Traditionen aus alter Zeit können zu neuen Trends werden. Ein ökologisch sinnvolles und zudem praktisches Beispiel sind Reetdächer: Dächer aus Schilfrohr.

Wer schon einmal die Küsten der Nord- oder Ostsee bereist hat oder mit dem Fahrrad am Neusiedlersee unterwegs war, der kennt sie. Häuser mit Dächern aus Schilf, so genannte Reetdächer. Der Trend zu natürlichen Baumaterialien verbindet sich dabei mit einer uralten Tradition.

Reet oder Schilfrohr gehört zu den ersten Baustoffen der Menschheit. Schon während der Eisenzeit deckten die Menschen ihre Häuser mit dem zahlreich verfügbaren Material ihre Häuser ab. Schilfrohr ist eine Wasserpflanze, insofern fanden sich Reetdächer vor allem in küstennahen Gebieten.

Schilfrohr ist ein besonderes Material für den Dachdecker. Es enthält viel Silizium, dadurch ist ein Reetdach wasserabweisend und schwer entflammbar. Schilf isoliert zudem äußerst gut. Die Halme sind durch Knoten in mehrere Abschnitte eingeteilt, zwischen den Knoten sind die Halme mit Luft gefüllt. Die Räume zwischen den Halmen vermindern den Temperaturaustusch mit der Außenluft. Diese doppelte Isolation schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch gegen Lärm.

Mit einem Reetdach tut der Bauherrn nicht nur etwas für sich, sondern auch für die Natur: Im Schilfrohr ist CO2 gebunden. Einzig die Energie, die für den Transport aufgewendet wird, verursacht Emissionen. Schilfrohr setzt antibiotische Stoffe frei und kann die Anzahl der krankheitserregenden Keime im Wasser auf bis ein Zehntel reduzieren.