Die Lage eines Gebäudes ist für seine Gesamtenergiebilanz entscheidend. Wie grün ist zum Beispiel das Passivhaus am Stadtrand, wenn man jedes mal das Auto braucht, um in die Arbeit oder zum nächsten Geschäft zu kommen? Wie grün ist ein Bürokomplex, der zwar allen möglichen Umweltstandard entspricht und für Beheizung, Belüftung, Beleuchtung, … wenig Energie benötigt, wenn er nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist? Der Transport zum und vom Gebäude hat einen weit größeren Einfluss auf seine Gesamtenergiebilanz, als den meisten von uns bewusst ist.
Alex Wilson hat bereits 2007 vorgeschlagen, den Begriff „Transportation energy intensity“, der normalerweise verwendet wird, um anzugeben wie effizient eine Fracht transportiert wird, auch auf Gebäude anzuwenden. Die Lage eines Gebäudes hat natürlich einen deutlichen Einfluss auf seine Transportenergieintensität und diese wiederum auf die Gesamtenergiebilanz des Gebäudes.
Interessant in dem Zusammenhang ist das Urban Archetypes Project von Natural Resources Canada aus dem Jahr 2009. Dafür wurden verschiedene Wohnviertel in acht Gemeinden in Kanada untersucht, Daten zur physikalischen Infrastruktur, Strom-, Gas- und Ölverbrauch wurden erhoben. Die untersuchten Viertel wurde nach unterschiedlichen Eigenschaften, wie typischer Gebäudetyp und Baujahr, ausgewählt. Das Ergebnis, das vielleicht so manchen überraschen mag, war, dass innerstädtische Viertel mit hohem Altbaubestand eine deutlich besserer Energiebilanz hatten als Neubauviertel oder Vororte mit vornehmlich Einfamilienhäusern. Warum? Weil die Planer damals nicht auf Autofahrer fokussiert waren, sondern darauf, dass die Bewohner möglichst alle Wege zu Fuß oder mit dem Rad erledigen können.
Wer also seine Energiebilanz verbessern möchte, sich aber kein Passivhaus leisten kann, sollte bei der Wahl seines Wohnortes auf die Lage achten. Gute öffentliche Anbindung, gute Radfahr- und Fußgängerinfrastruktur, die Möglichkeit Geschäfte, Arbeitsplatz und ähnliches ohne PKW zu erreichen, sind die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Wohnortes, wenn man seinen Energieverbrauch gering halten will.
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