Die Oberleitung ist nichts neues. O-Busse fahren seit Jahrzehnten durch zahlreiche Städte dieser Welt, vor allem in Mitteleuropa, der ehemaligen Sowjetunion und China. Nach einer Blütezeit in den 50er und 60er-Jahren wurden seither aber mehr als 550 Netze wieder stillgelegt. 13 davon in Österreich Linz und Salzburg sind noch in Betrieb.
Siemens hat das Konzept adaptiert für den Einsatz auf Autobahnen, um eine technisch relativ einfache Elektrifizierung von LKWs zu ermöglichen. Im Kern ist es eine serielle Hybrid-Technik: Die Laster werden mit beweglichen Stromabnehmern ausgestattet, die bis zu einer Geschwindigkeit von 90km/h ein automatisches Auf- und Abbügeln ermöglichen, um rein elektrisch zu fahren. Ein Überholen ist mit dem System möglich. Die ausschließlich mit einem 4500 Nm starken Elektromotor angetriebenen Fahrzeuge erhalten einen Dieselgenerator, der bei nicht vorhandener Oberleitung die Stromversorgung übernimmt. Die LKWs verfügen über Rekuperationssysteme, so dass die entstehende Bremsenergie wieder in die Oberleitung zurückgespeist werden kann.
Damit ist man in der Lage, die 3km lange Teststrecke mit dem restlichen Weg ideal zu verknüpfen. Im Juli 2015 soll der Testbetrieb der Oberleitungsstrecke beginnen und für ein Jahr laufen, um ausreichend Praxisdaten zu sammeln.
Überzeugt das Konzept, soll eine der stärksten LKW-Pendler-Strecken Kaliforniens durchgehen elektrifiziert werden: die 30km lange Verbindung der Häfen von Los Angeles und Long Beach.
Ziel des Systems ist es, die stetig steigenden CO2-Emissionen aus dem straßengebundenen Güterverkehr vom Verkehrsaufkommen zu entkoppeln und damit einen großen Beitrag zur Reduktion der straßenbezogenen Emissionen zu leisten.
Experten empfehlen, laut Siemens, die Elektrifizierung aller deutschen Autobahnen mit einstelligen Zahlen. Insgesamt ca. 5400km. Bei momentan geschätzten Kosten von 1,1 bis 2,5 Millionen Euro pro Kilometer kann man die Investitionskosten mit 5,94 und 13,5 Milliarden Euro beziffern. Für Österreich würde sich eine Elektrifizierung aller existierender Autobahnen und Schnellstraßen mit 2,4 bis 5,5 Mrd Euro zu Buche schlagen. Die Milliardenstadt würde zwar etwas kleiner ausfallen, aber von den 19 Hypo-Milliarden würde noch immer mehr als genug über bleiben.