Stoffwindeln, Fotocredit: Ulrike Göbl
Stoffwindeln, Fotocredit: Ulrike Göbl
Ein einziges Baby verursacht nur durch Wegwerfwindeln eine Tonne Müll – es gibt aber auch umweltfreundlichere Alternativen!
Dieser Artikel wurde am 9. November 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Schon vor der Geburt meines ersten Kindes habe ich mich nach Alternativen zu herkömmlichen Windeln umgesehen. Ein einziges Baby verbraucht durchschnittlich mehr als 4.000 Wegwerfwindeln und produziert damit eine Tonne Müll. Das ist in Summe ganz schön teuer (ungefähr 2.000 Euro über die Dauer der Wickelzeit) und belastet natürlich auch die Umwelt. Bei meinen Recherchen bin ich auf einige alternative Möglichkeiten gestoßen, die ich teilweise selbst probiert habe und euch heute vorstellen möchte:

Alternative Wickelmöglichkeiten

Der Windelanteil am gesamten Restmüll beträgt je nach Gemeinde bis zu 10 %. Einwegwindeln sind praktisch, hygienisch, einfach zu wechseln und zu entsorgen. Außerdem sind die Windeln ohne Probleme überall zu bekommen. Sie sind also definitiv die bequemste Lösung, daran gibt es keinen Zweifel.

Das Problem dabei: moderne Wegwerfwindeln bestehen zu einem großen Teil aus synthetischem Kunststoff. Dieser ist zwar praktisch, allerdings nicht biologisch abbaubar. Er landet in Verbrennungsanlagen, wo er wiederum Ressourcen verbraucht und Schadstoffe freisetzt, die gefiltert werden müssen. Werden Wegwerfwindeln in der Natur entsorgt und über Bäche und Flüsse ins Meer getragen, brauchen sie dort etwa 450 Jahre, bis sie zerfallen sind (und dann schwimmen die Partikel herum, werden gefressen und gelangen so über die Nahrungskette in den menschlichen Körper – keine schöne Vorstellung.) Auch die Herstellung ist nicht harmlos. Der Kunststoff wird aus Erdöl gewonnen, während für den Zellstoff Bäume abgeholzt werden. 

Mittlerweile gibt es einige alternative Möglichkeiten, wobei die folgenden drei am verbreitetsten sind:

  • Stoffwindeln
  • Windelfrei
  • Umweltfreundliche(re) Windeln

Wickeln mit Stoffwindeln

Beim Wickeln mit Stoffwindeln fallen vielen sofort die weichen Mulltücher ein, die man im Zusammenhang mit Babies irgendwie für alles verwendet. Zum Abwischen, zudecken oder eben auch als Windelersatz. Früher, als es noch keine Einwegwindeln gab, wurde grundsätzlich mit Stoffwindeln gewickelt. Meine Mutter erzählt mir noch heute von dem riesigen Topf, der immer bei ihrer Tante am Herd vor sich hin köchelte – der Inhalt: die Stoffwindeln der Zwillingsbuben. Diese Methode gibt es natürlich auch heute noch (nur mit Waschmaschine), es gibt jedoch viel modernere Stoffwindeln, die fast ebenso praktisch wie Wegwerfwindeln sind.

Moderne Stoffwindeln bestehen meist aus drei Komponenten: einer Überhose, einem waschbaren Saugkern und einer Vlieseinlage. Letztere wird nach der Benutzung mit dem Stuhl weggeworfen (ist kein Stuhl in der Windeln kann sie auch ausgewaschen und wiederverwendet werden). Es gibt mittlerweile auch sogenannte “All-in-One” Windeln, bei der Überhose und Saugkern vernäht sind. Diese lassen sich ebenso schnell und einfach anziehen wie eine Wegwerfwindel.

Babies werden mit Stoffwindeln automatisch breiter gewickelt, was eine gesunde Entwicklung der Hüftgelenke unterstützt. Die Haut der Babies kommt nur mit natürlichen Materialien (wie zum Beispiel Baumwolle) in Kontakt und das Material sorgt für ein angenehmeres Windelklima. Viele Babies werden mit Stoffwindeln auch früher sauber, da sich Wegwerfwindeln nie nass anfühlen – Stoffwindeln saugen gut, irgendwann fühlen sie sich aber doch auch nass am Po an.  

Eine umfangreiche Grundausstattung an Stoffwindeln kostet zwischen 300 und 400 Euro, wobei es in vielen Gebieten auch Förderungen der Stadt oder Gemeinde gibt (zum Beispiel den Windelgutschein in Wien, im Wert von 100 Euro). Stoffwindeln lassen sich auch für mehrere Kinder verwenden und am Ende noch gut verkaufen, wodurch sich die Kosten nochmals verringern.

