Nachhaltige Weihnachten mit Kindern, Photo von Chris Benson auf Unsplash
Nachhaltige Weihnachten mit Kindern, Photo von Chris Benson auf Unsplash
Weihnachten wird immer mehr zum Konsumwahn und der wahre Sinn geht verloren – wie ich mit meinen Kindern ein nachhaltigeres Weihnachtsfest feiern möchte, mit schönen Traditionen und aus vollstem Herzen!
Dieser Artikel wurde am 14. Dezember 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ich liebe die Weihnachtszeit, mit all ihren Lichtern, der besonderen Stimmung und den leuchtenden Kinderaugen. Leider sind einige alte Traditionen zwar schön, aber sehr schlecht für die Umwelt. Wie man ein tolles Weihnachtsfest feiern kann, bei dem die Nachhaltigkeit nicht verloren geht, versuche ich seit Jahren mit meinen Kindern umzusetzen. 

Ein Weihnachtsbaum ist ein Muss – aber: Tanne oder Plastik?

Der Tannenduft gehört einfach zu Weihnachten dazu, doch jedes Jahr einen Baum für mich sterben zu lassen? Das wollte ich irgendwann nicht mehr! Auch, wenn er extra zu diesem Zweck in einer Baumschule gepflanzt wurde. Wir haben uns daher vor einigen Jahren einen Plastikbaum angeschafft mit dem ich eigentlich auch recht zufrieden war. Doch dann kamen die Kinder, und irgendwie wurde mir ein “richtiger” Baum wieder wichtiger. Was ist denn nun nachhaltiger: ein echter Baum, der nach Weihnachten zu Brennholz verarbeitet werden kann, oder ein Plastikbaum, der zwar aus einem fragwürdigen Material ist, dafür quasi ewig verwendbar ist?

2016 wurden in Österreich ungefähr 2,6 Millionen Naturchristbäume aufgestellt. Eine unglaubliche Zahl. So viele Bäume werden also extra für die Weihnachtszeit heran gezüchtet, unzählige Kilometer durch die Gegend gefahren (in einem Plastiknetz!) und wenige Wochen später schon wieder von der Müllabfuhr abgeholt. Wenn man nun bedenkt, dass eine Tanne zwischen sechs und zwölf Jahren wachsen muss, um dann für ungefähr zwei Wochen in unseren Wohnzimmern zu stehen, stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit gar nicht mehr. Will man auf die Tradition und die vom Baum ausgehende Gemütlichkeit nicht verzichten, ist der Erwerb eines Bio-Weihnachtsbaumes von einem örtlichen Händler sicher am ökologischsten. Die günstigen Tannen vom Discounter stammen mit Sicherheit aus Monokulturen in denen die Böden durch Dünger und massiven Einsatz von Pestiziden ausgelaugt werden. 

Es gibt auch einige Studien, die versuchen zu klären, ob ein echter oder ein Plastikbaum die nachhaltigere Lösung ist. Laut diesen Studien dauert es zwischen 6 und 20 Jahren bis ein künstlicher Baum eine bessere Ökobilanz aufweist. Leider konnte ich nicht herausfinden, welche Aspekte in diesen Studien Berücksichtigung gefunden haben. Ausschließlich Materialien und Ressourcen (wie Transport, energetischer Aufwand bei der Produktion, Materialen und vielleicht noch soziale Aspekte?) oder auch die Auswirkungen des Anbaus der Weihnachtsbäume auf die Umwelt (Böden, Insekten…)? Diese Fragen wären noch zu klären – falls jemand eine Antwort hat, würde ich mich über eine Nachricht freuen. Eine mögliche Teillösung wäre auch ein künstlicher Baum aus Bioplastik, doch leider gibt es so etwas noch nicht. Vielleicht wünsche ich mir heuer vom Christkind, dass jemand so einen Baum erfindet.

Heuer sieht sie Sache aber ohnehin anders aus, denn unsere kleine Tochter (2 Jahre alt) wünscht sich vom Christkind nur einen Weihnachtsbaum. Und da haben wir nun eine gute Lösung gefunden: einen Christbaum im Topf! Den bekommt man zum Wunschzeitpunkt geliefert und er wird nach Weihnachten auch wieder abgeholt. Oder man behält ihn, das kostet gleich viel. Beim Kauf sollte man allerdings darauf achten, dass der Baum im Topf gezogen wurde, und nicht aus der Erde kommt. Sonst wurden die Wurzeln drastisch gekürzt und der Baum hat wenig Überlebenschance. Wir haben auf jeden Fall vor unseren Baum bald in einen größeren Topf zu pflanzen, in den Garten zu stellen und jedes Jahr als Christbaum wieder zu verwenden – jedes Jahr ein Stück größer, so wie unsere Tochter. Mal sehen, ob unser Plan aufgeht.

