichen Bedingungen den nun sieben abgeschalteten deutschen Altmeilern auch blühen. Offenbar waren die staatlichen Organe den Betrügereien und Vertuschungen der Betreiber seit 50 Jahren aufgesessen, oder es wurde verbotener Weise und in erheblichem Masse Einfluss genommen.

Die Dezentralisierung der Energieerzeugung bricht die Macht der Stromriesen

Wenn die europäischen Staaten an ihrem Weg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien festhalten, wird sich die Macht der Energiekonzerne ganz von selbst auflösen. Diese versuchen zwar mit einigen Projekten selbst in den neuen Markt grüner Energie einzudringen, doch stocken ihre Großprojekte noch, solange die Atomkraft weiter genutzt werden darf. Besonders hinderlich ist der teure Netzausbau, der erforderlich wird, wenn unsinnige Großanlagen, wie gigantische Windparks im Meer oder Sonnenenergielandschaften, wie das Projekt „Desertec“ umgesetzt werden. Dann nämlich müssen riesige Strommengen aus unbewohnten Gegenden in die Zentren Europas transportiert werden. Die Alternative liegt jedoch in jeder Region vor der Tür. Bioenergiedörfer, wie die Gemeinde Jühnde in Niedersachsen produzieren die benötigte Energie, Wärme und Strom aus den Rohstoffen vom Acker und aus dem Wald. Zunehmend werden auch biologische Reststoffe eingesetzt, das unerschöpfliche Potenzial an Biomasse sinnvoll genutzt. Diese lokalen Kleinkraftwerke liefern ihren Strom auf der Mittelspannungsebene, in dem vorhandenen Netz. Hoch- und Höchstpannungsleitungen sind gar nicht erforderlich, der Strom wird vor Ort in ausreichender Menge bereitgestellt. Zusammen mit Solar- und Windanlagen kann der Bedarf sicher gedeckt, mit Hilfe intelligenter Speichersysteme auch den Bedarfsschwankungen angepasst werden. Die entsprechenden Anlagen befinden sich allerdings in Bürgerhand, entweder direkt eigens gegründeter Genossenschaften, oder der wieder erstarkten Stadtwerke. Sofern den Großen nicht gestattet wird, sich an diesen Gesellschaften zu beteiligen, bleiben sie immer weiter außen vor. Die Energie verschwendenden und Klimaschädigenden Großanlagen können daher bald vom Netz genommen werden.

Wer haftet für den volkswirtschaftlichen Schaden?

Der Schaden, den eine verfehlte Energiepolitik seit über 60 Jahren anrichtet, ist unübersehbar. Die fossilen Anlagen vernichteten fossile Ressourcen und nutzten nicht einmal die Hälfte der eingesetzten Energie. Der Schaden durch den kommenden Klimawandel kann von den Betreibern nicht getragen werden. Atomkraftwerke haben weltweit riesige Landstriche für alle Zukunft zerstört, einer Nutzung durch den Menschen entzogen. Dazu kommen die Landschaften, die durch Atomwaffentests oder die Produktion von Plutonium dafür verseucht sind, wie das Bikini – Atoll, die Gegend um Hanford in den USA und riesige Landschaften in Sibirien. Hinzu kommt das zukünftige Problem der Lagerung der Abfälle, einschließlich der abzureißenden Kraftwerksanlagen. Auch diese Kosten können und werden die Betreiber nicht tragen, zukünftige mögliche Schäden nicht eingerechnet. Ebenso, wie alle Großindustriellen Abenteuer, von der Agrar- und Lebensmittelindustrie (http://www.zeit.de/2011/12/P-Welternaehrung) bis zur Herstellung pharmazeutischer Produkte hat die Abgabe der Verantwortung an einige wenige Konzerne die Weltbevölkerung mehr gekostet und wird noch mehr Schaden verursachen, als die Erdenbürger, eigentlich nur in den Industriestaaten an Nutzen daraus gezogen haben. Diese bittere Erkenntnis vor Augen, müssen sich die Wissenschaftler und Techniker nun damit beschäftigen, am Besten wirklich nur von unten, in kleinen regionalen Projekten die Industriegesellschaft neu aufzubauen. Wenn möglich sollten in der Zwischenzeit die zukünftigen Erträge, der noch laufenden Großanlagen verstaatlicht und zur Schadensbehebung eingesetzt werden. Eine nachhaltige Wirtschaftspolitik kann zum Glück aus sich heraus für eine allen Menschen zu gute kommende Zukunft sorgen. Die Altlasten kann sie allerdings nicht beseitigen. Dafür müssen die Menschen vor Ort und die Steuerzahler in den westlichen Ländern noch für einige Generationen arbeiten.