Ausgehend von den Industriestaaten und ihrem Lebensstandard breiten sich nun auch die Grenzwerte, die sich aus diesem ergeben global aus. Oft ist die Frage: „Wozu brauchen wir diese Grenzen?“
Dieser Artikel wurde am 6. April 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Der menschliche Körper als Teil der Natur

 

Grundsätzlich gilt, dass der menschliche Körper, als lebender Organismus ein Teil der Natur dieses Kosmos ist, wie jedes andere Lebewesen. Die Aufhebung des ehemals vorhandenen „Du-Charakters“ hat nur mit der Vorstellung zu tun, dass der Mensch ein Alien, ein exotisches Wesen ist, dem der Rest des Universums für seine Zwecke überlassen wurde. Dieses übersteigerte Ich-Bewusstsein ist sicherlich ein pathologischer Irrtum, aber nun mal verantwortlich für all die Fehler, die als Folge dieser Wahnvorstellung begangen wurden und nun zumindest die zivilisatorischen Werke diesen Lebewesens bedrohen. Schuld mag ein grammatischer Fehler bei der Übersetzung einer Bibelstelle sein, in der es heißt: „…und macht Euch der Erde untertan“. In den meisten Übertragungen steht leider: „…und macht Euch die Erde untertan“. Der Glaube an diese Bedeutung hatte jedenfalls fatale Folgen. Unbestreitbar steht die Umwelt, das gesamte Universum in einer nicht ausschaltbaren Wechselwirkung mit der Ansammlung von speziellen Zellen, genannt „homo sapiens“, weshalb nach einiger Zeit die ungezügelte Aktivität dieser Spezies auch Folgen auf sein Leben hatte.

Grenzwerte sollen den Menschen vor den Auswirkungen seines Tuns schützen

Bis vor etwa 100 Jahren konnten die Menschen noch einfach umsiedeln, wenn sie feststellen mussten, dass die Natur an ihrem bisherigen Standort nicht mehr genug Rohstoffe hergab, die Wälder abgeholzt, die Böden ausgelaugt, das Klima zu kalt oder zu heiß geworden, oder die Flüsse zu oft über die Ufer getreten waren. Mit Beginn der Industrialisierung und der folgenden Landflucht wurde diese Möglichkeit ausgeschlossen, zumal der verfügbare Siedlungsplatz nicht zuletzt durch Staatsgrenzen begrenzt ist. Der Mensch kann also nicht mehr vor den negativen Folgen seines Handelns fliehen, muss die Schäden aushalten. Selbst in Tschernobyl oder aktuell in Fukushima ist es fast unmöglich, alle Anwohner von den nun auf Dauer vergifteten Lebensräumen auszusiedeln, kehren viele Menschen trotz der Gefahr für ihr Leben wieder an diese Orte zurück. Das gleiche Beharrungsvermögen findet man zum Beispiel um die ehemalige US-amerikanische Plutoniumfabrik Hanford. In den umliegenden Ortschaften Richland, Pasco und Kennewick ertragen die Bewohner stoisch die unvermeidlichen Vergiftungsfolgen, wie Missbildungen ihrer Kinder, extrem hohe  Krebserkrankungszahlen seit nunmehr 60 Jahren. Grenzwerte für Strahlenbelastungen werden hier einfach ignoriert. Es stellt sich also die Frage: „Warum brauchen wir überhaupt Grenzwerte?“

Wann wird ein natürliches Gleichgewicht gestört?

Jeder Organismus passt sich den Bedingungen seiner Umwelt an. Hat er das richtig gemacht, kann er dort lange existieren. Sobald eine Veränderung nicht mehr übernommen wurde, ist die Spezies dem Untergang geweiht. Seit der Mensch verschiedene Methoden entwickelt hat, dieses Gleichgewicht, also den Inhalt der Waagschalen zu bestimmen, kann er bewusst auf Veränderungen reagieren. So weiß er inzwischen, wie hoch die Strahlenbelastung ist, der er permanent ausgesetzt ist. An diese Belastung hat er sich in Jahrtausenden angepasst. Diese normale  Strahlenbelastung setzt sich aus der kosmischen Strahlung und einer Strahlung, die unsere Erde abgibt zusammen und beträgt für einen Flachlandbewohner pro Jahr im Mittel 2 mSv (Millisievert). Bergbewohner, die in Höhen über 3.000 Metern leben, haben sich auf eine Strahlung von bis zu 4 mSv im Jahr eingestellt. Inzwischen ist diese Belastung aufgrund der fortschreitenden Zivilisation in den Industriestaaten auf das Doppelte gestiegen. Im Wesentlichen beruht diese Zunahme auf einer durchschnittlichen Belastung durch medizinische Anwendungen (1,9 mSv). Dabei bringt es eine einzige Computertomographie auf eine Belastung von 20 mSv. Weitere Belastungen, wie ein normal laufendes Kernkraftwerk (0,01 mSv), die Folge sämtlicher Kernwaffenversuche (0,01 mSv) und der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (0,016 mSv) oder eine Flugreise (0,1 mSv) fallen da schon nicht mehr ins Gewicht, wobei es ein Pilot im Jahr auf gut 20 mSv bringt. Die Frage ist jedoch, wann die Waagschale soweit gefüllt ist, dass nachhaltige gesundheitliche Schäden entstehen. Eine Verdoppelung des Gewichts auf der einen Seite müsste eigentlich schon zu einer merklichen Reaktion führen. Dieses festzustellen, scheint aber noch die Fähigkeiten unserer Wissenschaft zu übersteigen, da die Zusammenhänge sehr komplex sind. Als Grenzwert für eine weitere Belastung durch Strahlung, also über diese angeblich unabwendbaren 4 mSv hinaus, wurde für normale Erwachsene ein Wert von 1 mSv pro Jahr festgelegt. Bestimmte Berufe, wie das fliegende Personal oder Arbeiter in Kernkraftwerken, dürfen es – unbeschadet? – auf 20 mSv im Jahr bringen.

