Dieser Artikel wurde am 31. Dezember 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Darwins Evolutionstheorie hat im 19. Jahrhundert nicht nur den Blick auf die Entwicklung des Lebens revolutioniert, sondern…
Dieser Artikel wurde am 31. Dezember 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Darwins Evolutionstheorie hat im 19. Jahrhundert nicht nur den Blick auf die Entwicklung des Lebens revolutioniert, sondern auch die künstlerische Produktion beeinflusst. Im Jahr 2005 nahmen der Künstler Angelo Vermeuelen und der Biologe Luc De Meester von der Universität Leuven das Thema wieder auf. Mit modernen Mitteln entstand an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft die Installation Blue Shift [Log. 1].

Im Zentrum der Installation steht ein lebendiges Modell eines Ökosystems. In Aquarien bilden einzellige Algen, Wasserflöhe, Fische und Wasserschnecken eine Lebensgemeinschaft. Das gesamte System wurde interaktiv konstruiert. Im Standby-Modus der Installation leuchtet gelbes Licht von oben in das Aquarium. Die Wassserflöhe werden genetisch bedingt von diesem Licht stark angezogen und schwimmen nahe an der Wasseroberfläche. Nähert sich ein Besucher der Installation und passiert dabei einen Sensor, werden blaue Lichter oberhalb des Aquariums aktiviert.

Die Ausstellungsbesucher führen durch ihre Anwesenheit eine Mikroevolution herbei. Wasserflöhe haben ein stark lichtorientiertes Verhalten. Das blaue Licht veranlasst die Flöhe nach unten abzutauchen, wo sie durch kleine Löcher einen doppelten Boden passieren. Im unteren Bereich des Beckens werden sie zu einem gefundenen Fressen für die sich dort aufhaltenden Fische.

Unter natürlichen Umständen ist blaues Licht für die Wasserflöhe ein Indikator für offene Gewässer. Dort können sie von Fischen leicht entdeckt werden und suchen deswegen dunkleres tiefer gelegenes Wasser auf. Unter den künstlich geschaffenen Voraussetzungen der Installation kommt es zu einer genetischen Veränderung. Jene Flöhe, die nicht vor dem blauen Licht fliehen, überleben und pflanzen sich fort, ihre Gene werden dominant und so tritt eine künstlich erzeugte Selektion ein. Praktische Relevanz bekommen solche Kunstprojekte auch durch NASA und ESA, die ein großes Interesse daran haben, wie sich die Regeln der Evolution unter total künstlichen Lebensbedingungen im Weltraum oder am Mars auswirken.