Durch diese Innovation können Betonflächen in lebendige, atmende Ökosysteme verwandelt werden.

In Zeiten zunehmender Urbanisierung und Klimabelastung wird die Begrünung von Städten immer wichtiger. Das niederländische Start-up Respyre, ein Spin-off der Technischen Universität Delft in den Niederlanden, hat eine clevere Lösung entwickelt, die Betonflächen in lebendige, atmende Ökosysteme verwandelt – durch sogenannte biorezeptive Fassaden.

Das Herzstück der Innovation ist ein spezieller, nachhaltiger Beton, der so konzipiert ist, dass er das Wachstum von Moos fördert. Dieser Beton besteht zu rund 85% aus recyceltem Material und ist so porös und strukturiert, dass sich Moose ideal daran anheften können. Nach dem Auftragen des Betons wird ein Moosgel mit Sporen aufgetragen und so das Pflanzenwachstum unterstützt. Für die ersten Wochen sorgt ein Bewässerungssystem für ausreichend Feuchtigkeit – danach gedeiht das Moos fast von selbst.

Vorteile der Moos Fassade

Moos ist nicht nur pflegeleicht, sondern bringt zahlreiche ökologische Vorteile: Es filtert Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft, wirkt wärme- und schallisolierend und schafft Lebensräume für Insekten und Mikroorganismen. Zudem ist es CO₂-neutral – nicht nur im Wachstum, sondern auch durch den Beton selbst, der CO₂ aus der Luft durch Karbonatisierung bindet und in Calciumcarbonat umwandelt.

Respyres grüne Fassaden benötigen kaum Wartung, sind kostengünstiger als herkömmliche vertikale Gärten und lassen sich sowohl bei Neubauten als auch an bestehenden Gebäuden anwenden. Besonders in dicht bebauten Städten können so versiegelte Flächen sinnvoll begrünt werden – ganz ohne zusätzliche Bodenfläche.

Die Vorteile von Moosfassaden sind vielfältig: Sie verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub absorbieren, und wirken als natürliche Klimaanlage, indem sie die Umgebungstemperatur senken. Darüber hinaus fördern sie die Biodiversität, indem sie Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere bieten. Moosfassaden wirken zudem schallabsorbierend und tragen so zur Reduzierung von Lärmemissionen bei.

Die Technologie ist ein Paradebeispiel für klimafreundliche Stadtentwicklung. Sie zeigt, wie durch clevere Materialforschung und biologische Prinzipien graue Städte lebenswerter, nachhaltiger und attraktiver werden können. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von Neubauten bis hin zur Begrünung bestehender Gebäude und Infrastruktur. Respyre plant bereits erste internationale Projekte – und vielleicht atmet auch bald eine österreichische Hauswand ein bisschen Moosluft.


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Bild: Respyre; TU Delft