Nicht nur radioaktive Strahlen belasten Mensch und Natur

Neben der Belastung durch die nicht wahrnehmbare radioaktive Strahlung wird unser Körper auch durch andere Zivilisationsfolgen belastet. Verfahrensingenieure entwickeln industrielle Anlagen, die ein bestimmtes Produkt möglichst effizient herstellen. Dabei ist die Wirtschaftlichkeit des Prozesses der wichtigste Faktor. Der Einfluss des Verfahrens auf die Umgebung  wird nur gezwungener Maßen und erst seitdem erhebliche Schäden bereits entstanden sind, berücksichtigt. Um diese zuweilen gravierenden Schäden an Mensch und Umwelt einzudämmen, wurden Grenzwerte eingeführt. Diese regeln die „zulässige Belastung“ durch giftige Chemikalien, Lärm, Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln und pharmazeutischen Produkten oder als schädlich erkannte Abgase der Verkehrsmittel. All diesen Stoffen war der Mensch oder die ihn umgebende Natur bis dahin nicht ausgesetzt. Viele Organismen allerdings, die eine kurze Reproduktionszeit haben, können sich dieser Veränderung hinreichend anpassen, bringen geeignete Mutationen hervor. Der Mensch jedoch muss diese Veränderungen oft innerhalb einer Generation verarbeiten. Eine Anpassung seines Körpers ist in der Regel nicht zu erwarten. So wird also versucht, die Grenzen der Belastbarkeit zu bestimmen, ein Grenzwert festgelegt. Der Nachteil ist dabei häufig, dass dieser erst der folgenden Generation zugute kommt, da der Schaden ja an der Elterngeneration erst „studiert“ wurde. Auch lässt sich dann erst in der Folgegeneration feststellen, ob der Grenzwert richtig war und ob die eingetretene Veränderung (Mutation) gut, also Lebensfähig ist oder nicht. Da der Verursacher des Schadens allerdings Menschengemacht ist, wäre der intelligentere Schluss, die Ursache vollständig zu beseitigen, statt nur die schädliche Auswirkung, so weit wirtschaftlich vertretbar, zu verringern.

Manche Grenzwerte haben sogar einen wirtschaftlichen Hintergrund

Während die Begrenzung von schädigenden Einflüssen der Zivilisation die Konzerne zu zusätzlichen Ausgaben zwingt, hat es die Industrie geschafft, weitere Grenzwerte einzuführen, die ihr einen Nutzen bringen. Natürlich verdienen verschiedene Industriezweige auch an den bisher genannten Grenzwerten, da verschiedene Produkte, von Filteranlagen bis zu Schutzvorrichtungen erzeugt werden müssen, um die Grenzwerte einzuhalten. Viel gewinnbringender sind jedoch Grenzwerte im Bereich der Gesundheit. Wurde bei den schädigenden Auswirkungen der industriellen Produktion den Menschen die Möglichkeit, den Belastungen durch Umsiedlung zu entgehen genommen, wird bei der Festlegung von Grenzwerten in der Medizin die natürliche Kontrolle und Rückmeldung des eigenen Körpers ausgeschaltet. Plötzlich erklären Ärzte den Menschen, dass sie einen gefährlich zu hohen, oder zu niedrigen Blutdruck, Cholesterinwert, Fettanteil oder gar eine ungesunde Hautfarbe haben. Für alle möglichen „Lebenszustände“ werden Grenzwerte bestimmt, die durch die Einnahme von Medikamenten oder bestimmte – kostenpflichtige – Therapien eingehalten werden können, sofern sie überschritten wurden. Sind diese Grenzwerte zu hoch, ist also die Zahl der betroffenen Menschen zu niedrig, werden diese so weit gesenkt, dass eine wirtschaftlich interessante Größe erreicht wird. Der Verdacht, dass auch hier ein grundsätzlicher Irrtum vorliegt, liegt nahe.

Jeder künstliche Schaden an der Natur ist zu vermeiden

All diese Umstände, die negativen Auswirkungen der Zivilisation und der Zwang diese mit Hilfe von Grenzwerten abzumildern, sind ein Zeichen für eine nicht nachhaltige Entwicklung. Sowohl die Umwelt, also der Teil der Natur außerhalb der Menschen als auch der Mensch selbst haben in vielen tausend Generationen ein stabiles Gleichgewicht eingestellt. Dieses kann nur in ebenso langen Zeiträumen vorsichtig angepasst, nicht aber radikal verändert werden. Eine nachhaltige Entwicklung kann sehr wohl zivilisatorische Annehmlichkeiten erhalten und enthalten, allerdings in einem ausgewogenen Miteinander mit der Umwelt. Gleichzeitig sollte eine Gesundheitspolitik das Ziel haben, den Menschen zu dienen und nicht dem „Krankheitssystem“ aus pharmazeutischer Industrie und Ärzten. Dabei ist grundsätzlich  Albert Einsteins Anmerkung zu befolgen: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will“.

Quellen unter anderem:

Vernon Coleman – Wie Sie Ihren Arzt davon abhalten, Sie umzubringen

Jörg Blech – Die Krankheitserfinder. Wie wir zu Patienten gemacht werden

http://www.greenpeace.de/themen/chemie/nachrichten/artikel/neue_pestizidgrenzwerte_als_gesundheitsrisiko_erkannt/

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