Dächer bringen so viele Möglichkeiten der Nutzung mit, wie sie verschieden sein können: Das Flachdach, Pultdach, Satteldach, Walmdach, Krüppelwalmdach, Mansarddach, Zwerchdach, Grabendach, Zeltdach, Sheddach oder Fußwalmdach kann ein Lager sein, ein Wohnraum, ein Hobbyraum, ein Sportplatz, ein Spielzimmer, ein Rückzugsraum, ein Partyraum, eine Terrasse, ein Garten, ein Gemüsebeet. Den Ideen sind kaum Grenzen gesetzt.
Mein Haus (vielleicht schon bekannt durch meinen letzten Artikel zum Thema Heizung) habe ich gekauft und wegen des Dachs keine großen Überlegungen angestellt, es war da und der Dachstuhl war in Ordnung.
Mein Dach
Das Haupthaus hat streng genommen ein Zwerchdach. Zum Hof hin ganz auf der linken Seite ist der Giebel ums Eck gezogen – obwohl der Grundriss des Hauses rechteckig ist. In diesem Eck ist die Dachbodentreppe, so dass man bequem nach oben gehen kann, ohne sich wegen der Dachschräge bücken zu müssen. Der Dachboden ist ein einziger, lang gestreckter Raum. Das aktuell wichtigste ist die flächig verlegte Dämmung der obersten Geschoßdecke. Diese wurde bei der letzten Haussanierung durchgeführt, die etwa 10 Jahre zurückliegt. Nachdem der Wärmeverlust über die oberste Geschoßdecke bis zu 25% des Gesamtverlustes betragen kann, ist diese Maßnahme wichtig – aber auch kostengünstig, da sie relativ einfach durchzuführen ist.
Aufgrund der bestehenden Baubestimmungen im Ort ist es nicht möglich, das Dach in seinem Grundaufbau erheblich zu verändern – zumindest nicht zur Straßenseite hin.
Was aber anstellen mit der ganzen Fläche?
Am Dach gibt es immer zwei Seiten zu bedenken: innen und außen.
Innenausbau
Ein Dachbodenausbau wäre möglich. Der Dachboden ist jetzt schon einfach zu erreichen, über eine schon existierende, vollwertige Treppe. Das ist verlockend: man hätte den gesamten zweiten Stock ähnlich eines Lofts. Ein richtig großer, langgestreckter Raum, den man mit Fenstern nach drei Richtungen öffnen könnte, um von hier aus die perfekte Aussicht zu genießen. Aber steht der Aufwand und die Kosten dafür? Man müsste den Dachstuhl komplett abtragen, den Dachkranz um ein oder zwei Reihen Ziegel erhöhen, um mehr Fläche nutzen zu können, um dann ein komplett neues Dach zu bauen. Die bestehende Dämmung der obersten Geschoßdecke würde entfernt und durch die Dämmung des Daches ersetzt. Fraglich ist, welche Anschlüsse geschaffen werden müssen: möchte man ein WC oben haben, braucht man Kanal und Wasser-Anschluss. Das hätte zur Folge, dass man in den bestehenden Wohnraum eingreifen und diesen adaptieren muss. Das ist möglich, erhöht aber weiter die schon sehr aufwändige Arbeit. Strom ist vorhanden, müsste aber verstärkt werden: die aktuell vorhandene Glühbirne ist dann wohl zu wenig.
Die zweite Frage ist: brauche ich zusätzliche 100m2 Wohnfläche? Und wenn ja, wozu? Stehen die Kosten in irgendeiner Relation zum Nutzen? Mehr Platz kann man grundsätzlich immer brauchen. Nicht nur hat man zusätzlichen Stauraum, sondern könnte Lebensbereiche, die man sonst kaum unterbringt, hier integrieren. Aber welche wären das? Eine Bibliothek. Musikzimmer. Entspannung. Bewegung. Ruheraum. Eines haben diese Räume gemeinsam: sie alle sind nicht essentiell und decken längst keine Grundbedürfnisse mehr ab. Diese sind im Haus schon alle erfasst. Darum haben wir es gekauft: weil es perfekt passt zu unseren aktuellen Bedürfnissen. Stauraum haben wir schon genug, der Dachboden ist weitgehend leer, die Kästen, die oben stehen, sind ausgeräumt. Unter uns: es ist umständlich, da was rauf zu tragen. Einen Vorteil hat der Dachboden als Stauraum: er ist ausschließlich über das Haus zugänglich und damit sicherer als alle Nebengebäude.
