Wie Beziehungen unser Leben und Handeln auf so vielen Ebenen beeinflussen.
Dieser Artikel wurde am 1. September 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Beziehungen können nicht nur zu Menschen sein. Wir können sie zu anderen Lebewesen, unserer Kleidung, unserem Wohnraum, unseren Hobbies und sogar zu Gedanken und Situationen entwickeln. Überall wo wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken, entsteht sie. Daher sind die Summe unserer Beziehungen die Basis für alles was wir tun. Aber was bedeutet das konkret?

Ebenen von Beziehungen

Beziehungen können viele Ebenen haben. Hier habe ich die häufigsten aufgeführt, und gehe etwas auf die Details ein.

Beziehung zu Lebewesen

Diese Beziehungsart ist uns wohl am besten bekannt und präsent. Es sind die Beziehungen zu Menschen, zu anderen Tieren, zu Pflanzen und zu Pilzen. Sie ist am einfachsten zu erklären und erkennen, da wir direkt interagieren können, und das Gegenüber bei genauerer Beobachtung einen eigenen Charakter und Eigenheiten hat. Sie agieren aus eigenen Stücken und wir können sie nicht kontrollieren, nur beeinflussen.

Je mehr wir eine Tätigkeit machen, umso mehr lernen wir die Details und Feinheiten, und auch die (Charakter-)eigenschaften der bearbeiteten Gegenstände. – Photocredit: unsplash.com/Vicky Hladynets

Beziehung zu Dingen

Auch zu Dingen können wir eine Beziehung aufbauen. Das können die Lieblingskleidung, das eigene Auto, ein Spielzeug, Kuscheltiere, aber auch Orte oder Räume sein. Ganz besondere Beziehungen entstehen oft durch Erbstücke, Gegenstände, die man sich mühsam erarbeitet hat, oder die bei prägenden Erlebnissen eine wichtige Rolle gespielt haben. Auch wenn wir selbst oder für uns wichtige Menschen sie hergestellt haben, können wir eine spezielle Beziehung zu einem Gegenstand aufbauen.

Beziehung zu Tätigkeiten

Wenn wir Beziehungen zu Tätigkeiten aufbauen, können diese oft sehr tief und intensiv sein. Dies geschieht etwa, wenn wir etwas gerne machen, wie bei einem Hobby, oder auch bestimmte Tätigkeiten in unserer Arbeit. Wenn wir etwas gut können, und mit Liebe machen, wird es zur Kunstform. Wir bekommen ein Gefühl für die kleinen Unterschiede, und bekommen Ideen, wie wir die Tätigkeit auch weiterentwickeln oder mit anderen verknüpfen können.

Speziell wenn wir ein Handwerk ausüben, und dadurch Gegenstände schaffen, haben wir sowohl die Beziehung zur Tätigkeit, als auch zum Endresultat. Dies kann auch beim Upcycling, Reparieren oder ähnlichem der Fall sein.

Wenn wir eine Tätigkeit draußen machen, dann bauen wir nicht nur etwa zum Kajak fahren eine Beziehung auf, sondern auch mit unserer Umgebung. – Photocredit: unsplash.com/Clay Banks

Beziehung zu Situationen

Beziehungen zu Situationen sind eine äußerst spannende Form der Verbindung. Diese entstehen etwa, wenn wir in armen Verhältnissen leben, wenn wir mit einer Krankheit oder mit dem Tod unserer Mitmenschen konfrontiert sind, oder ähnliches. Treffen wir danach auf Menschen, die ähnliche Situationen erlebt haben, können wir uns besser in sie hineinversetzen, weil wir bereits eine Verbindung zu den damit einher gehenden Herausforderungen, Fragen oder Besonderheiten aufgebaut haben.

Bedeutung von Beziehungen

Beziehung entsteht also dann, wenn wir Energie und Aufmerksamkeit in eine Verbindung zu etwas oder jemandem stecken. Diese Verbindungen tragen dazu bei, dass wir die Welt so wahrnehmen, wie wir es eben tun. Wenn wir großteils Beziehungen zu Menschen mit einer ähnlichen Einstellung haben, stärkt das unser aktuelles Bild auf die Welt und wir fühlen uns auf eine bestimmte Art sicher und unterstützt, weil wir damit nicht alleine sind, und weil wir es kennen.

Gleichzeitig können wir über Beziehungen ein Verständnis und eine Wertschätzung für unser Gegenüber entwickeln, sogar wenn es etwas repräsentiert, das wir ablehnen oder nicht gutheißen.

Beziehungen zu Pflanzen können sehr erfüllend und beruhigend sein. – Photocredit: unsplash.com/Vadim Kaipov

Auswirkung von Beziehungen

Wenn wir eine Beziehung aufbauen – egal ob zu Lebewesen, Dingen, Tätigkeiten, oder Umstände – erschaffen wir einen Bezug darauf. Es ist immer auch mit wachsender Kenntnis vom anderen verbunden. Wir wollen mehr über den/die/das Andere erfahren. Und selbst, wenn es keine rein freiwillige Beziehung ist, so lernen wir dennoch, und eine Beziehung entsteht und wächst.

Wenn wir also eine Beziehung zu einer Krankheit, einem unliebsamen Menschen oder anderen Lebewesen aufbauen, und erkennen, dass wir diese nicht in unserem Leben haben wollen, haben wir dennoch eine Verbindung aufgebaut, die uns und unser Handeln beeinflusst.

Bei Tätigkeiten mit anderen, bauen wir Beziehung mit den Menschen und der Tätigkeit gleichzeitig auf. – Photocredit: unsplash.com/Everton Vila

Was bringt das?

Jede Beziehung stärkt uns auf irgendeiner Ebene, und erlaubt uns ein besseres Verständnis für die Welt. Sie hilft uns außerdem, uns selbst besser zu verstehen. Je mehr wir Zeit und Energie in eine Verbindung, etwa zu einem Handwerk stecken, umso besser lernen wir es kennen, bekommen ein Gefühl für die Details der Tätigkeit und des Materials, und auch unsere Fähigkeiten im Bezug dazu. Stecken wir mehr Zeit und Energie in Liebesbeziehungen, Freundschaften oder Bekanntschaften, lernen wir diese, und auch uns, auf vielen neuen Ebenen kennen indem wir lernen, wie wir auf diese Menschen in unterschiedlichen Situationen reagieren.

Fazit

Mit mehr Verständnis und Wertschätzung lernen wir, behutsamer sowohl mit unseren Dingen als auch den Leuten und Lebewesen um uns herum umzugehen. Und das brauchen wir für eine nachhaltige Zukunft gerade sehr dringend.

Weiterführende Quellen

Der Wert von Traditionen
Sashiko und Boro: Kleidung reparieren als Kunstform
Ubuntu – eine Philosophie der Gemeinschaft