Nachtkerzen - Oenothera hookeri
Nachtkerzen - Oenothera hookeri
Nachtkerzenpflanzen produzieren kurzfristig süßeren Nektar wenn sie das brummen von Hummeln hören, um die Bestäuber noch besser anzulocken.

Kühe, glaubt man denn dran, geben mehr Milch, wenn sie mit wohltuenden Klängen beschallt werden und in so manchem Kinderzimmer ertönt Mozart in der Hoffnung, dies würde den Intellekt der Sprösslinge beflügeln. Auch die Meinung, dass Musik und Gespräche das Wachstum von Pflanzen fördern, hält sich hartnäckig.

Aber Pflanzen die hören, das klingt doch recht sonderbar. Jedoch, Forscher haben herausgefunden, dass Nachtkerzenpflanzen das Summen von Bestäubern in ihrer Umgebung hören und dass sie kurz darauf süßeren Nektar produzieren, um Bienen und Hummeln anzulocken. Da fragt sich doch, ob nicht noch mehr Pflanzen über eine Art Gehörsinn verfügen. Für Insekten wie die Hummeln der Art Bombus terrestris gilt, je süßer, desto besser. Zielsicher steuern sie die süßesten Blüten an und sie können dabei Unterschiede im Zuckergehalt von gerade einmal 1-3% im Vorbeifliegen olfaktorisch wahrnehmen. Aktuelle Studien belegen, dass Nachtkerzen die Zuckerkonzentration ihres Nektars im richtigen Moment erhöhen, um die feinsinnigen Bestäuber noch unwiderstehlicher anzuziehen. Experimente belegen, dass Nachtkerzen innerhalb von wenigen Minuten den Zuckergehalt ihres Nektars um 20 Prozent erhöhen können, wenn zuvor die Pflanze das Summen der Insekten zumindest 30 Sekunden lang „gehört“ hat.

Oenothera biennis
Oenothera biennis

Wissenschaftler beschallten gesamt 650 Nachtkerzenpflanzen aus zehn Zentimeter Abstand mit unterschiedlichen Summ- und Flügelschlaggeräuschen echter Hummeln und mit künstlich erzeugten Tönen in unterschiedlichen Frequenzbereichen. Das Ergebnis war eindeutig: Nachtkerzen intensivierten nur dann den Zuckergehalt ihres Nektars, wenn Töne von Erdhummeln und künstliche Töne im adäquaten Frequenzbereich (bis zu 1 kHz) zu hören waren. „Echte“ Hummeln waren ergo nicht erforderlich, um den Effekt zu erzielen.

Weitere Experimente ergaben, dass die Blütenblätter der Pflanze für die Wahrnehmung des Summens entscheidend sind, denn wurden die Blätter abgedeckt, hatten die Hummelgeräusche keine Auswirkung auf die Nektarproduktion. Verantwortlich für diese Sinnesleistung sind vermutlich Mechanorezeptoren in den Blütenblättern, die Schallwellen wahrnehmen und so das Signal zur Produktion des süßeren Nektars auslösen. Der Sinn des Mechanismus liegt in der gezielten Nutzung der Ressource Zucker und natürlich im effektivsten Lockmittel für die Bestäuber.

Auch die Acker-Schmalwand kann hören

Naheliegend ist, dass auch andere Pflanzen auf die Geräusche von Insekten reagieren, denn Studien mit der Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana) haben bereits ergeben, dass diese Pflanze Kaugeräusche von Raupen identifizieren und frühzeitig ihren Abwehrmechanismen aktivieren kann. Was bedeutet das für die Züchtung von landwirtschaftlich bedeutsamen Pflanzen? Nun, bringt man ihnen genetisch das Hören bei, ließen sich widerstandsfähige Sorten entwickeln und weniger Chemie müsste auf den Feldern eingesetzt werden.

Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana)

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Bild: Wikimedia