In Teil 1 der Fachreihe Bauen – Außenwand ging es um Funktion, Bauweisen und Wärmeschutz-Anforderungen der Außenwand. Dieser zweite Teil beschreibt nun im Detail die Möglichkeiten, einen zeitgemäßen Wärmeschutz zu realisieren.
Teil 2: Ausführung
In den meisten Fällen wird die Wärmedämmung an der Außenseite der Wand angebracht, manchmal ist jedoch nur eine Innendämmung möglich, wie z.B. bei denkmalgeschützten Fassaden. Die monolithische Bauweise kommt ohne zusätzliche Dämmung aus.
Hier die Bauweisen im Detail:
Bauweise ohne zusätzliche Dämmung (monolithische Bauweise)
Hier wird die Außenwand „nur“ mit hochdämmenden Ziegeln, Gasbetonsteinen (auch bekannt als Porenbeton) oder Ähnlichem errichtet. Bei Hohlziegeln (oder Hochlochziegel) ohne Dämmeinlage oder Gasbetonsteinen wird eine Ziegelstärke von 50 cm benötigt, um einen U-Wert von 0,16 W/m²K zu erreichen. Hohlziegel mit Dämmeinlage erreichen bei einer Stärke von 50 cm einen U-Wert bis 0,12 W/m²K.
Vorteil ist, dass auf die zusätzliche Dämmung verzichtet werden kann. Nachteile sind eventuell auftretende Wärmebrücken bei Anschlussdetails, größere Wandstärke (bei gleichem U-Wert) und eventuell höhere Kosten.
Bauweise mit zusätzlicher Dämmung – Außendämmung
Die Außendämmung hat durch die lückenlose Aufbringung den Vorteil, dass sämtliche Wärmebrücken (Zwischendecken, Fensteranschluss, usw.) überbrückt werden. Gleichzeitig bleibt die Speichermasse im Massivbau erhalten und die Wohnnutzfläche ändert sich nicht. Wenn möglich, ist diese Variante zu bevorzugen.
Für die Ausführung sind mehrere Varianten möglich:
- Vollwärmeschutz
An die (tragende) Wand werden Dämmstoffe in Plattenform geklebt und bei Bedarf gedübelt. Es sind je nach Art und Stärke des Dämmstoffs auch U-Werte unter 0,1 W/m²K erreichbar. Zu beachten ist, dass sich bei manchen Dämmstoffen (speziell EPS) der Schallschutz verschlechtern kann. Der Vollwärmeschutz wird in Leicht- und Massivbauweise angewendet. - Vorgehängte Fassade
An der (tragenden) Wand werden Zwischenkonstruktionen befestigt, in die Dämmstoffe eingeklemmt oder eingeblasen werden. Vorteile dieser hinterlüfteten Konstruktionen sind ein sehr guter Schall- und Witterungsschutz. Nachteil ist die Gefahr von Wärmebrücken, wodurch wieder größere Dämmstärken erforderlich werden. Zusätzlich ist noch der Platzbedarf für die Hinterlüftung einzuplanen. Auch hier sind U-Werte unter 0,1 W/m²K erreichbar. Anwendung findet die vorgehängte Fassade ebenfalls in Leicht- und Massivbauweise. - Kerndämmung (mehrschaliger Aufbau)
Die Dämmung wird zwischen zwei massiven Wandbaustoffen eingebracht. Diese Bauweise ist relativ teuer und platzintensiv, Vorteile sind aber sehr gute Schallschutzwerte und eine besonders lange Lebensdauer.
Bauweise mit zusätzlicher Dämmung – Innendämmung
Speziell im (denkmalgeschützten) Altbau, aber auch bei der Sanierung einzelner Wohnungen im Mehrfamilienhaus, ist eine Außendämmung oft nicht möglich. Dann bleibt nur die Möglichkeit, die Dämmung raumseitig, also an der Innenseite der Außenwand anzubringen. Das bringt aber auch einen Vorteil: die Räume lassen sich rascher aufheizen – aus diesem Grund kann eine Innendämmung bei nur kurzfristig verwendeten Räumlichkeiten (z.B. Wochenendhäuser) sogar die bessere Wahl sein.
Jedoch gilt es hier ganz besonders, einige wichtige Punkte zu beachten.
Da die Außenwand im kalten Bereich bleibt und die warme, feuchte Raumluft zur Wand nach außen „strebt“, besteht die Gefahr von Kondensation hinter der Innendämmung. Diese würde außerdem durchfeuchtet und dadurch weniger dämmwirksam werden. Ein weiterer Schwachpunkt besteht in der Verstärkung von Wärmebrücken im Fußboden-, Decken- und Innenwandbereich. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die Gefahr einer Durchfeuchtung bei Holzbalkendecken. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Bauteilschädigung oder Schimmelbefall. Das muss unbedingt vermieden werden.
Bei entsprechender Planung sind diese Probleme jedoch lösbar. Die für jeden individuellen Sanierungsfall optimale Lösung (Dämmstoffwahl, Ausführung…) wird nach einer genauen Bestandsaufnahme mit Hilfe von Fachleuten ermittelt.
Folgende Ausführungsvarianten sind möglich:
- Feuchteadaptive Dampfbremse vor der Dämmschicht
Diese speziellen Dampfbremsen verändern die Dampfdurchlässigkeit abhängig von der aktuellen Luftfeuchtigkeit. Dadurch kann die Konstruktion im Sommer gut austrocknen. - Dampfdichte Dämmplatten
Die Dämmschicht selbst bildet die dampfdichte Ebene. Entsprechende Materialien sind z.B. Vakuum- oder Schaumglasdämmplatten. Wichtig bei der Ausführung ist ein dichtes Verkleben der Platten untereinander und gegen seitliche, untere und obere Anschlüsse. Vakuumplatten müssen in einer eigenen Konstruktion eingebaut werden, da sie nicht angebohrt werden dürfen. Schaumglasplatten werden vollflächig mit Bitumenklebern am Untergrund und untereinander verklebt. - Dampfdiffusionsoffene und kapillaraktive Dämmstoffe
Der Dampf durchdringt die Dämmung, kondensiert an der kalten Außenwand, das Wasser wird kapillar wieder zurückgesaugt und kann dann raumseitig austrocknen. Geeignete Materialien sind z.B. Zellulosefasern, die auf die Wand „aufgesprüht“ oder in eine – nicht mit der Wand in Verbindung stehende – Vorsatzkonstruktion eingeblasen werden. Ebenfalls geeignet sind Mineralschaum- und Holzfaserplatten, die vollflächig auf dem Untergrund verklebt werden.
Ausführungsqualität
Wesentlich ist sowohl bei der Außen-, aber auch ganz besonders bei der Innendämmung, die fachgerechte Ausführung der Arbeiten, um Bauschäden zu vermeiden. Bei der Innendämmung empfiehlt sich zusätzlich eine hygrothermische Simulation, um Aussagen über die Dauerhaftigkeit und das Funktionieren der Konstruktion zu erhalten.
Beratung zum Thema gibt’s in der
Wien Energie-Welt Spittelau
Spittelauer Lände 45
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Quelle: Qualitätslinie Innendämmung, Haus der Zukunft, 2011
- Alle Beiträge von Anita Schernhammer
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Als Energieberaterin bei Wien Energie beschäftigt sich Martina mit allen Energieeffizienzthemen und den Möglichkeiten die sich daraus ergeben. Ein wichtiger Teil in der Umsetzung zu mehr Energieeffizienz sind unter anderem Förderungen, neue Technologien und deren Einsatzbereiche.