Wie können wir den Kern und intrinsischen Wert einzelner Traditionen erkennen?
Dieser Artikel wurde am 25. August 2021 veröffentlicht
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Traditionen sind so vielschichtig wie Kultur und Geschichte. Sie bezeichnen sowohl die Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen, als auch das Weitergegebene selbst, wie etwa Gepflogenheiten, Bräuche oder Sitten. Ihr Wert ist immer verwoben mit der Gegend, der Kultur, den Menschen und dem Umfeld, in dem sie entstanden sind.

Diverse Traditionen aus anderen Ländern und anderen Kontinenten schaffen jedoch den Sprung, und etablieren sich teilweise auch bei uns. Dadurch kann es aber leicht passieren, dass auch wichtige Teile oder sogar der Kern der Tradition verloren gehen.

Was steckt hinter Traditionen?

Traditionen entstehen innerhalb einer Gruppe oder zwischen Generationen, und haben grundsätzlich immer auch einen praktischen Nutzen. Speziell in früheren Zeiten haben nur die Dinge und Gepflogenheiten überlebt, die uns auch genutzt haben. Alle anderen kosten wertvolle Energie, die man früher meist nicht hatte.

Das bedeutet, dass die Tätigkeit der Tradition, also was genau gemacht wird, immer auch einen Hintergrund hatte, wozu es genutzt wurde. Das kann sein, dass man innehält und Dankbarkeit übt, Beziehungen pflegt, aus einer aktuellen Situation das beste macht, oder Achtsamkeit trainiert.

Bei der chinesischen Tee-Zeremonie ist den meisten Menschen bekannt, dass es nicht nur darum geht, Tee zu trinken. Aber bei welchen Traditionen ist dieser dahinterliegende Wert verloren gegangen? – Photocredit: unsplash.com/Roméo A.

Traditionen hinterfragen

Traditionen entstehen immer auch im Zusammenhang mit der Denk- und Sichtweise der Zeit, in der sie entstanden sind. Das kann dazu führen, dass es auch Sinn macht, bestimmte Traditionen zu hinterfragen, die nicht mehr mit unseren Werten übereinstimmt. Dies kann sogar so weit gehen, dass manche Aktivitäten inzwischen gesetzlich verboten sind, die Teil einer Tradition sind.

Jegliche Tradition unhinterfragt zu übernehmen, „weil es Tradition ist“, ist daher meist nicht sinnvoll. Aber auch nur die Aspekte herauszupicken, die einem gerade so passen, und den Rest wegfallen zu lassen, kann dazu führen, dass uns der ursprüngliche Nutzen oder Wert verloren geht.

Weihnachten hat über die Jahre auch teilweise stark den Kern der Tradition verloren. Aber gerade in unserer schnellebigen Zeit ist das besinnen auf die Familie wichtig. – Photocredit: unsplash.com/Caroline Hernandez

Der Wert von Traditionen

Traditionen sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, und haben auch viele wertvolle Aspekte. Speziell die Aspekte, wo es um Dankbarkeit, Achtsamkeit, und Beziehungsaufbau mit sich selbst und unserer Umgebung geht, sind teilweise über die Jahre verloren gegangen. Aber immer mehr Menschen merken, dass etwas fehlt, und suchen nach den wahren verlorenen Werten von Traditionen.

In diversen asiatischen Traditionen, wie etwa das bereits erwähnte Sashiko und Boro, aber auch Yoga, die chinesische Tee-Zeremonie oder ähnlichem sind die Kernaspekte in den jeweiligen Kulturen oft noch vorhanden. Besucht man jedoch heutzutage einen Yoga-Kurs und begleitet die gleichen Menschen dann auch in ihrem Alltag, merkt man sehr häufig, dass die Lebensphilosophie dahinter nicht verstanden wurde.

Einige uns fremde Traditionen wirken oft so, als hätten sie überhaupt keinen Nutzen, außer viel Aufwand zu sein. Für die Menschen in der jeweiligen Region aber, hat es immer eine mehrschichtige Bedeutung. – Photocredit: unsplash.com/Manyu Varma

Hierbei geht es neben der Tätigkeit auch um eine achtsame Herangehensweise. Wenn wir dieser Tradition folgen, machen wir es nicht nur darum, etwas zu reparieren, Bewegung zu machen, oder Tee zu trinken. Sie erlauben uns, in die innere Ruhe zu kommen, und eine Beziehung mit uns selbst und unseren Fähigkeiten zu pflegen.

Welcher Wert geht verloren?

Übernehmen wir Traditionen von anderen Kulturen, die wir nicht als Teil unseres Lebens integriert haben, oder sonst irgendeine Verbindung haben, kann es leicht sein, dass wir die wesentlichen Aspekte völlig übersehen. Sie sind all jenen Menschen klar, die die Tradition im kulturellen Zusammenhang kennen, aber es passiert sehr häufig, dass bei der Übertragung in unseren Kulturkreis, wie beim stille-Post-Spielen, der Kern der Botschaft verloren geht.

Dann sehen wir Yoga als Sport, und Kampfkunst als Selbstverteidigung. Dann geht es bei Weihnachten um Geschenke und zu Ostern um den Schokohasen.

Auch das Alpenhorn gehört in bestimmten Regionen von Österreich und der Schweiz zu einer wichtigen Tradition. Könnte es sein, dass es im Kern um Kommunikation und Verbindung zu den Menschen geht? – Photocredit: unsplash.com/Xavier von Erlach

Was können wir tun?

Es muss nicht sein, dass wir jede einzelne Tradition kulturgeschichtlich analysieren und zerpflücken, um an dessen Kern und Wert zu kommen. Es kann aber hilfreich sein, zumindest ein bisschen Tiefer zu graben, wo die Tradition herkommt, in welchem Zusammenhang sie entstanden ist, unter welchen Umständen. Vor allem ist relevant herauszufinden, welchen Nutzen sie hatte.

Daraus können wir bewusstere Entscheidungen Treffen, welche Aspekte der Tradition wir behalten, und welche vernachlässigt oder gestrichen werden können.

Fazit

Traditionen, Rituale, und genauso auch alltägliche Abläufe und Muster haben immer mehrere Ebenen an Nutzen. Sie helfen uns, uns die Welt zu erklären, uns Dinge zu erleichtern weil wir nicht darüber nachdenken müssen, oder auch uns einer Gruppe an Menschen zugehörig zu fühlen. Dennoch braucht es eine gute Balance dazu, auch Dinge zu hinterfragen, Neues zu entwickeln, und zu wachsen. Wie so vieles kann auch dieses Thema eine Gratwanderung sein. Ein tieferes Erforschen wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit dem Leben mehr Wert und Tiefe ermöglichen.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Tradition