Alexandra Gergeley im Interview.
Dieser Artikel wurde am 29. Dezember 2017 veröffentlicht
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Die Tierärztin und Agrarwissenschafterin Alexandra Gergeley züchtet auf ihrem Hof in Groß Gerungs im Waldviertel seit dem Jahr 2013 Alpakas. Nicht nur die Tiere selbst verkauft sie weiter, sondern vor allem auch deren feine Wolle – unter anderem auch an Grüne Erde. Wie sie aufs Alpaka kam, was es mit der Alpaka-Wolle auf sich hat und wann sie ein Fohlen zum ersten Mal schert, darüber spricht Alexandra Gergeley im Interview.

 

Wie kam es dazu, dass Sie eine Alpaka-Zucht aufbauen?

Ich habe mich bereits im Tiermedizin-Studium auf Wiederkäuer spezialisiert, das Thema hat mich schon immer sehr interessiert. Mein Großvater hat auf seinem Bauernhof im Waldviertel Rothirsche und Mufflons gehalten. Als er 2012 starb, war es für mich klar, dass ich den Hof übernehme. Am liebsten hätte ich Milchkühe gehalten, doch das wäre zeitlich zu aufwendig und ist mit kleinen Kindern auch gefährlich. Ein Kollege brachte mich dann auf die Alpaka-Idee. Diese lassen sich gut handhaben und auch mit Kindern muss man sich keine Sorgen machen. Außerdem sind sie Rasenmäher. Wir wollten schließlich die Zucht betreiben und den Hof bewirtschaften, aber die Grünflächen nicht selber mähen. So hat sich alles entwickelt.

Wie groß ist Ihre Herde?

Ich habe 33 Tiere – eine große Stutenherde mit Fohlen und eine kleine Hengstherde.

Welche Rolle spielen die Farben der Alpakas?

Die Tiere haben 20 verschiedene von 60 möglichen Farben. Das macht die Zucht schwierig, denn das Farb-Gen sitzt auf mehreren Genen. Es heißt, dass nach sieben Generationen in einer Farbe die Fohlen immer in dieser Farbe kommen. Das funktioniert aber nur bei weißen Tieren gut, denn diese sind gut durchgezüchtet. Die Leute kaufen aber sehr gerne bunte Tiere – einfach deshalb, weil gewisse Farben bei den Textilien nicht so beliebt sind. Einen braunen Schal kaufen die Leute weniger gern als etwa einen weißen, schwarzen oder grauen. Braun kombiniere ich deshalb gerne mit anderen Farben. An den Tieren sieht braun wunderschön aus, bei der Wolle ist es aber leider nicht so beliebt.

Welche Eigenschaften hat Alpaka-Wolle?

Alpaka-Wolle hat kaum Wollfett, weshalb sie auch nur wenig Schmutz aufnimmt. Meistens nimmt sie nur ein bisschen Staub auf, sonst nichts. Alpaka-Wolle braucht deshalb auch kaum Reinigung. Man kann sie mit einer leichten Seifenlauge reinigen. Sie benötigt in der Verarbeitung wenig Chemie und wenig Waschmittel.

Welche Alpaka-Produkte verkaufen Sie?

Die Palette reicht von Schuheinlagen über Handschuhe, Mützen, Nierenschoner bis hin zur Bettdecke. Die Wollfasern kann man auch zu Seife mischen, was einen besonderen Schönheitseffekt hat. Auch Hüte habe ich im Sortiment.

Wo kann man Ihre Produkte beziehen?

Im Hofladen vor Ort, zum Teil im Internet, beim Germser Moakt, das ist der Bauernmarkt in Groß Gerung, auf weiteren Märkten zum Beispiel in Wien. Mit Grüner Erde habe ich ebenfalls einen Vertrag, seit die Firma Kaschmir aus ihrem Sortiment genommen hat und auf Alpaka-Wolle umgestiegen ist. Wir haben die Liefermenge bereits verdoppelt.

Wie kommen Alpaka-Produkte bei den Kunden an?

Der Produktverkauf läuft sehr gut. Das Bewusstsein für Alpaka ist in letzter Zeit stark gestiegen – dafür, dass das ein Tier ist, das eine Edelfaser produziert. Der große Vorteil ist, dass sich die Faser von selbst reinigt. Alpaka-Bettdecken braucht man zum Beispiel nur an die frische Luft hängen.

Welche Unterschiede gibt es bei der Alpaka-Wolle?

Nicht nur die Farben müssen zusammenpassen, sondern auch die Qualität, also die Abstufungen von sehr feiner, mittelfeiner oder gröberer Faser. Diese hängt vom Tier ab. Die Feinheit der Faser wird in Mikron gemessen, die Einteilung von Baby-Alpaka, also der ersten Wolle des Fohlens, über Medium bis hin zu gröberen Faser ist aber Länderabhängig. Insgesamt gibt es drei Qualitätsstufen – Wolle von der Satteldecke ist die erste Qualität, Wolle von den Füßen zweite Qualität, der Rest ergibt die dritte Qualitätsstufe. Es hängt von der Erfahrung des Züchters ab, in welchen Sack welche Wolle kommt. Ein Tier gibt insgesamt zwischen einem und fünf Kilo Wolle. Gerade in der hohen Textilproduktion müssen auch hohe Anforderungen erfüllt werden.

Wann wird ein Fohlen zum ersten Mal geschoren?

Die Fohlen kommen meistens im Mai zur Welt. Wir scheren auch im Mai, das bedeutet, dass das Fohlen zum ersten Mal im Alter von ungefähr einem Jahr geschoren wird.

Wie viele Alpakas gibt es in Österreich?

In Österreich gibt es ungefähr 3000 Tiere. 2000 davon sind in der Alpaka Association. Im März organisiert der Verein übrigens in Traboch eine große internationale Alpaka-Show, bei der ungefähr 200 Tiere ausgestellt und bewertet werden.

 

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Quelle: Energieleben Redaktion

Foto: http://www.alpacas-sana.at/alpakas/