Bildung, Information, Wissen, das sind die Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung, einem nachhaltigen Leben in Partnerschaft mit der Natur, der Umwelt und unter allen Bewohnern dieses Planeten.
Die Raumfahrt sollte einmal bewirken, dass der Mensch sich als Weltbürger fühlt.
Als in den 60er-Jahren Visionäre ihre Vorstellung für ein Leben im Jahr 2000 formulierten, beschrieben sie eine Welt, die vollständig technisiert ein Paradies auf Erden für alle Menschen bieten würde. Anfang des nun schon 11 Jahre alten 21ten Jahrhunderts sieht die Welt leider völlig anders aus, hat sich die so hoch gelobte Technik als völlige Fehlentwicklung erwiesen, befürchten manche Kulturpessimisten einen Weg zurück ins Mittelalter. Die natürlichen Ressourcen, die Rohstoffe für die bisherige Energiepolitik – ja sogar das für alle Lebewesen so wichtige Trinkwasser – sind aufgezehrt; das Atomzeitalter ist beendet, bevor es so richtig begonnen hat und die Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten immer noch fieberhaft daran, mit den alten Modellen, der längst als Irrweg erkannten Technologien, einen Ausweg aus der globalen Krise zu suchen.
Dabei arbeiten sie genau mit dem falschen Ansatz, nämlich dem Bearbeiten der Symptome der Krise, anstatt endlich die Ursache zu erkennen und das Problem bei der Wurzel anzugehen.
Den Weltbürger gab es bereits vor dem Zeitalter der Industrialisierung
Der Fehler liegt im System, in der aktuellen Struktur der Technisierung, darin, dass der Mensch als Humankapital verstanden nur ein Rad im Getriebe der industrialisierten Welt geworden ist. Aus dieser eingeschränkten Perspektive innerhalb des scheinbar so komplizierten Räderwerks vermag er nicht mehr, das System an sich zu erfassen, sondern nur den direkten Teilbereich um seine Position. Diese fehlende Übersicht, das Gefühl einer Ohnmacht gegenüber der Macht, die das gigantische Netzwerk zu beherrschen scheint, lähmt jeden Ansatz, den Sinn dieser Entwicklung in Frage zu stellen. Eine wesentliche Ursache für diese Unfähigkeit ist die Ausbildung, die fehlende Bildung mit einer ganzheitlichen Sicht, das fehlende Wissen um die Basis des Lebens auf diesem Planeten, in diesem Universum.
Viel zu früh wird jedes Kind in ganz bestimmte Bahnen gelenkt, „spezialisiert“, um später eine genau definierte Position in dem künstlichen Apparat einzunehmen, der so gar nichts mehr mit einem natürlichen Leben zu tun hat. Den Landwirt, der genau wusste, wie er seinen Acker zu bewirtschaften und sein Vieh zu behandeln hat, den Arzt, der den Menschen als Einheit und nicht als Ansammlung von einzelnen, isolierten Körperzonen verstand, den Gelehrten, der universell ohne Berührungsängste über alle Grenzen der Wissenschaften hinweg dachte und forschte scheint es nicht mehr zu geben. Sokrates, Platon, Goethe und nicht zuletzt Alexander von Humboldt würden die gewaltige Zahl der Wissenschaftler des 21ten Jahrhunderts sicher als kleingeistige Fachidioten bezeichnen.
Eine fachübergreifende Grundbildung, ein neues Basiswissen ist angezeigt.
Nachhaltigkeit kann nicht erreicht werden, wenn niemand die Folgen seines Tuns, die Auswirkungen seines Handelns übersehen kann. Nachhaltiges Handeln verlangt, dass jeder Eingriff in das komplexe System der natürlichen Kreisläufe ohne schädigende Folgen bleibt, und das System an sich intakt lässt. Das Wissen darum, dass auch der Mensch nichts weiter als ein Teil dieses natürlichen Systems ist, wurde verdrängt und ersetzt durch die „Hybris“, dass dieses besondere Lebewesen in der Lage sei, die Natur nach seinen Vorstellungen zu formen und zu nutzen.
Dieser fatale Irrtum, diese groteske Überschätzung seiner Rolle im Welttheater wird den Erdenbürgern nun brutal vor Augen geführt. Mangels einer Fähigkeit zu einem freien, eben „Fach übergreifenden“ Denken dreht man nun an allen greifbaren Stellschrauben, in der Hoffnung das Ende der geliebten Zivilisation aufhalten zu können. Gleichzeitig schotten sich die aufgeregten Nationen, die einzelnen Gruppen immer mehr voneinander ab, anstatt sich endlich über alle Kulturen, Rassen und unterschiedlichen Denkweisen hinwegzusetzen und an einem globalen runden Tisch den Ausweg aus der Krise zu suchen. Zumindest den Vertretern der Industriegesellschaften fehlt die Fähigkeit, die für absolut gehaltenen eigenen Denkmuster zu verlassen.
