Mülltrennung, Fotocredit: Ulrike Göbl
Mülltrennung, Fotocredit: Ulrike Göbl
Zero Waste ist als Familie nicht einfach – es muss jedoch nicht gleich “Zero” sein!
Dieser Artikel wurde am 8. März 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Verpackungen wirken durchwegs negativ auf unsere Umwelt ein, das kann keiner mehr leugnen. Sie einfach weg zu lassen ist oft einfach keine Option, doch was ist die Alternative? Ich habe mich ein bisschen eingelesen und versuche anscheinend schon länger ganz intuitiv, die sogenannten “5 R’s” in meiner Familie umzusetzen.

Die 5 R’s von Zero Waste

Verpackungen werden oft nur als Mittel zum Zweck wahrgenommen. Die lästige Hülle die übrig bleibt und unsere Mistkübel füllt. Sie haben natürlich auch sinnvolle Eigenschaften, zum Beispiel die Produkte zu identifizieren, vor Staub, Druck und Temperatur zu schützen oder haltbar zu machen. Doch trotz dieser plausiblen Gründe dafür gibt es ebenso sinnvolle Gründe gegen Verpackungen. Österreich produziert jährlich 2,6 Millionen Tonnen Verpackungsmüll. Das ist nicht nur eine ganze Menge Müll, sondern auch ein massiver Ressourcenverbrauch, denn in vielen Verpackungen kommen fossile Rohstoffe zum Einsatz. 

Die große Frage lautet also: wie können wir unseren Verpackungsmüll reduzieren? Beziehungsweise welche Alternativen gibt es, die die negativen Umwelteinwirkungen langfristig minimieren? Nun gibt es eine einfache Vorgehensweise für Abfälle, die auch bei Verpackungen Sinn macht: die sogenannten 5 R’s. Diese Bezeichnung kommt, wie so oft, aus dem Englischen, und ist quasi die Abkürzung für “Refuse – Reduce – Reuse – Recycle – Rot” – also “Ablehnen – Reduzieren – Wiederverwenden – zur Wertstoffsammlung geben – Kompostieren”. Dabei geht es um Müll, besonders Verpackungsmüll. 

Was diese nun im Detail bedeuten und wie man sie auch mit Familie umsetzen kann, habe ich mir genauer angesehen.

Praxistipps für die ganze Familie

Refuse – Ablehnen

Als Erstes gilt es “nein” zu sagen. Zum Werbeprospekt, zur Duftprobe, zum Gratissackerl und allen anderen Dingen, die einem täglich nahezu aufgedrängt werden (“Jööö, ein kostenloser Kuli!!! Ich hab zwar schon 37 andere daheim, aber Kulis kann man doch immer gebrauchen”). Abfälle sollten am besten erst gar nicht entstehen, und je weniger sie genutzt werden, desto weniger werden auch hergestellt. Dieser Punkt fällt mir seit unserem Umzug im letzten Jahr deutlich leichter. Wir haben sehr viel aussortiert und ich möchte nicht gleich wieder alles voll räumen mit Dingen, die ich gar nicht brauche. 

Ich nehme also fast kein Werbematerial mehr an, habe immer brav mein Stoffsackerl mit und wir haben alle Werbeprospekte abbestellt. Natürlich kann ich den Kindern nicht verbieten den gratis Luftballon anzunehmen. Ich kann aber vorleben, dass man nicht alles nehmen muss, was einem angeboten wird.

Reduce – Reduzieren

Es gibt mittlerweile einige Geschäfte in denen speziell auf wenig Verpackung geachtet wird. Doch auch im normalen Handel hat man manchmal die Wahl, vor allem bei Obst und Gemüse. Es gibt wiederverwendbare Beutel, die man statt der normalen Plastikbeutel nehmen kann. Auch ein wiederverwendbarer Kaffeebecher spart über die Jahre enorm viele Einwegbecher. Solche Kleinigkeiten gibt es in allen Lebensbereichen, mittlerweile bekommt man schon Trockenshampoo und festes Duschgel zu kaufen, wodurch die Verpackung wegfällt. Generell empfiehlt sich eine Reduzierung des Konsums, um auf diesem Wege weniger Abfall und damit Verpackungsmüll zu produzieren. 

Ich gebe zu: der Punkt ist nicht ganz so einfach, wir produzieren immer noch sehr sehr viel Müll. Obwohl ich oben genannte Punkte einhalte und brav meinen Obst- und Gemüsebeutel mitnehmen, ebenso den Kaffeebecher, und feste Kosmetika benutze und wiederverwendbare Backmatten an Stelle von Backpapier besitze. Wir haben auch kleine, waschbare Baumwolltücher statt Küchenrolle, was in unserem Haushalt enorm viel Müll vermeidet. Wir sind also nicht perfekt, aber darum geht es ja auch gar nicht. Der Weg ist das Ziel.