Fehlen noch die Überlegungen zum Zeitpunkt: Wann macht man so etwas? Ideal ist es, wenn der Ausbau mit einer notwendig gewordenen Sanierung des Daches zusammen fällt: sobald der Dachstuhl wie auch die Dachziegel nicht mehr in der Lage sind, die Sicherheit und Qualität des Daches ordnungsgemäß zu gewährleisten. Dann muss man sich nur noch die Frage stellen, ob es einem der Aufpreis wert ist – vorausgesetzt natürlich, dass die oberste Geschoßdecke den Belastungen eines Wohnraums gewachsen ist.
Außenfläche
Mein Haus ist zirka 210° Südwest ausgerichtet und hat eine Dachneigung von zirka 45°. Es gibt schlechter geeignete Dächer zur Nutzung der einfallenden Sonnenenergie. Das Dach ist freistehend und wird nicht durch Bäume oder andere Häuser beschattet. Dafür geht die Sonne bei uns etwas früher unter: die Hügel hinter dem Haus stehen so, dass sie das Abendlicht etwas früher blockieren als in der Ebene. Darüber steht die Sonne um Weihnachten so tief, dass sie nur relativ kurz über eben diese Hügel scheint. Alle diese Faktoren wirken ertragsmindernd, genaue Werte müsste man aber ermitteln.
Sonnenenergie kann man auf zweierlei Art nutzen: als Wärme (Solarthermie) oder als Strom (Photovoltaik).
Wärme kommt für mich nicht in Frage. Das Warum habe ich in meinem letzten Artikel erläutert. Eine Kleinigkeit muss ich dazu noch anmerken: Luftwärmepumpen eignen sich überwiegend zum Betrieb von Niedertemperaturheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen in Niedrigenergiehäusern. Dachte ich. Ich wurde erst am Wochenende darauf aufmerksam gemacht, dass es inzwischen Hochtemperatur-Luftwärmepumpen gibt, die mit Vorlauftemperaturen von 65°C auch Öl- oder Gasbrenner ersetzen können. Damit wäre es möglich, mein Haus per Wärmepumpe zu heizen. Das würde finanziell nur Sinn machen, wenn die Installation und der Betrieb einer Wärmepumpenanlage dieser Dimension günstiger kommt als die Anschaffung eines neuen Pelletskessels. Entfernt man bei einem Systemwechsel das Pelletslager, könnte man über eine Wärmenpumpenanlage mit solarthermischer Unterstützung nachdenken, da dann ausreichend Platz vorhanden wäre. Aber selbst dann müsste man sich ausrechnen, ob das Geld für die Solarthermie-Anlage nicht besser in einer Photovoltaik-Anlage mit Stromspeicher investiert wäre – immerhin betreibt man damit auch die Wärmepumpe.
Strom ist derzeit für mich die sinnvollere Lösung, das Dach außen zu nutzen. Strom hat den Vorteil der Universalität: man kann ihn für alles einsetzen, nicht nur zum Heizen, und die Anlagen werden laufend günstiger. Sobald die Wohnbauförderung ausläuft, die ich mit dem Hauskauf übernommen habe, würde ich mit dem nächsten Antrag eine Photovoltaik-Anlage nachrüsten (und die restlichen Kastenfenster durch moderne 3-fach verglaste Scheiben tauschen). Aber was kostet und was bringt die PV-Anlage?
