Weihnachtsmann oder Christkind? Die Frage stellt sich eigentlich gar nicht.
Denn Santa Claus, der den Amerikanern die Geschenke bringt, kommt bei uns schon am 6. Dezember vorbei – der Nikolaus.
Der Ursprung des scheinbar Allwissenden mit seinem Buch der guten und schlechten Taten des Jahres liegt allerdings keineswegs am Nordpol oder in Finnland, wie so manche denken. Er liegt in Kleinasien, in Myra, wo in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts ein Bischof – mit dem Namen Nikolaus – gewirkt hat.
Der Heilige Nikolaus gilt – nicht nur im Christentum – als einer der populärsten Erscheinungen. Über sein Leben und seine Taten gibt es jedoch mehr Legenden als gesicherte Fakten. In historischen Quellen wird er einerseits als temperamentvoll beschrieben, andererseits auch als diplomatischer Vermittler, der oft Gnade vor Recht ergehen ließ und sich besonders für hilfsbedürftige Menschen eingesetzt hat.
Nikolaus wurde zwischen 270 und 286 in Patara – den heutigen Ruinen bei Kalkan (Türkei) – geboren. Als Sohn wohlhabender Eltern, deren Erbe er später an die Armen verteilte, wurde er im Alter von 19 Jahren von seinem Onkel, dem damaligen Bischof von Myra, zum Priester geweiht und zum Abt des Klosters Sion (nahe Myra) gemacht.
Unmittelbar nach dem Tod seines Onkels begab sich Nikolaus auf eine Pilgerreise ins Heilige Land, das heutige Israel. Nach seiner Rückkehr wurde der später heilig Gesprochene von der Gemeinde Myra – dem heutigen Demre, einem kleinen Ort südwestlich von Antalya – zum Nachfolger seines Onkels gewählt.
Mitgift für drei Jungfrauen
Viele Legenden kursieren rund um das Leben des Heiligen Nikolaus. So auch jene, die ihn zum Schutzpatron der Kinder werden ließ und an den heute in vielen Ländern verbreiteten “Weihnachtsmann” erinnert. Diese Erzählung besagt, dass sich ein verarmter Vater gezwungen glaubte, seine drei jungfräulichen Töchter zu verkaufen, da er sie mangels Mitgift nicht verheiraten konnte.
Nikolaus, durch das Erbe seiner Eltern sehr wohlhabend, soll heimlich durch die Fenster sowie den Kamin des Hauses Goldklumpen geworfen und so das böse Schicksal abgewendet haben.
Rettung der Pilger in Seenot
Eine weitere Sage schildert die Geschichte von drei in Seenot geratenen Pilgern, die den Heiligen Nikolaus um Hilfe anflehten. Ihnen soll ein kräftiger Mann erschienen sein, der das Steuer übernahm, den Sturm bezwang und dann einfach wieder verschwand. Erst in der Kirche von Myra haben die Seeleute den Heiligen Nikolaus aufgrund eines Bildes erkannt.
Römische Feldherren vor dem Tod bewahrt
Eine der ältesten Nikolaus-Legenden ist jene über drei von Nikolaus nach Myra geladene römische Feldherren. Sie wurden Zeugen, als er Unschuldige ganz direkt vor der Hinrichtung bewahrte – einfach, indem er einem Richter das Schwert aus der Hand riss. Als jene Feldherren einige Zeit später selbst Opfer einer Intrige wurden, riefen die zum Tode Verurteilten Nikolaus um Hilfe an. Dieser erschien ihrem Kaiser und drohte ihm Konsequenzen an, wenn er das Todesurteil nicht fallen ließe. Die Feldherren wurden daraufhin tatsächlich freigelassen.
Der 6. Dezember ist der Todestag des Heiligen Nikolaus von Myra. Irgendwann zwischen 345 und 351 soll er in Myra gestorben sein. Neben den Kindern ist der Nikolaus auch der Patron der Feuerwehr, der Reisenden, der Kaufleute, der Wirte, der Metzger, der Fischer und vielen anderen mehr.
In Österreich kommt der Nikolo meist mit seinem Furcht einflößenden Gehilfen “Krampus” (Krampustag ist der 5. Dezember).
In vielen anderen Ländern trägt er einen anderen Namen und wird dort auch gemeinhin als Weihnachtsmann verehrt: Santa Claus (Nordamerika), Sinterklaas (Niederlande), Father Christmas (England), Noel Baba (Türkei), Saint Nicolas (Frankreich), Pai Natal (Portugal) etc. Wie sie sich auch nennen und wann sie auch kommen: Geschenke haben sie alle dabei.