Will man eine Kochsendung anschauen, sucht man wahrscheinlich nur ein bisschen Unterhaltung – vielleicht sogar, um das Gehirn für eine Weile abzuschalten. Wenn Sie aber ständig Bilder von brutzelnden Steaks, lodernden Gasflammen und den tollsten neuen Geräten zu sehen bekommen, werden möglicherweise Gewohnheiten oder Normen verstärkt, die nicht gerade klimafreundlich sind. Von Produktplatzierung bis hin zu fleischbetonter Küche – Kochsendungen lassen uns glauben, dass nicht-nachhaltige Produkte normal sind.
Laut Experten kann das, was wir auf dem Bildschirm sehen, dazu beitragen, unser Gefühl dafür zu prägen, was normal – und damit akzeptabel – ist. Leider ist das, was wir im Fernsehen sehen, nur selten ein guter Leitfaden dafür, wie wir die Auswirkungen von Lebensmitteln auf das Klima verringern können – und Lebensmittel machen zwischen 25 und 33 Prozent der Treibhausgasemissionen des Planeten aus.
“Nahrungsmittelsysteme sind ein wichtiger Teil des Klimapuzzles”, sagt Ellis Watamanuk, Direktor des Entertainment Labs bei Rare, einer gemeinnützigen, auf Verhaltensforschung ausgerichteten Umweltorganisation. „Selbst wenn wir heute auf fossile Brennstoffe verzichten würden, müssten wir die Art und Weise, wie wir uns ernähren, ändern.“ Wie können wir also unsere Ernährungsgewohnheiten ändern? Hier sind einige Klimafallen, die häufig in Ihren Lieblingskochsendungen gezeigt werden – und was Sie tun können, um sie zu vermeiden und Ihre Küche nachhaltiger zu gestalten.
Weniger rotes Fleisch
In vielen Kochsendungen geht es in ganzen Episoden darum, das perfekte Steak zuzubereiten. Doch die Umstellung auf eine vegane oder auch nur “klimatarische” Ernährung (die Rind-, Lamm- und Ziegenfleisch ausschließt und Geflügel, Schweinefleisch und Fisch einschränkt) ist eine der klimaschonendsten Maßnahmen, die ein Mensch ergreifen kann – mehr noch als die Beschaffung von Lebensmitteln aus der Region, Recycling oder der Verzicht auf einen Flug. Es geht nicht unbedingt darum, von Null auf 100% pflanzliche Kost umzusteigen. Selbst wenn man nur einmal pro Woche eine Portion Rindfleisch durch eine Portion Hühnerfleisch ersetzt, könnte man 0,71 Tonnen CO2 pro Jahr und Person einsparen.
Elektro statt Gas
In den letzten Jahren häufen sich die Beweise, dass das Kochen mit Gas für die Umwelt und die menschliche Gesundheit weitaus schädlicher ist als bisher angenommen. Gasherde sind für einen von acht Fällen von Asthma bei Kindern verantwortlich und stoßen die krebserregende Chemikalie Benzol aus. Außerdem stoßen sie auch dann noch schädliche Chemikalien aus, wenn sie ausgeschaltet sind oder mit einer Abzugshaube verwendet werden. Auch immer mehr Profiköche stellen um, weil Induktionsherde präziser, leichter zu reinigen und leiser sind und nicht die ganze Küche unangenehm aufheizen.
Reste verwerten
Schon die Großeltern wussten es: Die Restln werden nicht weggeschmissen. Aber Fernsehen setzt gute Bilder voraus, was bedeutet, dass die meisten Kochsendungen versuchen, die Kandidaten und Köche mit perfekt aussehenden, tagesfrischen Zutaten arbeiten zu lassen. Aber arbeitende Menschen können nicht jeden Tag einkaufen, und viele nicht ganz frische Lebensmittel landen dadurch im Müll. In Österreich wird etwa 1 Tonne (17 Prozent) der Lebensmittel nie gegessen. Das hat enorme Auswirkungen – es erfordert eine enorme Menge an Ressourcen, um diese Lebensmittel anzubauen, zu kochen, zu lagern, zu kühlen und auf den Tisch zu bringen. Brokkolistiele können zu Suppe gemacht werden (so wie generell alle Gemüseabfälle für Suppen aufgehoben werden können), aus Granatapfelschalen wird Tee und altes Brot kommt in einen Brotsalat. Restaurants machen übrigens nicht anderes, nur im Fernsehen wird das selten gezeigt.
Keine unnötigen Küchengeräte
Köche verlassen sich im Fernsehen gerne auf ungewöhnliche oder spezielle Küchengeräte, vom Hochleistungsmixer bis zur Eismaschine. Auf einen Elektroherd umzusteigen, um das Asthmarisiko seines Kindes zu senken, ist eine Sache, aber das Gefühl zu haben, man müsse das neueste Küchengerät mit nur einer Funktion kaufen, nur weil man einen Starkoch damit kochen sah, ist eine andere. Produktplatzierung ist ein Milliarden-Geschäft, was bedeutet, dass Sie höchstwahrscheinlich ein paar dieser subtilen Werbespots in Ihren Kochsendungen sehen werden, wenn Sie lange genug zuschauen. Das mag für Unternehmen, die ihre Taschen füllen wollen, gut sein, aber es kann übermäßigen Konsum fördern. Wie viele tolle Küchengeräte verbringen bei dir die meiste Zeit versteckt in einem Küchenkasten?
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