Birkenzucker, Kokosblütenzucker und Co – laufend tauchen neue, “gesündere” Zuckeralternativen auf, doch wie gesund sind sie wirklich?
Dieser Artikel wurde am 9. Dezember 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ich versuche ja mich gesund und “clean” zu ernähren, also die Lebensmittel so unverarbeitet wie möglich zu kaufen. Weißmehl und auch normaler Haushaltszucker sind daher tabu. Auch brauner Zucker ist stark verarbeitet, ich süße also oft mit Honig oder hochwertigem Ahornsirup. In letzter Zeit sind aber so viele andere Zuckersorten am Markt aufgetaucht: Birkenzucker, Kokosblütenzucker und Demerara-Zucker, um nur einige zu nennen. Aber sind die stark verarbeitet? Oder so natürlich wie sie verkauft werden? (Stevia habe ich ja hier schon einmal näher betrachtet.)

Birkenzucker

Diese Zuckerart kannte ich zuerst unter einem anderen Namen, nämlich Xylit. Das klang für mich sehr künstlich und habe ich daher nicht weiter beachtet. Nun wird er also als Birkenzucker (manchmal auch Xucker) verkauft, obwohl er oft nicht einmal aus Birkenrinde hergestellt wird. Er wird meist auf chemischem Weg aus Xylose (Holzzucker) hergestellt, kann aber auch aus Glukose erzeugt werden, die bei der Spaltung von Stärke gewonnen wird (z.B. aus Mais, teils solchem aus gentechnisch verändertem Anbau in China).

Es handelt sich dabei um einen pflanzlichen Zuckeraustauschstoff, der in Bezug auf seine weiße Farbe und kristalline Struktur große Ähnlichkeit mit Haushaltszucker hat. Er ist auch ähnlich süß wie Zucker, allerdings nur halb so kalorienreich. Außerdem ist er besser für die Zähne geeignet, weil er – im Gegensatz zu herkömmlichem Zucker – keine Karies verursacht (die Bakterien im Mund können daraus keine Säure herstellen).

Beim Genuss kann es allerdings anfangs zu Blähungen und Durchfall kommen. Der Körper gewöhnt sich aber nach einer Weile an den Xucker und die Nebenwirkungen sollten aufhören. Der Preis ist aufgrund der aufwändigeren Herstellung mit 15-20 Euro pro Kilogramm höher als jener von Haushaltszucker. Für mich klingen Gentechnik und Durchfall, den ich noch dazu teuer kaufe nicht so toll, da schau ich mir lieber den nächsten Zucker an:

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Kokosblütenzucker

Kokosprodukte sind derzeit der Renner schlechthin, nun wird neben Kokosöl auch Kokosblütenzucker vermarktet. Er wird aus dem Nektar der Kokospalme hergestellt – dieser wird erhitzt bis er granuliert. Daher zählt er nicht als “stark verarbeitet” und klassifiziert sich auch fürs Clean Eating. Beworben wird er mit einem sehr niedrigen glykämischen Index von ca. 35 (Haushaltszucker hat ca. 55-75), wodurch der Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigt und der Insulinspiegel konstanter bleibt. Was ihn zusätzlich interessant macht: er enthält eine weit größere Menge an Vitaminen und Mineralien als herkömmlicher Haushaltszucker, liefert daher nicht nur Süßkraft, sondern auch Nährstoffe. Die Süßkraft ist ähnlich jener von braunem Zucker.

Repräsentative Studien zum glykämischen Index fehlen noch und der Importweg ist lange, was für eine schlechte Ökobilanz sorgt. Der Kilopreis von 20 bis 40 Euro macht den Zucker zu einem Luxusprodukt. Bei Kokosprodukten sollte man außerdem unbedingt auf die Zertifizierung achten und biologische Produkte kaufen, da nicht nachhaltige Kokosplantagen oft auf Kosten des Regenwaldes gepflanzt werden. Kann man sich also das Bio-Produkt leisten, ist Kokosblütenzucker auf jeden Fall eine gute Alternative!

Demerara-Zucker

Im Supermarkt ist mir außerdem schon öfter der Demerara Zucker aufgefallen. Sieht aus wie brauner Zucker, ist das am Ende genau das selbe? Er wird durch die Kristallisation des Zuckerrohr-Saftes gewonnen und hat eine goldbraune Farbe. Sein Geschmack ist aromatisch, malzig. Der Demerara Zucker ist einfach eine Unterart von Rohrzucker. Davon gibt es verschiedene Arten: weißen Raffinade-Zucker (also stark raffiniert), Roh- und Vollrohrzucker. Rohrohrzucker ist teilweise raffiniert und enthält 0,3-1% Melasse. Vollrohrzucker dagegen ist unraffiniert und enthält alle im Zuckerrohr enthaltenen Mineralien (Eisen, Magnesium…) sowie B-Vitamine. Ein sehr dunkle Version dieses Roh-Rohrzuckers mit einem Melassegehalt von 2-3% ist der Demerara Zucker. 

Also auch nährstoffreicher als Haushaltszucker (was ja im Grunde genommen nicht schwer ist, nachdem dieser keinerlei Nährstoffe für den Körper enthält :-)). Wichtig aber auch hier, auf Biologische und wenn möglich Fair Trade Produkte zurück zu greifen. Diese sind allerdings schon zwischen 5 und 10 Euro pro Kilogramm erhältlich, also durchaus eine preiswerte Alternative.

Fazit: so gesund sind die Trendzucker

Kalorienarm, nährstoffreich, günstig…die Alternativen haben schon jede für sich seine Vorteile. Förderlich für die Gesundheit ist im Grunde aber keiner, Zucker bleibt Zucker. Nach Möglichkeit weißen Zucker gegen Alternativen auszutauschen, um mehr Nährstoffe zu essen oder Kalorien zu sparen, ist sicher keine schlechte Idee, wobei auch diese nur in Maßen genossen werden sollten. Rezeptideen mit den “neuen” Trendzuckern findet man online zuhauf – wer also schon in der Weihnachtsbäckerei weißen Haushaltzucker austauschen möchte wird dafür sicherlich fündig.

Quelle:
http://www.nachrichten.at/nachrichten/gesundheit/Ist-Xucker-besser-als-Zucker;art114,1349814
http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument/MagazinArtikel/Detail&cid=318896340055
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/stevia-agavensirup-xilit-was-taugen-zuckeralternativen-a-1016545.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrzucker

Bilder/Fotograf: 
sxc / Freepik

ulli goeblUlrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.