Nullenergiehäuser gelten als zukunftsträchtige Modelle. Der Standort des Hauses ist dabei ein gewichtiger Faktor, der an der Sinnhaftigkeit solcher Modelle zweifeln lässt. Wird der externe Energiebezug eines Gebäudes durch den eigenen Energiegewinn aufgewogen, spricht man von einem Nullenergiehaus. Im Gegensatz zum Passivhaus liegt der Fokus nicht auf der Wärmerückgewinnung, sondern auf der Erzeugung von erneuerbaren Energien für den hauseigenen Gebrauch um die externen Energielieferungen im Jahresverlauf auszugleichen. Mit einer ausreichenden Solaranlagen und/oder einer Mini-Windkraftanlage lässt sich das ziemlich einfach erreichen.
Entscheidend ist dabei der Standort des Hauses, und das ist gleichzeitig auch die Problematik des Themas. Das Konzept der Nullenergiehäuser ist auf Einfamilienhäuser in den Vororten und Speckgürteln ausgerichtet. Pläne (wie jene des NIST-Projekts in den USA) gehen von Häusern mit großen Dächern und wenig Hindernissen in der Umgebung aus, die den Wind oder die Sonneneinstrahlung reduzieren. Der Energiebedarf solcher Häuser wird ausschließlich hinsichtlich des Energieverbrauchs im Haus berechnet.
Schaut man über den Rand des Grundstücks hinaus, zieht man also den Gesamtenergiebedarf in Betracht, ergibt sich ein differenziertes Bild der Nullenergiehäuser. Diese Häuser erfordern hohe Investitionen in Infrastruktur, Verkehr und Wasserversorgung, dazu kommen die damit verbundenen CO2-Emmissionen und zerstörter Lebensraum von Tieren. Der ökologische Fußabdruck eines Niedrigenergiehauses ist größer als auf den ersten Blick angenommen. Nachhaltiges Bauen in Städten, zum Beispiel ergänzt um Mieterstrom-Modelle, wäre ein umweltfreundlicherer Blickwinkel.
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Titelbild: http://www.nist.gov