Dieser Artikel wurde am 15. Oktober 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!„Freedom is nothing left to loose“ sang Kris Kristofferson in seinem Song „Me And Bobby McGee“, was…
Dieser Artikel wurde am 15. Oktober 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

„Freedom is nothing left to loose“ sang Kris Kristofferson in seinem Song „Me And Bobby McGee“, was meint, dass der, der nichts besitzt, auch nichts zu verlieren hat. Freiheit, bedeutete einmal – indogermanisch – den eigenen Hals zu besitzen (fri-halsa) und sonst nichts. Der Rest gehört allen, der Gemeinschaft, zu der der „Freie“ als gleichwertiges und gleichberechtigtes Mitglied gehört. Dieses Allgemeineigentum war – und ist – die Allmende (mhd.: almeinde = Gemeindeflur). Entscheidend für die Allmende ist nicht nur das allgemeine Nutzungsrecht, sondern auch die gemeinsame, also allgemeine Fürsorge, denn zu der Gemeinschaft der Gleichberechtigten gehören nicht nur die menschlichen Mitglieder, sondern die gesamte belebte und unbelebte Umgebung, was heutige Wissenschaftler gern als Naturreligion, Götzenanbetung und ähnlichen Unsinn bezeichnen.

Gemeinschaftsprojekte ziehen immer mehr Menschen an

Das gemeinsame, gemeinschaftliche Leben und Wirtschaften ist die archaische Lebensform der Primaten, die allein, als Einzelgänger – in der Umwelt – nicht lebensfähig sind. Das ist eine Binsenweisheit, seitdem Lebewesen diesen Planeten bevölkern. Das Geschwätz von der lebensfeindlichen Natur, dem Dschungel, in dem nur der Stärkste überleben kann, ist grober Unfug und gehört eher in die faschistische Ecke, ist aber nach wie vor in etablierten, konservativen Kreisen anzutreffen und letztlich aber die Schicht, die den Faschismus getragen und gefördert hatte (auch eine andere Geschichte). Auch jemand wie Bill Gates ist allein, auf sich gestellt in der „Natur“ verloren.
Dass aber das gemeinschaftliche Leben auch heute noch bei vielen „Völkern“, also ethnischen Gruppen zu finden ist, bei indigenen Gemeinschaften in Amerika, wie den Mapuche in Chile und Argentinien und natürlich in den Reservaten der USA, ist ein nicht zu leugnender Beweis. Selbst in Nordeuropa waren die anarchistischen Gesellschaft und das gemeinsame Wirtschaften bis ins 15. Jahrhundert auf dem Lande – und das war der wesentliche „Wirtschaftsraum“ – die Regel. Erst dann begann der „Allmende-Raub“ der Mafia-Paten, hier noch adelige Lokalherrscher oder Kirchenvertreter genannt. Dieser Landraub – Land, das bis dahin niemandem persönlich, sondern der Allgemeinheit der Lebewesen gehörte – führte natürlich zu einer Verarmung, der nunmehr versklavten Bauern, zu den bekannten Bauernaufständen und schließlich zu der Landflucht ab dem 18. Jahrhundert. Das wiederum war die Basis für das nunmehr in den Städten lebende Industrieproletariat, also nunmehr die Arbeitssklaven der Industrie.
Es bleibt aber – letztlich bei allen Menschen – die Erinnerung an die Geborgenheit in der Gemeinschaft, die man heute „Utopie“ nennt.

Eigentum ist Raub und zerreißt das Band zwischen „Mensch und Natur“

Schon Platon war klar, dass „Streben nach Eigentum der Gemeinschaft schadet“ und selbst alle heute noch „gebräuchlichen“ Religionen haben ursprünglich Eigentum zumindest als soziale Verpflichtung gesehen. Der Taoismus und die jüdische Lehre sehen die Erde als ein Geschenk Gottes an alle Lebewesen, so dass niemand einen Eigentumsanspruch herleiten kann. Auch der – heute noch in China gebräuchliche – Konfuzianismus und das frühe Christentum kennen die allgemeine Gütergemeinschaft und das Leben in einer „großen Gemeinsamkeit“. Jeder, der einen Anspruch auf ein Stück Land erheben wollte, verstößt damit gegen die Gemeinschaft und versündigt sich letztlich gegen seinen jeweiligen Gott. Eigentum entzieht der Gemeinschaft etwas, das sie benötigt.
Dass diese Gemeinschaften an ihrem jeweiligen Ort letztlich auf eine nachhaltige Art leben mussten, ist selbstverständlich. Niemand zerstört seinen Lebensraum, seine Lebensgrundlage willentlich. So kann man auch heute besonders die Gemeinschaften vieler indigener „Völker“ in Südamerika besuchen, die seit Jahrtausenden an „ihrem Ort“ leben, selbst wenn sie „halbnomadisch“ umherziehen. Sie bleiben grundsätzlich in ihrem Gebiet und erhalten mit ihrer Art zu leben die Mitwelt.
Dass sich Menschen als ein Lebewesen außerhalb der Mitwelt, sie nennen diese dann „Natur“, sehen, ist nicht nur ein grober Unfug, sondern eine existenzielle Dummheit, deren Folgen sich nun in der Mitwelt, der Lebensgrundlage aller Lebewesen immer heftiger zeigen. Bei den Menschen, den Verursachern selbst, in Form von seelischem Leiden.

Allmende 2014 ist kein Schritt zurück ins Mittelalter

Allmende 2014 bedeutet nicht, dass jedes Mitglied auf Privateigentum verzichtet, sondern in erster Linie, dass Grund und Boden, Häuser und Infrastruktur erst einmal allen gehören. Hier wird das bekannte „Teileigentum“ insofern ausgedehnt, als das nicht unbedingt der prozentuale Anteil zählt, sondern jede Stimme gleiches Gewicht hat. Das ist der Genossenschaftsgedanke dabei. Alles Weitere ergibt sich aus der Zusammensetzung der Mitglieder und den lokalen Gegebenheiten. Neben den „prominenteren Projekten“ in Zürich, Berlin oder Hamburg gibt es inzwischen eine Vielzahl von Gemeinschaften in den Speckgürteln der Städte. Hier entstehen neue „Dorfgemeinschaften“ und ziehen, wie soll es anders sein, auch viele Städter wieder zurück aufs Land, nicht nur, um dort zu leben – und zurück in die Stadt zur Arbeit zu pendeln – sondern besonders auch, um hier zu arbeiten, sich vollständig einzubringen. Die Sehnsucht nach der Gemeinschaft ist ein Gefühl, das die Menschen weltweit treibt, in den Industriestaaten sträflich verdrängt wird und wenn der „Schaden“ an der Seele zu groß wird, zu völlig absurden Ausbrüchen von Gewalt führt.
Eine nachhaltige Zukunft der Egoisten wird, ja kann es nicht geben, weil Egoismus Nachhaltigkeit widerspricht. Die neuen Gemeinschaften sind daher der einzige Weg.
http://www.allmende-wulfsdorf.de/ueber-die-allmende-wulfsdorf
http://www.wohnprojekt-wilde-rosen.de/Idee.22.0.html
http://commonsblog.wordpress.com/was-sind-commons/
http://www.boell.de/de/content/commons-fuer-eine-neue-politik-jenseits-von-markt-und-staat
http://www.gemeingueter.de/