Fotocredit: Daniela Gaigg, Die kleine Botin
Fotocredit: Daniela Gaigg, Die kleine Botin

Geschenke ohne Verpackungsmüll

Neben der Frage des Baumes ist die Geschenkeflut und der damit einhergehende Verpackungsmüll das zweite große Nachhaltigkeitsthema rund um Weihnachten. Ich schenke sehr gerne, häufig gemeinsame Zeit. Das benötigt keinen Platz und Zeit gemeinsam zu verbringen ist ohnehin oft schwierig im Alltag. Kinder lieben allerdings Geschenke und natürlich gibt es auch bei uns welche! 

Generell fallen zu Weihnachten rund 15 Prozent mehr Müll an als sonst. Davon kommt ein großer Teil aus den Geschenkverpackungen. Manche kann man nicht vermeiden, vieles ist einfach von Haus aus umständlich verpackt. Auf das klassische Geschenkpapier rundherum kann man allerdings verzichten. Und das auch noch mit Stil. Wie, das  zeigt zum Beispiel Daniela Gaigg auf ihrem Blog Die kleine Botin. Sie verpackt Geschenke in Stofftücher, Boxen oder Tüten aus Altpapier oder auch Baumwollbeutel. Außerdem liefert sie für Kinder gleich ein paar Ideen mit, wie man die Verpackung kreativ ins Geschenk “einbauen” kann. 

Meine Kinder bekommen heuer von mir (unter anderem) jeweils einen Gutschein für einen Tag kindergartenfrei. Sie dürfen dann einzeln daheim bleiben und sich aussuchen, was sie mit mir machen möchten. Ich bin schon sehr gespannt, wofür sie sich entscheiden werden! Die Verpackung spare ich bei diesem Geschenk jedenfalls schon mal ein. 

Fotocredit: Daniela Gaigg, Die kleine Botin
Fotocredit: Daniela Gaigg, Die kleine Botin

Andere nette Weihnachtstraditionen

Neben den großen Themen Christbaum und Geschenkverpackung gibt es noch unzählige kleine Themen rund um Weihnachten, die man nachhaltiger gestalten kann. Zum Beispiel die Weihnachtsdeko. Statt zu billigen Plastikkugeln und Lametta zu greifen, kann man auch mit Naturmaterialien wunderschön dekorieren. Zapfen, Moos, Äste… Wer bei winterlich vorweihnachtlichen Spaziergängen die Augen offen hält und ein wenig sammelt, kann zum Fest die Räumlichkeiten und den Baum wunderbar gemütlich, nachhaltig und natürlich schmücken! Dazu ein paar Kerzen und die Stimmung ist perfekt. Apropos Kerzen: achte beim Kauf darauf, dass sie nicht auf Paraffin (also umweltproblematischem Erdöl) oder Palmöl basieren. Es gibt schon viele Alternativen am Markt, wie Kerzen aus Bienenwachs, Raps oder Sonnenblumenöl.

Auch Weihnachtsmärkte gehören zur Tradition dazu. Ich liebe die Stimmung, die Lichter und alles drumherum. Sogar dabei kann man auch die Nachhaltigkeit achten: einige Weihnachtsmärkte adressierten Themen wie Bio, Fairtrade, Vegan oder präsentieren vorwiegend Selbstgemachtes. Dort gibt es meist auch den gesünderen Glühwein (weil aus natürlicheren Zutaten).

Das Weihnachtsessen kann man ebenso nachhaltig gestalten. Fair produzierte Produkte, ökologisch und im Einklang mit der Natur. Mit dem Wissen, dass die Natur nicht unter dem Festmahl zu leiden hat, schmeckt es gleich viel besser (und gesünder ist es sowieso)

Weihnachten hat heute leider auch viel mit Konsum und Perfektionismus zu tun. Vieles was eigentlich Freude bereiten soll, artet in Hektik und Stress aus. Achte daher heuer besonders auf dich, gehe die Sache ruhiger an und frage dich, was zur Weihnachtszeit wirklich zählt. In diesem Sinne wünsche ich dir noch eine schöne Weihnachtszeit!

Quellen:
Arge NÖ Christbaumproduzenten, Pressemappe: “Alles zum Thema Christbäume”
Natürlich Schöner: “Wie nachhaltig ist ein Weihnachtsbaum?”
Geo.de, “Weihnachtsbaum aus Plastik?”
Wiener Zeitung, “Mehr Müll wegen Weihnachten”
Die kleine Botin, Daniela Gaigg: “Geschenke nachhaltig verpacken”
Grüne Erde, “24 Tipps für nachhaltige Weihnachten”
Utopia, “12 Tipps für ein nachhaltigeres Weihnachten”

 

Photo von Chris Benson auf Unsplash