In einigen Gegenden der Erde – meist in den Ländern mit starken jahreszeitlichen Temperaturschwankungen – hat sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende ein sehr starkes Bedürfnis für Sicherheit entwickelt, das direkt damit verbunden ist, sehr viel an die Zukunft zu denken. Sehr oft passiert das mit Sorge, aus Angst das aktuelle Gefühl der Sicherheit zu verlieren.
Seit einigen Jahren und Jahrzehnten dringen jedoch immer mehr östliche Philosophien und auch moderne Ansätze in unsere Gesellschaft, die es sehr hoch preisen, im Moment zu leben und nicht so sehr in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Dadurch kann man sich von den vielen Sorgen lösen und glücklicher sein.
Gleichzeitig werden wir aber weiterhin ständig sowohl mit unserer Vergangenheit, als auch mit unserer möglichen Zukunft konfrontiert. Es passieren Dinge, die dir in der Vergangenheit Schmerzen oder auch Freude bereitet haben. Oder man erfährt oder erlebt etwas, das Ängste für ein mögliches Zukunftsszenario auslöst.
Warum im Moment leben?
Der Hauptgrund im Moment zu leben liegt – so wie ich es verstanden habe – darin, Ängsten, Sorgen und Schmerzen, die nur im Kopf bestehen, keinen Raum zu geben, um zu wachsen und uns dadurch irgendwann zu lähmen. Wenn du immer wahrnimmst, was zu jedem Moment in deinem Leben in dir und um dich herum vorgeht, du völlig im Moment bist, dann ist es im Grunde unmöglich, sich um Dinge in der Zukunft oder der Vergangenheit Sorgen zu machen. Wenn man wirklich im Moment ist, bewertet man nicht, weil man das, was man erlebt nicht mit vergangenen Erfahrungen oder Ideen verknüpft.
Warum sind auch Vergangenheit und Zukunft wichtig?
Wenn wir nur im Jetzt leben, machen wir uns nicht nur keine Sorgen, sondern generell keine Gedanken um die Zukunft. Wir machen keine Pläne, wie wir uns in Zukunft (egal ob ein paar Stunden, Tage, Wochen oder Monate) versorgen können, geschweige denn, dass wir an zukünftige Generationen denken. Das kann früher oder später problematisch werden.
Macht es wirklich Sinn, nur im Moment zu leben?
Meine Antwort darauf ist ein klares “Jein”. Es macht wahrscheinlich weder Sinn, nur im Moment zu leben, noch ist es sinnvoll, nur in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu verweilen. Extreme Ausprägungen sind vielleicht verführerisch, weil sie wirken als würden sie das Leben einfacher machen. Aus meiner Sicht sind sie jedoch immer zu hinterfragen. Meist sind sie zu gut, um wirklich wahr zu sein.
Wie kann man also diese zwei konträr scheinenden Richtungen integrieren?
Aus meiner Sicht geht es nicht darum, in welcher Zeit wir gerade leben. Sowohl der Blick darauf, wo wir hergekommen sind, das Wahrnehmen im Jetzt, als auch der Blick auf das, was kommen könnte sind relevant für ein ausgeglichenes Leben. Es geht eher darum, WIE wir mit jeder dieser Zeiten umgehen.
Aus der Vergangenheit kann man hilfreiche Informationen beziehen, was wie passiert ist, was funktioniert und nicht funktioniert hat. Sich jedoch vergangenen Gefühlen (egal ob positive oder negative) hinzugeben hat meist wenig Sinn. Sobald Gefühle im Spiel sind, gibt es immer einen Bezug zum Jetzt. Du kannst nicht ändern, was in der Vergangenheit passiert ist. Das ist vorbei. Da du Gefühle aber immer in der Gegenwart fühlen musst (auch, wenn sie durch die Vergangenheit verursacht wurden), ist es sehr wohl möglich, die Gefühle, die man mit Erinnerungen verbindet, zu ändern.
Die Vergangenheit selbst ist neutral, sie besteht lediglich aus Informationen. Wie wir sie bewerten, welche Gefühle sie auslösen, entscheiden wir immer in der Gegenwart. Das gleiche gilt für die Zukunft. Es kann wichtig sein, sich Gedanken darüber zu machen, wie wir für unsere Existenz zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sie gesichert ist. Verbinden wir sie jedoch mit Ängsten, oder auch mit Freude, sind das immer Gefühle in der Gegenwart, die wir auch als solche wahrnehmen und erkennen sollten. Sie haben nichts damit zu tun, was wirklich passieren wird.
Fazit
Man kann viel über dieses Thema nachdenken. Oder auch eben nicht nachdenken und im Moment leben. Was mir meine Erfahrungen mit diesem Thema jedoch gezeigt haben ist, dass es – wie bei so vielen anderen Bereichen im Leben – auf die Balance ankommt. Alles was da ist hat irgendeinen Sinn oder Ursprung. Welche Bedeutung ich ihm gebe ist zu 100% mir selbst überlassen.
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