Josef Kerschbaumer Naturprofi Josef Kerschbaumer spricht über seine Liebe zur Natur und die Plattform GemeinsamErleben., Fotocredit: Josef Kerschbaumer
Josef Kerschbaumer Naturprofi Josef Kerschbaumer spricht über seine Liebe zur Natur und die Plattform GemeinsamErleben., Fotocredit: Josef Kerschbaumer
Gemeinsam die Natur bewusst zu erleben, das ist die Vision von Josef Kerschbaumer. Was den ehrenamtlichen Naturfreund zum Profi macht und wie du mit ihm gemeinsam die Natur entdecken kannst, erfährst du hier.
Dieser Artikel wurde am 22. November 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Das Wort „Naturprofi“ hört Josef Kerschbaumer auf sich bezogen gar nicht gerne. Zu bescheiden ist der Wiener für diesen Begriff: „Ich hab ja weder Biologie noch Ökologie studiert“, erklärt Kerschbaumer dazu zurückhaltend. Doch wie er ehrenamtlich die Menschen dazu bringt, die Natur bewusst zu erleben, das finden wir eines Profis durchaus würdig. Seine Expertise rund um Flora und Fauna soll Begegnung mit der Reichhaltigkeit unseres Ökosystems ermöglichen. Diese Philosophie lebt der Naturenthusiast übrigens auch in seinem eigenen Naturgarten. Wir haben den Natur-Profi zum Interview getroffen. 

Herr Kerschbaumer, in Ihrem Kernberuf sind Sie ja im Bankwesen tätig. Doch Ihre Freizeit gehört der Natur. Wie sind Sie zu dieser Leidenschaft gekommen? 

„Ich habe mich immer schon für die Natur interessiert und bin gerne bewusst und mit offenen Augen wandern gegangen. So richtig angefangen hat meine Leidenschaft für die heimischen Pflanzen und Tiere allerdings vor etwa acht Jahren, als ich begonnen habe, einen kleinen Schrebergarten zum Naturgarten umzugestalten. Naturgärten sind gekennzeichnet durch die Bepflanzung mit heimischen Arten und man darf darin auch keinen chemisch-synthetischen Dünger oder Torf verwenden, was einen besonders wirksamen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Ich hab also als erstes die für unsere Gärten leider so typische – aber eben nicht heimische – Thujenhecke rausgeschmissen und nach hierzulande ursprünglich wachsenden Pflanzen gesucht, die dadurch wiederum eine ideale Nahrungsquelle für unsere heimischen Vögel, Insekten und Kleintiere bieten. So hab ich angefangen, mich wirklich tiefergehend mit der Materie zu beschäftigen und ein breites Wissen über heimische Arten angesammelt.“ 

Und eben jenes Wissen teilen Sie jetzt mit Ihrer Bewegung Natur bewusst erleben“ – wie genau kam es zur Idee dieser Initiative? 

„Ich hab vor einiger Zeit die Plattform GemeinsamErleben entdeckt und dort vor etwa eineinhalb Jahren die Gruppe ,Natur bewusst erleben’ gegründet. In dieser Gruppe organisiere ich auch unsere Naturerlebnisse. Die Idee dahinter war, dass Menschen gemeinsam zu Unternehmungen in der Natur motiviert werden, bei denen nicht der sportliche Aspekt im Vordergrund steht. Also nicht einfach wandern, um den Gipfel zu erreichen, sondern den Menschen durch achtsames, aufmerksames, genussvolles Erleben, Fühlen, Sehen, Riechen und Schmecken die Natur näher bringen. Und eben das findet Anklang, heute hat die Gruppe schon mehr als 600 Mitglieder.“ 

Welche Ausflüge sind denn das, die Sie mit Ihren Gruppenmitgliedern unternehmen? 

„Das ist ganz unterschiedlich. Bisher haben wir zum Beispiel schon eine Wanderung um den Grünen See miteinander gemacht, eine Erkundung der speziellen Fauna und Flora auf den Trockenrasen am Hundsheimer Berg war dabei. Wir haben auch schon am Wechsel gemeinsam Schwammerl gesucht und eine Schneeschuhwanderung bei Vollmond auf das Hocheck unternommen. Ich achte darauf, dass eine große Vielfalt an Ausflügen besteht. Ein ganz tolles Erlebnis ist es, selbst für die Natur etwas zu tun, z.B. bei Arbeitseinsätzen bei denen die Landschaft gepflegt wird, z.B. auf der Perchtoldsdorfer Heide.“

Abgesehen von der Organisation – was genau ist Ihre Rolle bei den „Natur bewusst Erleben“-Ausflügen? 

„Ich sehe mich nicht nur als derjenige, der sein Wissen rund um die Flora und Fauna weitergibt, sondern möchte vor allem auch Menschen ermöglichen, die Natur zu erleben, die etwa kein Auto oder keine finanziellen Mittel für klassische Naturworkshops haben. Das Angebot ist ehrenamtlich, das heißt bei mir gibt es keinen Kursbeitrag und ich organisiere auch immer Mitfahrgelegenheiten und nehme Interessierte bei mir im Auto mit, so dass wirklich alle teilnehmen können. Bei unseren Naturbesuchen fungiere ich dann als derjenige, der vermittelt, dass die Natur nicht nur ein Sportplatz für Outdoor-Aktivitäten ist, sondern viel mehr bietet! Aber alles mit Maß und Ziel. Sprich es geht nicht darum, Höhenmeter zu machen oder Hunderte Pflanzen lernen zu müssen. Viel eher erkläre ich den Leuten ein bisschen, welche Pflanzen zum Beispiel einheimisch sind, welche nicht; welche Blumen wir gerade sehen, welches Naturobst man essen kann oder wie der Schmetterling heißt, der hier herumflattert.“ 

Wer kann denn bei einem solchen Ausflug teilnehmen?

„Prinzipiell jeder, der sich auf GemeinsamErleben anmeldet, unserer Gruppe beitritt und Interesse daran hat, mehr in der Natur zu sein und dafür vielleicht Motivation sucht. Unsere Ausflüge konzentrieren sich bis auf wenige Ausnahmen auf den Osten Österreichs. Und wir freuen uns immer auf neue Teilnehmer. Derzeit nehmen bis zu 15 Personen an unseren Naturerlebnissen teil.“ 

Sie beschäftigen sich viel mit unserer Natur: Wie ist denn Ihr ganz persönlicher Zugang zur Ressourcenschonung und zur Nachhaltigkeit? 

„Das ist mir auf jeden Fall ein großes Bedürfnis! Ich esse bewusst wenig Fleisch und wenn, dann kauf ich regionale Lebensmittel. Mein Gemüse baue ich selbst an. Wenn man z.B. schaut, welches Obst und Gemüse im Supermarkt angeboten wird, ist das wirklich erschreckend. Äpfel aus Südamerika oder Chile müssen nicht sein. Ich habe diesbezüglich auch schon bei Supermarktketten protestiert (lacht). Ich finde es auch schlimm, wenn in Österreich, wo wir soviel Milch haben, Butter aus Irland angeboten wird. Oder Rindfleisch aus Argentinien! Auch wenn ich reise achte ich auf die Nachhaltigkeit. Wenn es doch einmal ein Langstreckenflug sein muss, dann zahle ich CO2-Kompensation bei Organisationen wie z. B. bei www.atmosfair.de. Ich schaue prinzipiell, dass ich mich ressourcenschonend durch die Welt bewege, das heißt, ich nehme auch die Schnellbahn in die Arbeit anstatt dem Auto.“ 

Foto: Privat