Eine etwas andere Art der Pädagogik.
Dieser Artikel wurde am 20. Dezember 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Vor allem in den letzten Jahren und Jahrzehnten sind diverse Ausbildungen und Lehrgänge mit dem großen Zusatz „Pädagogik“ ins Leben gerufen worden. Alleine im naturnahen Umfeld gibt es Naturpädagogik, Ökopädagogik, Waldpädagogik, Erlebnispädagogik, Kräuterpädagogik, Wildnispädagogik und wahrscheinlich noch viele mehr. Wie soll man sich da auskennen? Und was ist denn nun der Unterschied?

In diesem Artikel werde ich etwas Licht in diese Thematik bringen, und zunächst die Wildnispädagogik etwas genauer betrachten. Auf den ersten Blick vermittelt Wildnispädagogik altes Wissen, wie Naturvölker gelebt und gelernt haben, und es immer noch tun. Es geht jedoch viel tiefer. Es geht darum, die eigenen Sinne zu schärfen, wieder genauer wahrzunehmen, und somit wieder in Verbindung mit der Natur, im Außen, und dadurch auch mit der eigenen Natur und anderen Menschen zu kommen.

Verbindung mit der Natur

Naturverbundenheit bedeutet für viele Menschen, dass sie einfach gerne draußen sind, spazieren oder wandern gehen, im Garten sitzen oder arbeiten, oder ähnliches. Aber Verbindung mit der Natur so wie es die Wildnispädagogik vermittelt ist wesentlich mehr. Schrittweise lernt man sozusagen die eigenen Nachbarn kennen. Man geht in die Natur, und beobachtet, welche Tiere und Pflanzen an dem Platz wohnen, was sie zur jeweiligen Tages- oder Jahreszeit gerade machen, welche Herausforderungen sie haben. Ähnlich wie bei den menschlichen Nachbarn kann es sein, dass man ihnen hilft, wenn sie Unterstützung brauchen, wenn zum Beispiel ein großer Busch als Nische für das Nest durch den Wind zerstört wurde. Oder aber sie erwidern die Hilfe, indem sie ein Lied singen, oder einen angenehmen Anblick bieten, der nach einem aufreibenden Tag hilft, zur Ruhe zu kommen.

Verbindung bedeutet Kommunikation, und Kommunikation bedeutet, sowohl zuzuhören als auch selbst erzählen zu können. Dadurch entsteht ein Gefühl der Verbundenheit, wodurch man automatisch mehr darauf achtet, was man tut, und wem es schadet oder nützt.

Der Koyote kann ein guter Lehrer sein. - Photocredit: pixabay.com/skeeze
Der Koyote kann ein guter Lehrer sein. – Photocredit: pixabay.com/skeeze

Die Lehren des Kojoten

Eine Form der Unterweisung wie sie in vielen Naturvölkern gelebt wird, wird in einigen nordamerikanischen Stämmen als Coyote Teaching oder auch Coyote Mentoring bezeichnet. Es geht dabei darum, die Begeisterung des Lernenden zu nutzen. Schon damals wussten sie, – was die Gehirnforschung erst vor kurzem wieder neu entdecken musste – dass die Informationen besser gespeichert werden können, wenn das Interesse und die Begeisterung groß sind.

Begleiten statt vorkauen

Coyote Mentoring in seiner Essenz besteht darin, Fragen zu stellen, die dabei helfen sollen, die Neugierde und Begeisterung der Lernenden aufrecht zu erhalten. Antworten werden dabei vom Mentor nur selten gegeben. Es geht nicht darum, dass der Lehrer erklärt und beschreibt, wie Feuer aussieht, sich anfühlt und funktioniert. Der Coyote Mentor achtet darauf, dass das Feuer, das beim Lernenden entfacht wurde, immer wieder mit ein bisschen Holz gefüttert wird, damit es weiter brennt.

Dadurch stellt diese Art der Pädagogik in vielerlei Hinsicht das absolute Gegenteil zum heute bei uns vorherrschenden Schul- und Bildungssystem dar. Coyote Mentoring fördert individuelle Stärken, benötigt von allen Beteiligten absolute Flexibilität, aber auch Vertrauen, und schneidet dadurch bei einem Vergleich des initialen Zeitaufwandes meist schlechter ab. Oft sind auch die erlernten Fähigkeiten nicht so klar in Form von standardisierten Tests zu prüfen, da der eine vielleicht über die Lebensumgebung der Amsel gelernt hat, die andere aber den Spuren einer Fuchs-Familie gefolgt ist.

Fazit

Egal wie oft ich versuche, diese Form des Lernens oder auch die Philosophie hinter der Wildnispädagogik theoretisch zu erklären und in Worte zu fassen, so hinterlässt es immer ein Gefühl der Unvollständigkeit. Für mich ist es ein Teil einer Lebenseinstellung, die tief darin verwurzelt ist, Erfahrungen zu machen, und die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu spüren. Seit ich in dieses Erleben eingetaucht bin, habe ich erfahren, wie es sich anfühlt, wirklich Verbunden und als Teil des Ganzen zu sein. Und ich weiß, dass es noch viel mehr gibt, und es immer weiter geht…

 

Weiterführende Quellen

Coyote Guide – Interview mit Jon Young (youtube)
Geschichten erzählen – eine spannende Form des Lernens
Lernen mit Begeisterung
http://www.wildnisschulenportal-europa.de/
http://www.coyoteguide.de/
http://8shields.org/
Radiosendung „Der Coyote als Lehrer – Die Pädagogik der indigenen Völker“

 

Bildquellen

Beitragsbild: pixabay.com / Artem_Apukhtin
Bild im Text: pixabay.com / skeeze