Aktuelle Preise für eine 5kWp-Anlage bewegen sich bei ca. 9.500€ inklusive Montage ohne Förderungen. Im Osten Österreichs kann man sich damit einen Ertrag von ca. 4700 kWh erwarten. Wie viel genau, weiß man leider immer erst, wenn die Anlage in Betrieb ist. Für meine vierköpfige Familie beträgt der Stromverbrauch aktuell etwa 4.600 kWh im Jahr, so dass ich theoretisch meinen gesamten Strombedarf über die Anlage decken könnte. Der Eigenverbrauch liegt aber weit unter diesem Wert, könnte aber durch einen Speicher erheblich gesteigert werden. Üblicherweise von ca. 30–35% Eigenverbrauchsanteil auf das Doppelte, ca. 70%. Speicher sind unter Umständen jetzt schon interessant: die Ankündigung vieler Hersteller von Elektroautos, Haushaltsspeicher herzustellen, lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Preise in den nächsten Jahren stark zurückgehen. Aktuell angekündigt ist die Tesla Powerwall: das Gerät wird mit einer Speicherkapazität von 10 kWh 3.500 US$ kosten. Wie viel das Gerät in Österreich kosten wird, steht noch nicht fest, der Preis pro kWh liegt aber bei knapp 50% von anderen im Handel erhältlichen Systemen.
Ein Eigenverbrauchsanteil von 33% ergibt bei 4.700kWh im Jahr 1550kWh. Laut meiner letzten Jahresabrechnung zahle ich bei meinem Öko-Stromlieferanten pro kWh ca. 16 Cent inklusive aller Netzgebühren. Damit würde ich mir pro Jahr 248€ Stromkosten durch die Photovoltaikanlage ersparen. Die Preise für eingespeisten Strom in Österreich sind eher gering – und für mich scheinbar am unteren Ende: ich würde laut der Tabelle der PV Austria von meinem Öko-Stromlieferanten etwa 4 Cent pro kWh erhalten. Das macht pro Jahr 126€. In Summe: 374€. Damit rentiert sich eine Anlage (ohne Förderungen, bei aktuell sehr geringen Stromkosten!) nach ca. 25 Jahren, gerechnet ohne Betriebskosten der Anlage. Erhöht man den Eigenverbrauch auf 70% entspricht das 3.290 kWh, oder 526€ für den Eigenverbrauch und 56€ für die Einspeisung. In Summe: 582€. Damit rentiert sich eine Anlage inkl. Speicher übrigens in 24,9 Jahren. Hier habe ich für den Speicher den Preis der Tesla Powerwall laut eines Händlers gerechnet, bei dem man diese schon vorbestellen kann. Für alle Geräte anderer Hersteller würde sich die Rentabilität entsprechend verlängern.
Ich möchte nochmal anmerken: der Amortisierungszeitraum der Anlage ist für meinen speziellen Fall ein sehr langer, da ich auch regelmäßig überprüfe, ob ich noch immer beim günstigsten (Öko-)Stromanbieter bin, oder ob sich wieder ein Betreiberwechsel auszahlt. Ich mache das, ähnlich wie mit dem Handy, etwa alle zwei Jahre. Daher fällt für mich das Einsparungspotential durch einen Betreiberwechsel weg; und das sind zwischen 70€ und 190€ im Jahr.
Zahlt sich das aus, auch ohne Förderung? Ja, auf alle Fälle! Speziell, wenn man noch etwas Zeit hat zu warten: Panel-Preise sollen bis 2020 noch um weitere 40% fallen. Gleiches gilt für die Preise von Speicherlösungen. Das entspräche einer Reduktion der Amortisierungszeit von 25 auf 15 Jahre. Wie sich der Strompreis entwickelt, ist inzwischen sehr schwer abzuschätzen: der Ölpreisverfall hat allen Prognosen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
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Titelbild: © ksi / Dollar Photo Club
Alle weiteren Fotos © Martin Skopal
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