Ich habe beide meiner Kinder zum Teil mit Stoffwindeln gewickelt. Unterwegs habe ich aus praktischen Gründen umweltfreundlichere Wegwerfwindeln verwendet (siehe weiter unten) – wobei es im Nachhinein betrachtet wohl eher auch Faulheit war. Es gibt tolle wasserabweisende Beutel, mit denen auch schmutzige Stoffwindeln transportiert werden können. Nach ungefähr 1-1,5 Jahren hatten beide Kinder jedoch lieber die Öko-Windeln, als die Stoffwindeln. Sie mochten beide das nasse Gefühl am Po nicht, waren jedoch auch noch nicht bereit auf die Toilette zu gehen. Ich habe also im Endeffekt auf meine Kinder gehört, mit Ökowindeln gewickelt und meine Stoffwindeln zu einem guten Preis weiter verkauft. Meine gesammelten Erfahrungen zum Wickeln mit Stoffwindeln kannst du übrigens hier (nach 6 Monaten) bzw. hier (nach 1,5 Jahren) nachlesen. 

Fotocredit: Ulrike Göbl
Fotocredit: Ulrike Göbl

Windelfrei

Ein relativ neuer Trend in unseren Breiten ist das sogenannte “Windelfrei”. Babies machen sich auf irgendeine Art (zum Beispiel Unruhe oder bestimmte Geräusche) bemerkbar, wenn sie auf die Toilette müssen. Aufmerksame Eltern lernen diese Zeichen richtig zu deuten und reagieren darauf, indem sie dem Baby (und später Kind) ermöglichen, frei Harn oder Stuhl abzulassen. Dabei geht es nicht darum, das Baby bereits aufs Töpfchen zu setzen und quasi das Sauber werden vorzuziehen. Die Kommunikation mit dem Baby steht im Vordergrund und gleichzeitig wird natürlich viel Müll vermieden, da die Kinder schon sehr früh über längere Zeiträume ohne Windeln unterwegs sind.

Bei der Ökobilanz ist dabei jedoch auch ein erhöhtes Wäscheaufkommen mit einzubeziehen, denn meist funktioniert die Kommunikation zwischen Eltern und Baby anfangs noch nicht ganz reibungslos. Man muss sich eben mit voller Aufmerksamkeit auf das Kind konzentrieren und es immer dicht am Körper haben, um die Signale rechtzeitig zu erkennen. Es spricht aber natürlich nichts dagegen diese Methode mit anderen zu kombinieren.

Umweltfreundliche(re) Windeln

Eine Art Kompromiss sind kompostierbare Windeln oder Öko-Einwegwindeln. Diese stehen herkömmlichen Wegwerfwindeln in nichts nach, bestehen jedoch zu einem großen Anteil aus biologisch abbaubaren Materialien wie Bio-Kunststoff und chlorfrei gebleichtem, FSC-zertifiziertem Zellstoff. Dadurch belasten sie die Umwelt weitaus weniger als herkömmliche Wegwerfwindeln. 

Der Begriff “kompostierbar” ist dabei dennoch irreführend, da auch Öko-Windeln einen chemischen Bestandteil haben und daher nicht in die Biotonne dürfen. Die Entsorgung von Fäkalien im Biomüll ist verboten, daher empfehlen einige Hersteller, die Windeln auf dem eigenen Komposthaufen verrotten zu lassen. Die nicht abbaubaren Komponenten kann man anschließend heraussieben. 

Auch Feuchttücher machen jede Menge Müll und enthalten oft problematische chemische Substanzen. Alternativen zu herkömmlichen Feuchttüchern können auch hier Öko-Feuchttücher sein. Die ökologischste und gesündeste Alternative ist und bleibt aber der gute alte Waschlappen. Er ist waschbar, wieder verwendbar und an die Haut des Babies kommt nichts als Baumwolle und Wasser. Auch bei Wundcremes würde ich zu jenen der Naturkosmetikmarken greifen. Herkömmliche Wundcremes enthalten häufig Erdölprodukte und unnötige Duftstoffe. Sehr empfehlen kann ich übrigens Heilwolle – diese hält den Windelbereich schön trocken und meine Kinder hatten beide nie Probleme mit einem roten Po.

Es ist heutzutage also wirklich relativ einfach umweltfreundlichere Alternativen zu Einwegwindeln zu finden! Für uns war wie gesagt beide Male ein Mix aus Stoffwindeln und Öko-Einwegwindeln der Richtige – das ist jedoch sehr individuell.

Quellen:
Weniger Mist / Windelgutschein

smarticular / Sabine: Umweltfreundlich Wickeln: Alternativen zu Pampers und Co
Utopia / Nachhaltige Windeln: Alternativen zu Pampers & Co.