Was wäre, wenn du dein ganzes Leben in zwei Koffer unterbringen müsstest? Was würdest du mitnehmen? Worauf könntest du verzichten?
Ich habe dieses Experiment zwei Monate lang gewagt, und so einige nützliche Erkenntnisse dabei gesammelt. Speziell wenn man mit wenig Gepäck für längere Zeit unterwegs ist, kommt es sehr stark auf die Umstände der Reise und die Umgebung an. Ist man etwa im Süden unterwegs, und immer an einem anderen Ort, hat man andere Herausforderungen als in nördlichen Gebieten und immer am selben Platz. Und auch das Budget und die sozialen Kreise spielen eine nicht unwesentliche Rolle.
Anforderungen
Meine Reise begann Mitte September, und reichte bis Mitte November hinein, in einer nördlichen Gegend, wo es bereits im Oktober zu Schneien beginnen kann. Die Herausforderung war es also, sowohl für die warme, als auch für die kalte Jahreszeit vorbereitet zu sein. Außerdem war ich mit der Möglichkeit konfrontiert, mehrere Tage draußen in der Natur zu verbringen, und auch dafür gewappnet zu sein.
Bevor man also sich auf das wesentliche reduziert, muss man sehr genau wissen, worauf man sich einstellen muss, was man möglicherweise auch vorort kaufen oder ausborgen kann, und was so wichtig ist, dass man es selbst dabei haben will.
Das Wesentliche
Bei eingeschränkten Möglichkeiten, etwa Gepäcklimits, oder nur zwei Hände zum Tragen, kommt sofort die Frage nach dem Wesentlichen auf. Was braucht man wirklich? Was kann man wie kombinieren , dass es für mehrere unterschiedliche Situationen genutzt werden kann?
Hier ist oft sehr viel Kreativität gefragt. Immer öfter findet man transformierende Kleidungsstücke, die etwa als Kleid, Rock oder Shirt in unterschiedlichen Varianten getragen werden kann. Oder Hosen, die verlängert bzw. verkürzt werden können.
Wenn sehr unterschiedliche Temperaturen zu erwarten sind, kann es sinnvoll sein, mehrere dünnere Lagen zu nutzen anstatt etwa einen dicken Pullover. Dabei ist aber auch wichtig, dass die Größe der Lagen entsprechend unterschiedlich ist, damit sie dann auch alle passen und trotzdem auch noch gut aussehen.
Was denken die anderen?
Lebt man länger an einem Ort, kommen auch möglicherweise die Sorgen auf, was die Anderen wohl denken, wenn man ständig mit den selben drei Outfits erscheint. Aber genau diese Sorgen, kombiniert mit der Tatsache, dass man in dem Moment aber nichts daran ändern kann, erlaubt es einem, sich dieser inneren Unsicherheit zu stellen, und zu lernen, der Meinung der Anderen nicht so viel Bedeutung zu schenken.
Gewöhnungsphase
So wie bei vielen Dingen im Leben legen sich all die Sorgen, die man zunächst vielleicht hatte meist relativ schnell. Und selbst wenn man merkt, dass man etwas vergessen hat, bzw. einem etwas fehlt, so macht man meist die Erfahrung, dass es auch ohne funktioniert. Dass es gar nicht so wichtig oder notwendig war als man dachte. Es stellt sich dann eine viel entspanntere Grundhaltung ein, und zwar nicht nur was Dinge angeht, sondern das Leben generell.
Weniger als man denkt
Die Erfahrung, die nicht nur ich bereits vielfach, sondern auch viele andere regelmäßig machen ist außerdem, dass man meist überrascht ist, wie wenig man tatsächlich braucht. Und ich habe es noch jedes Mal geschafft, zumindest ein oder zwei Dinge auf einer gesamten Reise kein einziges Mal zu brauchen. Egal wie leicht und reduziert ich unterwegs war.
Fazit
Bei meiner letzten Reise, wo ich für zwei Monate mit zwei Koffern bzw. Raschen unterwegs war, hatte ich tatsächlich kein einziges Buch eingepackt. Meine persönlich größte Herausforderung beim Packen. Und ich bin jedes Mal wieder aufs Neue dankbar, wenn ich die Erfahrung machen kann, dass es mit noch viel weniger möglich wäre, und ich vor allem auch viele meiner Ängste in meine Tasche packe. Und die braucht nun wirklich niemand…