Kultur als universelle Sprache, Kommunikationsmittel über alle Grenzen hinweg
„Wo gesungen wird, da lass Dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder“. Diese Zeile aus dem Volkslied „Lob der Musik“ des Liederdichters Johann Gottfried Seume (1763-1810) beschreibt treffend die Bedeutung der Kultur, als Mittel der Verständigung über alle Mauern des Verstehens hinweg. Musik, Malerei, Literatur berühren die Herzen der Menschen und werden daher gerade in den Industrienationen in der Ausbildung, den Schulen immer weiter verdrängt. Die Naturwissenschaften, die auch noch immer weiter zerstückelt und in immer neue Fachgebiete zergliedert werden, haben Vorrang vor einer gesunden Allgemeinbildung, einer kulturellen Basis.
Umso wichtiger sind dann schulische Initiativen, wie das Projekt „the youngclassix“ (www.theyoungclassx.de) der Stadt Hamburg, im Rahmen der Aktion „Land der Ideen“, die der damalige Bundespräsident Horst Köhler in seiner Antrittsrede 2004 initiierte und die 2005 von der deutschen Bundesregierung in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsinstituten und der Deutschen Bank ins Leben gerufen wurde. 2008 wurde der Verein von dem Ensemble „Salut Salon“ und der Otto Group gegründet. An vielen Hamburger Schulen werden seitdem musikalische Projekte angeboten, die am Ende zu einem großen Chor, einem Orchester oder einem solistischen Erlernen eines Instruments – auch der eigenen Stimme – führen. Inzwischen sind über 2.000 Kinder in 22 Schulen beteiligt, haben mit dem NDR – Sinfonieorchester 10.000 Zuhörer in der O2-Arena oder fast 2.000 Gäste in der ausverkauften Laizshalle begeistert.
Musik kontra Ballerspiel, Konzertsaal statt Ballermannparty
Die anrührende Begeisterung der Kinder und Jugendlichen auf der Bühne lässt hoffen, dass hier ein Samen aufgeht, ein anderes Denken entsteht, ähnlich, wie es Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in dem Dorf Woodstock bei New York begonnen hatte und in der folgenden Generation wieder vergessen wurde. Die Spaßgesellschaft, die Generation der aalglatten Yuppies, der Karrieristen und Boni – Versessenen Neokapitalisten hatte sich so weit von der Welt der Blumenkinder entfernt, dass deren Ideale wie verstaubte Träume einer der Wirklichkeit entrückten Horde längst versunkener Atlanter oder Bürger von Utopia erschienen.
Leider verhält es sich genau anders herum, die altklugen Kinder haben die Bodenhaftung verloren und sind in ihren Höhenflügen in den IT – Welten und den Börsen an der Wirklichkeit gescheitert. Die Naturwissenschaften mit ihren unzähligen Fachrichtungen, voneinander mit kleingeistigem Maschendraht abgeschottet, müssen nun zugeben, dass sie überhaupt nichts im Griff haben und, wie Einstein schon vor fast einhundert Jahren feststellte, die Natur schon gar nicht wirklich beschreiben und das Leben überhaupt nicht erklären können. Jeder Eingriff in die Natur hat zu Katastrophen geführt, wie zuletzt dem Super-Gau in Fukushima. Gleichzeitig prügeln frustrierte Kids in den Großstadtgettos wahllos auf Menschen ein oder lassen sich mit Alkohol volllaufen, bis sie ins Koma fallen.
Gleiche Bildung für Alle erschafft erst den Weltbürger
Die Erkenntnis, dass eine kulturelle Bildung allein es schaffen kann, die Grenzen zwischen den Kulturen zu überwinden ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit, formuliert, beschrieben bereits im antiken Griechenland von Diogenes von Sinope.
Die so genannte Zivilisation hat sich in dem letzten Jahrhundert von diesem Wissen weit entfernt. Ursache war die verrückte Idee, die Menschen in ein System einer universellen Maschinerie einzugliedern, eine Weltmaschine zu schaffen, wie Fritz Lang sie schon in dem Film Metropolis beschrieb. Dieser Moloch brauchte ausschließlich angepasste, funktionierende Glieder einer Konsumgesellschaft, die nicht darüber nachdenken sollten, welchen Sinn dieses Leben hat.
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