Seit Jahren hören wir vom Bienensterben und seinen Auswirkungen, spätestens seit der Dokumentation „More than honey“ im Jahr 2012. An Bilder von Arbeitern in China, die in Obstbäume klettern und mit Wattestäbchen Blüten bestäuben und Trucks, die in den USA Bienenvölker als „mobile Bestäuber“ durch die Gegend karren, erinnern sich Viele. Mittlerweile gibt es zahlreiche Projekte die den Bienen helfen – und jeder kann etwas tun.
Auswirkungen des Bienensterbens
Für alle, die noch denken sie kämen doch gut ohne Honig aus und verstehen die Aufregung nicht, hier ein paar Facts rund um das Bienensterben. Wissenschaftlich gibt es viele Beweise dafür: seit 1989 gibt es rund 80% Verlust an „Biomasse“ von Fluginsekten. Die Folgen sind vielfältig: unsere ganze Ernährung hängt direkt und indirekt davon ab, dass Insekten Pflanzen bestäuben. In Hannover wurde dies den Konsumenten im Mai drastisch vor Augen geführt: statt 2500 Artikeln gab es nur noch rund 900. Obst, Gemüse, Kaffee, Schokolade, Tiefkühlkost, Säfte uvm. fehlten – „Biene weg – Regal leer“ lautete die Botschaft.
Die ökologischen Konsequenzen eines solchen Artenrückgangs betreffen allerdings nicht nur uns Menschen. Die Vogelwelt etwa verliert schon jetzt eine wesentliche Nahrungsquelle. 60% der heimischen Vögel ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Fällt diese Nahrung weg führt das zu weiteren Problemen, die eigentlich einen eigenen Bericht Wert wären.
Projekte gegen das Artensterben
Nachdem ein Bewußtsein für das Problem geschaffen wurde gibt es viele Projekte, die dem Bienensterben entgegen wirken wollen. Neben der Imkerei ist auch die Zeidlerei im Vormarsch. In der langen Geschichte von Mensch und Biene ist die Zeidlerei gewissermaßen eine Etappe zwischen der gefährlichen Beerntung wilder Honigbienen und der modernen Imkerei. Es geht dabei nicht um Honig sondern darum, der Honigbiene ihr natürliches Zuhause in einem Baum zurückzugeben. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die Gesundheit der Völker profitiert und sie regenerieren. Im botanischen Garten in Frankfurt können die Besucher mittlerweile drei bewohnte Bienenbäume besichtigen. Wie Vögel, die in ihrer Umgebung keine Brutmöglichkeit finden und in Nistkästen einziehen, nehmen Bienenschwärme Baumhöhlen meist sofort an. Wilde Honigbienen leben seit jeher in einer oval-runden Höhle, gut isoliert durch das umgebende Stammholz und in luftiger Höhe.
Bienen in der eckigen Magazinbaute der modernen Imkerei stehen dagegen meist bodennah und dort ist es deutlich feuchter. Im Winter, wenn die Insekten auf den Waben eng zusammen rücken, um sich zu wärmen, bildet sich in den kühlen Ecken der Kiste Kondenswasser und Schimmel entsteht. Außerdem lebt die Biene in der Baumhöhle in einer symbiotischen Gemeinschaft mit vielen Kleinstlebewesen, Mikroorganismen, Bakterien und Pilzen. Dies fehlt in künstlichen Bienenwohnungen – noch, denn es gibt aktuelle Forschungen in diese Richtung.
Neben den neuzeitlichen Zeidlern befassen sich auch andere mit naturnahen Haltungsmöglichkeiten von Honigbienen. Der Hobbyimker und Techniker Andreas Heidinger tüftelt seit 2012 an seiner Bienenkugel. Kernidee ist ein rundes Bienennest wie in der Natur, mit dem natürlichen Wohnklima einer Baumhöhle.
Generell ist das (Hobby) Imkern wieder „in“ und, trotz der vorhin genannten negativen Punkte, ein guter Anfang!
Was jeder Einzelne tun kann
Man muss jedoch nicht gleich Imker oder Zeidler werden, um den Insekten zu helfen. Während die konventionelle Landwirtschaft auf Gift baut (auch die so moderne „regionale“ Produktion), fördert Bio Vielfalt und bekämpft Schädlinge, indem Nützlinge gefördert werden. Das können wir auch tun – indem wir Bio-Produkte kaufen. Und indem wir in unserem Garten oder am Balkon Nützlinge unterstützen. Nicht nur die beliebten Insektenhotels können helfen. Wiese statt Rasen ist die Devise. Nicht gedüngte und zwei Mal pro Jahr gemähte Wiesen sind blütenreich und diese Blüten sind wertvoll für Wildbienen. Auch Wasser ist für Tiere oft nicht gut zugänglich – ein flacher Wassertrog aus Stein oder auch nur ein regelmäßig gefüllter Übertopf macht den Tieren das Leben leichter. Und wie so oft ist es auch hier ein Geben und Nehmen: nicht nur Insekten werden sich an der Wasserquelle bedienen, auch Igel brauchen Flüssigkeit. Und die gönnen sich nach einem Drink genüsslich ein paar Nacktschnecken und schützen so unser Gemüsebeet.
Es wird also schon viel getan für die Bienen. Bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen nicht zu spät kommen und das Artensterben gestoppt werden kann.
Quellen:
Grüne Erde Magazin
Schrot & Korn 03/2018
https://naturschutzbund.at/wie-koennen-wir-den-bienen-helfen.html
http://bienenstand.at
https://www.biene-oesterreich.at/
Bilder/Fotograf:
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