Reuse – Wiederverwenden

Um Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten macht es Sinn, Dinge möglichst lange wiederzuverwenden. In vielen Fällen können Verpackungen leider nicht einfach weg gelassen werden. In diesem Fall sind Mehrwegverpackungen eine ökologisch sinnvolle Alternative. Leider ist der Anteil des Pfandgebindes in Österreich nur noch bei ungefähr 22% (mit Bier und Mineralwasser als Spitzenreiter) – zum Vergleich: 1994 lag der Anteil noch bei rund 80%. Der Handel kann selbst entscheiden, ob und wie viele Produkte er im Mehrweggebinde anbietet. Nachdem dieser Weg doch etwas mehr Aufwand ist, entscheiden sich die meisten Geschäfte dagegen und die Konsumenten haben keine Wahl. 

Im Versandhandel, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat, gibt es jedoch seit kurzem eine gute Alternative zu herkömmlichen Kartons: wiederverwendbare Versandtaschen, die mindestens 20 Umläufe aushalten. Wer seine Lieferung in der Repack-Tasche erhält, kann diese gratis per Post zurückschicken. Sie wird dann gereinigt, auf Schäden überprüft und wieder zurück in den Handel gebracht. Dabei werden bis zu 80% der CO2 Emissionen eingespart. 

Doch auch im kleinen Rahmen daheim ist das Wiederverwenden möglich. Meine Kinder hatten zum Beispiel lange kein “richtiges” Sandspielzeug, sondern lauter alte Verpackungen als Sandformen. Zugegeben, die halten nicht allzu lange, es macht dafür auch wenig, wenn sie einmal am Spielplatz vergessen werden. Und die Kinder hatten damit genauso viel Spaß (fremde Kinder wollten sogar oft lieber mit diesen unbekannten Formen spielen, als mit ihren klassischen Sandformen). Generell eignet sich viel “Müll” gut zum Spielen, wie die Plastikbecher vom Müsli in der Kantine im Büro als Aufbewahrung von allen möglichen Naturschätzen (siehe Bilder).

Recycle – zur Wertstoffsammlung geben

Abfälle, die sich mit keiner der genannten Methoden vermeiden lassen, kommen zum Recycling (oder zum Kompost, siehe nächster Punkt). Durch einen Entschluss Chinas, Importe von Kunststoffabfällen aus Europa zu stoppen, blüht die europäische Recyclingindustrie. Recyclingunternehmen wurden so deutlich rentabler.

Wir trennen hier den Müll und bringen ihn zum Mistplatz nebenan. Den Kindern macht es unglaublich viel Spaß und sie kennen schon die Farben der verschiedenen Mistkategorien. 

Mülltrennung, Fotocredit: Ulrike Göbl
Mülltrennung, Fotocredit: Ulrike Göbl

Rot – Kompostieren

Lebensmittelabfälle zu kompostieren ist aus ökologischer Sicht äußerst sinnvoll und nichts neues. Neuer sind Verpackungen, die ebenfalls verrotten. 

Mit einem Garten macht es durchaus Sinn sich einen eigenen Komposthaufen anzulegen. Bei uns gibt es auch einen Biomüll-Container und den Kompost hole ich vom Mistplatz nebenan. Ich habe auch schon mit einer Wurmkiste geliebäugelt, vielleicht berichte ich euch dann bald davon.

Ein sechstes R wäre das “Reparieren”. Auch das vermeidet Müll und ist oft einfacher als man denkt. Wir haben schon einige Elektrogeräte selbst reparieren können und auch Kleidung konnte ich durch etwas Nähseide noch retten. Wer selbst nicht so geschickt ist kann sich Hilfe holen, es gibt öfter Events (zum Beispiel Fix it) und auch einige darauf spezialisierte Shops. 

Am 01.01.2019 ist übrigens in Deutschland eine neue Verpackungsverordnung in Kraft getreten. Diejenigen, die verpackte Waren in den Verkehr bringen müssen die Verpackung ab sofort registrieren lassen. Damit entsteht eine erweiterte Produktverantwortung, denn so wird auch die Verantwortung dafür übernommen, dass diese Verpackungen die Umwelt möglichst wenig belasten. Ein Schritt in die richtige Richtung und sicherlich auch für Österreich sinnvoll. Doch bis es soweit ist versuchen wir im Kleinen die 5 R’s so gut es geht einzuhalten!

Quellen:
Biorama N 58, Andrea Lunzer: “Refuse – Reduce – Reuse – Recycle – Rot”
Wastelandrebel, Shia Su: “Die 5 R’s von Zero Waste
Zero Waste Familie, Stefanie Rassow-Kießling: “Zero Waste hat nun 6 R-Regeln