Was gilt es beim Anbau von Kartoffeln in der Stadt zu beachten? Gesammelte Erfahrungen bei der Kultivierung im Eimer.
Dieser Artikel wurde am 6. Dezember 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ob Süßspeise oder deftiges Hauptgericht. Die Kartoffel kann einfach alles. Kartoffelgratin, Kartoffelnudeln, Kartoffelstrudel, Princesskartoffel, Potato Wedges, Pürree, Kartoffelpuffer, Rösti, Gnocchi… diese Liste könnte endlos so weiter gehen. Sogar meine Lieblingszimtschnecken basieren auf Kartoffeln, folglich ist es sehr verständlich, dass ich versucht habe diese wandelbare Wunderknolle selbst anzubauen.

Dieser Versuch liegt schon einige Zeit zurück, um genau zu sein vier Jahre. Damals ahnte ich noch nicht einmal, dass ich eines Tages Agrarwissenschaften studieren würde. Dementsprechend sind wir relativ blauäugig an das Projekt herangetreten. Damit du aber bei ähnlichen Versuchen mit einer reichlichen Ernte dastehst, hier mein Erfahrungsbericht und die Does and Dont´s des Kartoffelanbaus am Balkon.

Im Rahmen einer journalistischen Exkursion auf einen Bio-Bauernhof hatte ich drei verschiedenartige Kartoffelsorten (Vitelotte, Bamberger Hörnla und Rote Emmalie) erstanden. Irgendwo im Internet hatte ich davon gelesen, dass Kartoffeln im Eimer am Balkon angebaut werden könnten. Zurück zu Hause angekommen motivierte ich eine Freundin dazu gemeinsam das Experiment Kartoffelanbau im Eimer zu starten. Nachdem die Kartoffeln etwas Zeit hatten kleine Triebe auszubilden begannen wir mit der Umsetzung.

Uns stand ein karger Innenhof zur Verfügung. Für die drei Kartoffeln waren schnell drei Eimer gefunden. Diese hatten ein Fassungsvermögen von etwa zehn Lietern. Die torffreie Erde holten wir aus dem nächsten Baumarkt.

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Die Eimer füllten wir zu einem Drittel mit Erde und steckten die Kartoffeln hinein. Dann hieß es warten. Da der Kartoffelpflanze bei dieser Anabauform kein Platz bleibt, um in die Breite zu gehen, wird versucht sie dazu zu bringen ihre Ausläuferknollen vertikal zu verteilen. Hierfür werden die jungen Triebe immer wieder mit Substrat bedeckt, an den Schnittstellen soll es zu einer Knollenausbildung kommen – dieser Prozess wird meistens als Anhäufeln bezeichnet. Dann hieß es Gießdienste vergeben und warten.

Unsere Neugierde limitierte unsere Geduld und wir ernteten zu früh. Wir waren am Boden zerstört. In den Eimern fand sich kaum noch Substrat, Wurzelmasse hatte den ganzen Raum ausgefüllt und bot den Kartoffeln wenig Platz und Nährstoffe zum Wachstum.

Worauf solltest du also achten, damit das Ergebnis auch dem Aufwand in einem gewissen Maße entspricht? Wie so häufig wird auch hier der Betrag maßgeblich von der Beschaffenheit des Pflanzgefäßes, dem Substrat und der ausgewählten Sorte bestimmt.

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Das richtige Pflanzgefäß:

Ich würde darauf achten, dass dein gewähltes Gefäß so groß wie möglich ist. Zehn Liter Eimer sind wirklich knapp bemessen. Gute Erfahrungen haben viele urbane Gärtner und Gärtnerinnen mit schwarzen Säcken mit 40 Liter Fassungsvermögen gemacht. Sorge dafür, dass das Wasser gut abrinnen kann. Staunässe mag die Kartoffel nicht.

Die richtige Pflanzerde:

Garten-Youtuber haben 2015 eine kleine Versuchsreihe zum Anbauen von Kartoffeln in Säcken und Eimern gestartet. Die erfolgreichsten Gärtner und Gärtnerinnen hatten Zugriff zu Gartenboden und Laub von den Nachbarn. Gartenboden hat für das Balkongärtnern allerdings einige Nachteile. So ist er schwer zu beschaffen und hat im Vergleich zu Pflanzensubstraten, die man kaufen kann, das höchste Eigengewicht. Das Untermischen von Laub führt zu einem lockeren Substrat. So kann die Pflanze einfacher Ausläuferknollen bilden und muss nicht gegen die Dichte des Bodens arbeiten. Du kannst dir auch ein anderes Substrat zusammen mischen, beachte dabei aber die Vorliebe der Kartoffel: Sie mag humose, lockere Böden, die sich leicht erwärmen.

Der Erntezeitpunkt:

Uns ist es als damalige Total-Laien schwer gefallen den perfekten Erntezeitpunkt abzupassen. Wir waren viel zu neugierig und wollten wissen, wie der Ertrag aussieht. Desweiteren diskutierten wir, wie welk das Kartoffelkraut tatsächlich sein muss. Lass dir gesagt sein: Es sollte wirklich welk sein. Selbstverständlich ist der Erntezeitpunkt von deiner gewählten Sorte und dem Verwendungswunsch abhängig. So können Kartoffeln zwischen Juli und Oktober geerntet werden. Eine reife Kartoffel besitzt eine feste Schale. Bei zu jungen Kartoffeln, kann die Schale noch mit den Fingern abgelöst werden.

Ich hoffe du konntest etwas aus meinem gescheiterten Versuch lernen und freue mich für dich auf eine große Stadt-Kartoffelernte.

 

Quellen und weiterer Lesestoff:

http://www.gartendialog.de/gartengestaltung/gemuesegarten/kartoffel/kartoffeln-ernte.html

https://www.aid.de/inhalt/kartoffelanbau-fuer-grossstadtgaertner-3908.html

HEISTINGER, Andrea, ARCHE NOAH (2012): Handbuch Bio-Balkongarten, 5te aktualisierte Auflage, Innsbruck: Löwenzahn

Bilder/Fotografin: Vera Kondratiuk

Portrait 1

Die Freischnauzeköchin ist zum Bloggen über ihre Freude an der Fotografie von Essen gekommen. Seit 2013 gibt es ihre vegetarischen Rezepte online und Tipps zum (nachhaltigen) Leben in Wien. Die in ihrem Studium der Agrarwissenschaften erworbenen Erkenntnisse und ihre Erfahrungen als urbane Gärtnerin teilt sie gerne mit ihrer Leserschaft. Ihr Augenmerk richtet sie hierbei auf zukunftsweisende und umweltfreundliche Lösungen.