Viele von uns haben eine Idee, ein Bild davon, woher die Dinge kommen, die wir konsumieren oder wohin sie gehen. Gleichzeitig haben wir aber den Entstehungsprozess bzw. Entsorgungsprozess nicht mit eigenen Augen gesehen, geschweige denn miterlebt, aus welchen Rohstoffen, mit welchem Aufwand die Dinge produziert bzw. entsorgt werden, die wir konsumieren.
Die Frage, wo unser Essen herkommt stellen sich manche von uns immer öfter, viele noch immer nicht. Aber was ist mit der Frage, die den Kreis schließen würde? Wo geht es hin? Und wie kann das von uns entsorgte wieder dem Kreislauf zugeführt werden, dass daraus Neues entstehen kann? Wie können wir durch unsere Abfälle nicht nur der Umwelt nicht schaden, sondern ihr sogar etwas gutes tun? Wie kann durch unsere Abfälle neues Leben entstehen?
Herkunft
Die meisten von uns müssen sich in der westlichen Gesellschaft nicht damit auseinander setzen, was es bedeutet, Gemüse das halbe Jahr lang zu ziehen, zu pflegen, sich zu kümmern, bevor man es ernten und verarbeiten kann, um es dann zu essen. Und damit hört es ja auch nicht auf. Bevor neues Gemüse gepflanzt werden kann, muss der Boden wieder aufbereitet werden, wieder mit Nährstoffen versorgt werden. Dadurch, dass viele von uns diese Erfahrung nicht haben, was für die Produktion von Gemüse alles notwendig ist, fehlt uns außerdem die Wertschätzung dafür, weshalb es auch leichter zu ignorieren ist, dass so viele Lebensmittel täglich entsorgt werden müssen, nur weil uns suggeriert wird, dass wir mehr Auswahl haben wollen.
Entsorgung
Früher wurden fast alle organischen Reste verkompostiert oder den Tieren verfüttert, und somit die Nährstoffe wieder der Erde bzw. dem Kreislauf zugeführt. Heute wird aus einem linearen Gedanken heraus einfach vieles verbrannt, damit es uns nicht mehr im Weg ist. Sowohl Speisereste als auch Ausscheidungsprodukte werden generell als potentiell gefährlich betrachtet (könnten schädliche Stoffe enthalten) und dadurch wertvolle Nährstoffe dem Kreislauf entzogen.
Durch die vielen Erfindungen der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte, die unseren Komfort gesteigert haben, allen voran das WC und die Müllabfuhr, müssen wir uns nicht mehr damit auseinandersetzen, wo die „Abfälle“ landen und was mit ihnen geschieht. Allein schon die Tatsache, dass wir Dinge erschaffen, die nach unserer Verwendung zu etwas werden, das nicht mehr in den Kreislauf zurückgegeben werden sollte, weil es anstatt neues Leben zu schaffen das existierende Leben be- oder verhindert (z.B. Plastik, Chemikalien, etc.) zeigt, wie weit wir uns vom Denken in Kreisläufen entfernt haben.
Zurück zum Kreis
Alle Lebewesen, egal ob Pflanzen, Tiere oder Pilze, folgen einem Kreislauf von entstehen, wachsen, sterben, umwandeln und entstehen von etwas Neuem. Aber seit ich denken kann, habe ich mein eigenes Leben als etwas lineares begriffen. Wie können wir also zu einem Kreislaufdenken wie früher zurückkehren?
Ein erster großer Schritt ist das bewusstere Wahrnehmen, in welchen Aspekten unseres Lebens dieses lineare Denken existiert. Durch mein Leben im Container mit einer Trockentrenntoilette habe ich mich zum Beispiel mehr damit beschäftigen müssen, wie viel Ausscheidung ich produziere, und was ich damit tun kann, wie ich damit umgehe. Davor habe ich auf meinem Fensterbrett Paradeiser, Karotten und Salat gezogen und mich damit auseinander gesetzt, wie viel Aufwand notwendig ist, bevor ich etwas konsumieren kann. Durch das Auseinandersetzen mit mehreren Schritten im Kreislauf ist mir die Wichtigkeit der Kreisläufe viel stärker bewusst geworden.