Wieso Details manchmal besser sind, als ein Überblick. Und wie Beziehungen dazu beitragen, dass wir nachhaltiger Leben.
Dieser Artikel wurde am 25. September 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

In der heutigen Zeit herrscht viel Trennung. Die Menschen bleiben in ihren jeweiligen Interessensgruppen unter sich und sind auch in Relation zu früher weniger stark mit Pflanzen und Tieren in Kontakt. Dadurch entstehen Verallgemeinerungen und es wird eher nur in größeren Kategorien und im Überblick gedacht und geredet – wie auch etwa hier in diesem Artikel bisher.

Dadurch entsteht aber eine Distanz zu all den Dingen. Schließlich ist es ein Unterschied, ob ich über irgendeinen Menschen, oder über Pepi, den schrulligen Alten von Nebenan rede, der immer die Kinder verscheucht, wenn sie bei ihm Äpfel stehlen, aber den Erwachsenen gerne Apfelkuchen vorbeibringt.

Wenn wir andere Menschen, Menschengruppen, Tiere und Pflanzen näher kennen lernen, bauen wir Verbindungen und Beziehungen mit ihnen auf, und wollen ihnen daher etwas gutes Tun.

Speziell wenn wir mit anderen - auch alten - Menschen Zeit verbringen, ist das oft eine willkommene Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen. - Photocredit: pixabay.com/MarjonBesteman
Speziell wenn wir mit anderen – auch alten – Menschen Zeit verbringen, ist das oft eine willkommene Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen. – Photocredit: pixabay.com/MarjonBesteman

Kennenlernen

Wenn wir uns also Zeit nehmen und die Menschen in unserer Umgebung wahrnehmen und kennenlernen, dann werden sie uns vertrauter. Dann können wir sie besser einschätzen und unsere Unsicherheit, und somit unsere Angst, reduziert sich.

Und je länger und intensiver wir die Leute kennenlernen, die um uns herum sind, umso eher kümmern wir uns auch gegenseitig umeinander. Helfen mal aus beim Tragen von Einkäufen, wenn uns Sonntag früh einfällt, dass wir kein Mehl mehr haben, oder wenn Pflanzen übers Wochenende gegossen werden sollen.

Dadurch werden aus “irgendwelchen” Menschen, die wir meist in eine bestimmte Kategorie einordnen, die wiederum mit Ideen und Vorurteilen behaftet sind, Individuen mit Gefühlen und Geschichten.

Wenn wir zu viel kochen, und daher unsere Nachbarn einladen, oder ihnen einen Teil anbieten, bauen wir Beziehung auf, und vermeiden, dass das Essen schlecht wird und weggeworfen werden muss. - Photocredit: pixabay.comlsachelny
Wenn wir zu viel kochen und daher unsere Nachbarn einladen, oder ihnen einen Teil anbieten, bauen wir Beziehung auf und vermeiden, dass das Essen schlecht wird und weggeworfen werden muss. – Photocredit: pixabay.comlsachelny

Zusammenhang mit Nachhaltigkeit

Aber was hat das nun mit Nachhaltigkeit zu tun? – Naja, das gleiche Phänomen gilt auch für alle anderen Lebewesen. Alle Tiere und Pflanzen und Pilze und sonstige Wesen.

Die Wahrscheinlichkeit ist zum Beispiel höher, dass wir uns für die Rettung der Au einsetzen, wo wir fast täglich spazieren gehen, als für irgendeinen Urwald am anderen Ende der Welt. Wenige von uns widmen ihr Leben einer gefährdeten Tierart, wenn sie sie nie persönlich gesehen und erlebt haben, oder sich sonst mit ihr tiefer und im Detail beschäftigt haben.

Wenn wir schon als Kinder viel Zeit in der Natur verbringen, bauen wir tiefere Verbindungen zu den Lebewesen in unserer Umgebung auf. - Photocredit: pixabay.com/mcconnmama
Wenn wir schon als Kinder viel Zeit in der Natur verbringen, bauen wir tiefere Verbindungen zu den Lebewesen in unserer Umgebung auf. – Photocredit: pixabay.com/mcconnmama

Weite Kreise

Je weiter wir diese Kreise des Kennenlernens und Beziehung-Aufbauens ziehen, und je mehr wir auch in die Tiefe gehen, umso mehr können wir über größere Zusammenhänge lernen und ist es uns nicht mehr egal, was wir tun.

Dadurch wechseln wir von dem puren Gedanken, dass etwas nicht in Ordnung ist und wir uns für jemanden einsetzen sollten, zu dem Gefühl, das wir mit diesem Lebewesen verbinden. Das Gefühl ist um ein vielfaches stärker, uns ins Handeln zu bringen, als es ein Gedanke und eine Überzeugung jemals sein könnte. Außerdem wandelt es meist ein “sollte” in ein “will” um.

Fazit

Dieser Beziehungsaufbau ist nicht etwas, das von heute auf morgen passiert. Und wir werden auch nicht mit allen Lebewesen gleich stark in Beziehung treten. Aber es funktioniert auch schon mit den kleinen Dingen, wie einem Gespräch im Lift mit der Nachbarin oder dem Beobachten der Amsel, die wir vielleicht nicht sehen, aber jeden Tag zur gleichen Uhrzeit am Abend und in der Früh singen hören.

Diese schrittweise über die Jahre aufgebauten Verbindungen helfen mir in meinem Leben unter anderem auch dann, wenn ich in einer Stimmung bin, wo ich die Hoffnung auf ein friedlicheres Miteinander fast aufgeben will. All diese kleinen Verbindungen und Beziehungen geben mir Kraft und sind der Start und der Keim für genau dieses friedlichere Miteinander.