Wenn ein Museum zum zweiten Wohnzimmer wird, dann macht es etwas richtig. Denn das Naturhistorische Museum in Wien ist definitiv eine Wiederentdeckung wert – auch für uns Erwachsene.
Dieser Artikel wurde am 6. Dezember 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

In den letzten Wochen waren wir mit unseren Kindern immer wieder im Naturhistorischen Museum um verschiedenste Abteilungen genauer durchzuforsten und uns die wirklich gut und spannend gestalteten Sonderausstellungen anzusehen. Dinosaurier die sich bewegen und grölen, die berühmte Venus von Willendorf, winzige Mikroorganismen und andere Naturobjekte live in Großprojektion betrachten und erklärt bekommen oder die wirklich gut gemachte Ausstellung „Mensch(en) werden“, die über den Entstehungsprozess des Menschen bis zur Jungsteinzeit handelt.

Bei unserem letzten Besuch waren wir dort, um uns die neue Sonderausstellung „Geschäft mit dem Tod – Das letzte Artensterben?“ anzusehen. Denn pro Stunde sterben weltweit drei Tier- oder Pflanzenarten aus, das waren auch die Beweggründe des NHM-Direktors Christian Köberl zu einer gemeinsam Kooperation mit der Umweltorganisation WWF Österreich und der daraus resultierenden Sonderausstellung. Große Artensterben gab es im Laufe der Geschichte des Lebens immer wieder, fünfmal verschwanden u. a. durch geologische Veränderungen mehr als 70 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten von der Erde. Erstmals ist nun aber der Mensch hauptverantwortlich dafür.

Nun ist die Ausstellung zwar echt toll und spannend gemacht, aber mitunter einfach zu brutal und hart, um alle gezeigten Aspekte des vom Menschen konstruierten Artensterbens mit einem 8 jährigen Kind zu betrachten. Wir mussten abbrechen, viel zu viel Realität für ein kleines Mädchen. Ich empfehle daher erst mit Kindern ab 10 Jahren in diese Ausstellung zu gehen. Am Ende dieser Ausstellung aber, gab es einen Bereich, in dem auf das Gesehene reflektierend, Fragen gestellt wurden. Unter dem Titel „Es liegt an uns! Sind Sie bereit….“ gab es sechs Fragen und die Möglichkeit diese nach Relevanz mit bunten Schaumstückchen zu befüllen. Das Ergebnis war irgendwie sehr aufwühlend.

…Fallen und Giftköder zu melden? 40% sagten Ja.

…auf Ihre Lieblings-Knabberei zu verzichten, wenn sie unter Inhaltsstoffen Palmöl entdecken? 100% sagten Ja.

…bei Einkauf von Fischen auf Umweltsiegel zu achten? 60 % sagten Ja.

…Bioprodukte zu kaufen, obwohl sie teurer sind? 30 % sagten Ja.

…acht Monate im Jahr auf Paradeiser verzichten? 45 % sagten Ja.

…bei ihren Fahrten auf den eigenen PKW zu verzichten? 5 % sagten Ja.

In der Ausstellung wurde eine Doku des WWF gezeigt, in der die unglaublichen Folgen vom Anbau von Palmöl Palmen für die Umwelt gezeigt wurden. Für die Gewinnung von Palmöl wird vor allem in Südostasien im großen Stil Tropenwald abgeholzt und in Plantagen umgewandelt und der Lebensraum der Orang Utans dadurch sukzessive und auf brutalste Weise zerstört und weggenommen. Zwar wären viele Besucher zu 100 % bereit keine Süßigkeiten mehr zu kaufen, die Palmöl enthalten, aber es fällt bei den Folgefragen gleich auf, das man den größeren Zusammenhang kaum erfasst. Das es nämlich genauso wichtig ist mehr auf biologische und ökologische, sowie nachhaltig produzierte Produkte zu setzen hielten schon weitaus weniger Menschen für wichtig und relevant. Giftköder zu melden oder einfach Saisongerecht einzukaufen scheinbar auch nicht. Auf das eigene Auto verzichten, das will man schon gar nicht.

Parvin Razavi