Überschwemmungsschutz und kühlender Mantel für Hochhäuser – eine hydroaktive Gebäudefassade schafft beides.
Dieser Artikel wurde am 16. Februar 2023 veröffentlicht
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Der Sinn und Nutzen einer hydroaktiven Fassade ist leicht erklärt, um einiges komplexer war deren Realisierung, die sich nun im Probebetrieb in einem Hochhaus am Campus der Universität Stuttgart bewähren muss.

Vereinfacht gesagt speichert die Gebäudeummantelung Regenwasser, wodurch das Hochwasserrisiko in deren Umgebung sinkt. An hießen Tagen wiederum verdampft das gesammelte Wasser und kühlt dadurch das Gebäude. Die Bedeutung für dicht bebaute Flächen ist offensichtlich. Beton und Asphalt speichern die Hitze und es kommt nicht zu kühlender Verdunstung wie in begrünten Gebieten. Versiegelung verhindert zudem das effiziente Versickern von Wasser, die Wahrscheinlichkeit von Überflutungen bei Unwettern ist groß. Die Hitzebelastung ist zehnmal höher als im Grünland.

Hydroaktive Gebäudefassade im Testbetrieb

HydroSKINs, also die Wasser absorbierende Ummantelung von Bauwerken, ist eine vielversprechende Lösung bei klimabedingter Überhitzung von Städten. Sie bauen sich aus zwei textilen Schichten auf, die durch den Abstand zwischen ihnen eine Luftzirkulation ermöglichen, die den Kühlungseffekt verstärkt. Die äußere Schicht ist wasserdurchlässig. Sie nimmt beinahe das gesamte Regenwasser auf und schützt so gleichzeitig die Fassade vor Verschmutzung. Die innere Folie leitet das Wasser zu den Speichern oder führt es direkt dem Gebäude als Nutzwasser oder für die Bewässerung von Pflanzen zu. Der Wasserverbrauch bei Schlechtwetter sinkt dadurch deutlich. An heißen Tagen wird das gespeicherte Regenwasser aus den Reservoirs in die Fassade zurückgeführt, wo es kontrolliert verdunstet und dadurch das Bauwerk kühlt.

Urbane Gebiete mit Hochhäusern sind für die Anwendung von HydroSKINs am besten geeignet, denn das Regenwasser trifft schräg auf die Fassaden wodurch ab ca. 30 Metern Bauhöhe mehr Wasser aufgenommen werden kann, als auf gleich großen Dachflächen. Die in der Höhe größere Windgeschwindigkeit unterstützt darüber hinaus die effiziente Verdunstung und kühlt wegen der Verwirbelung auch tiefer gelegenen Bereiche. Die Testphase in Stuttgart verläuft erfolgversprechend und gibt Hoffnung für die von Hitze geplagten Großstädter.


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Bild: Sven Cichowicz