Dieser Artikel wurde am 2. Juni 2013 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell! Die Ressourcen dieses Planeten sind begrenzt. Trotzdem werden sie von uns skrupellos so genutzt, als wären…
Dieser Artikel wurde am 2. Juni 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Ressourcen dieses Planeten sind begrenzt. Trotzdem werden sie von uns skrupellos so genutzt, als wären sie unendlich und auf alle Zeiten verfügbar. Das ist aber kein Problem des Menschen an sich, sondern wie alle Probleme des nicht nachhaltigen Wirtschaftens ein strukturelles. http://programm.ard.de/TV/Programm/Jetzt-im-TV/sand—die-neue-umweltzeitbombe/eid_287249928641913?list=main&first=1

http://future.arte.tv/de/thema/strande-gefahr#1776

 

In jedem Jahr verschwindet ein Mont Blanc

 

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich auch des Sandes eine Mafia angenommen, die unkontrolliert die letzten Reserven nutzbarer Sande abgräbt. Milliarden Tonnen werden in jedem Jahr bereits dem Meeresboden geraubt, samt der dort lebenden Flora und Fauna. Die Folge sind schwindende Ufer an den Meeren, stetig im Meer versinkende Strände und komplette Inseln. Das, was in Beton gegossen oder als künstliche Insel angeschüttet irgendwo „entsteht“ verschwindet an anderer Stelle für immer. Die Gewinne sind gigantisch, da der Sand an sich umsonst ist – noch. Die jährlich verbaute und anderweitig weltweit genutzte Menge des Sandes von 40 Milliarden Tonnen  entspricht in etwa einem Kegel in der Größe des Mont Blancs. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Auch Sand befindet sich normalerweise in einem natürlichen Kreislauf, bewegt sich kontinuierlich. Als erodierter Staub, von Wind und Regen abgehobelter Fels und verwehter Boden gelangt Sand über die Flüsse ins Meer, wird dort auf und ab bewegt, lagert sich als Sandstrand an den Ufern ab und schützt dort die Küsten. Dieser Weg wird allerdings mittlerweile bereits unterbrochen, weil hunderttausende Dämme die Flüsse aufstauen. Der natürliche Weg des Sandes endet bereits nach kurzer Strecke. Auch dadurch können die entnommenen Mengen an den Stränden nicht ersetzt werden. Was dann im Meeresboden ausgebaggert wird, rutscht natürlich von den Küsten sehr schnell nach.

 

Beton und Glas aus Sand aus der Wüste?

 

Die derzeit größten Projekte, die Unmengen Sand verschlingen entstehen in der Wüste der Ölstaaten. Allerdings wird dabei kein Korn Sand aus der Wüste genommen, sondern hauptsächlich aus Australien importiert und aus den Weltmeeren gesaugt. Wüstensand ist bereits zu lange „an der Oberfläche“, vom Wind so rund geschmirgelt, dass er für Beton nicht verwendbar ist.

Weltweit wachsen allerorts die Städte – in der Regel in Meeresnähe – weil die Menschen vom Land dorthin wandern, in der Hoffnung auf ihr Glück, das sie in ihren Dörfern nicht mehr erwarten. Der Baustoff für die neuen Quartiere und die neuen Straßen ist Sand, gegossen zu Beton. Daneben wachsen genauso schnell die Paläste der Konzerne mit Fassaden aus Glas. Geschmolzenem Sand.

Sand findet sich auch noch in allen Computern, Handys, Filtersystemen und tausenden Produkten der Chemie. Ein kostenloser Rohstoff, der uns schon lange ausgegangen ist. Der Umsatz der Sandmafia beträgt trotzdem 70 Milliarden Dollar im Jahr.

 

Das System zerstört sich selbst, wenn wir nicht rechtzeitig handeln

 

Es erscheint einem externen Beobachter sicher völlig skurril, wie Menschen ihren Lebensraum und damit auch sich selbst kontinuierlich und systematisch zerstören.  Dieses allerdings erst seit einer extrem kurzen Zeit – in evolutionären Zeitmaßen – und dafür aber gründlich und massiv.

Eine Umkehr zu einer nachhaltigen Zukunft kann allerdings nicht mehr erfolgen, ohne, dass das gesamte System in Frage gestellt und radikal verändert wird. Der bisherige Weg lässt keine Korrektur  innerhalb des Systems mehr zu. Jeder Versuch, mit einer technologischen Lösung unter Beibehaltung der Strukturen Nachhaltigkeit zu erreichen, muss scheitern, weil das System sofort neue zerstörerische Auswüchse produziert. Psychologen sagen dazu, dass diese Kultur ihre kognitive Schwelle erreicht hat.

Die Menschen müssen weltweit zurück in die Regionen und dort ihren Platz finden. Das heißt, sie brauchen dort Arbeit, ein Auskommen. Das ist eigentlich kein Problem, wenn sie es nur einfach machen würden. Allerdings fehlen sie dann in den großen Fabriken, die Dinge herstellen, die niemand braucht, in den Städten, wo sie ohnehin niemand will. Die Städte allerdings werden so wieder reduziert auf das, was sie – vielleicht – sinnvollerweise sein können, Plätze für den Handel, Verwaltung, Bildung und Kultur. Die Krebsgeschwüre an ihren Rändern müssen verschwinden, mitsamt den Straßen, Autobahnen und der ganzen Infrastruktur.

 

Eine Umkehr ist kein Verlust, sondern Gewinn an Qualität

 

In den „Schwellenländern“ fliehen die Menschen in die Stadt, in den Industriestaaten wohnen sie wieder auf dem Land, arbeiten aber in der Stadt. Beide Wege sind falsch. Megastädte sind der Tod für Menschen in einem System, das eigentlich schon tot ist. Das Land ernährt eigentlich die Menschen, doch nicht mehr in den meisten Ländern, dieser Erde. Statt ihre Nahrung anzubauen, arbeiten diese Menschen als Sklaven in Fabriken und kaufen überteuerte Lebensmittel aus den Industriestaaten, in denen diese industriell hergestellt sind. Dort wird dadurch der Boden zerstört. Wenn überall wieder jede Region sich selbst versorgt, nachhaltig und mit Pflege des Bodens, muss niemand mehr für Hungerlohn Kleider nähen, die ohnehin niemand braucht. Denkt man diesen Weg logisch weiter, findet man automatisch den Weg in die nachhaltige Zukunft, in allen  Bereichen des Lebens. Bisher rinnt uns aber die Zukunft durch die Hände – wie der Sand.