Eröffnung des Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität (© BMVBS)
Eröffnung des Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität (© BMVBS)
Am 7. Dezember 2011 wurde in Berlin das »Effizienzhaus Plus« durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. Es vereint in Form eines Einfamilienhauses moderne Wohn-, Mobilitäts- und Energiekonzepte und zeigt beispielhaft, wie diese praktisch umzusetzen wären. Seit März dieses Jahres wird es von einer vierköpfigen Familie bewohnt und im Alltag erprobt.
Dieser Artikel wurde am 31. Juli 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Das Einfamilienhaus galt und gilt vielen als der Wohntraum schlechthin. Der Wunsch nach den »Eigenen vier Wänden im Grünen« hat in den letzten Jahrzehnten viele Familien aus der Stadt in die naheliegenden Ortschaften gezogen, in immer stärker expandierendem Umkreis. Schlagwörter wie Zersiedelung und Pendeln sind in aller Munde.

Haushalte und Verkehr machen in Österreich etwa 60% des Endenergieverbrauchs aus. Ein weiterer, gewichtiger Grund, hier nach neuen Konzepten zu suchen, wie Energie eingespart und effizienter genutzt werden kann. Ein richtungsweisendes Gesamtkonzept für Wohnen und Mobilität ist gefragt.

Das deutsche Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung hat im Zuge seiner Forschungsinitiative Zukunft Bau 2010 einen Architektur- und Hochschulwettbewerb ausgelobt, um die Praxistauglichkeit eines solchen Gesamtkonzepts in realiter zu testen. Am 7. Dezember 2011 wurde das fertiggstellte Haus durch Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet, nach Baukosten von ca. 2,2 Millionen € inkl. aller Baunebenkosten.

© BMVBS - SchwarzDie Machbarkeitsstudie dient vornehmlich zu Forschungszwecken und wird 15 Monate lang von einer vierköpfigen Familie bewohnt und genutzt. Die Familie musste sich dazu bereit erklären, einer umfangreichen sozialwissenschaftlichen Studie zur Verfügung zu stehen, um das Konzept ideal auswerten zu können. Im März 2012 ist die Familie Welke/Wiechers in das Haus eingezogen.

Ein wesentliches Ziel des Hauses ist es, nicht nur den gesamten Wohn-Energiebedarf durch vor Ort produzierte, erneuerbare Energien zu decken, sondern das Element Verkehr integrativ mit einzubeziehen. Danach wurde zB die fassadenintegrierte Photovoltaik-Anlage so dimensioniert, dass die, von der deutschen Automobilindustrie zur Verfügung gestellten, Elektrofahrzeuge im Nettomittel ebenfalls mit einer Reichweite bis zu 30.000 km/a betrieben werden können. Als Fahrzeuge sind geplant, zB den Smart fortwo ed, den VW Golf Blue-e-motion oder den Opel Ampera zu testen. Die Photovoltaik-Anlage ist verteilt auf das Dach und die Fassade und liefert in Summe 22,1 kWP bei einer prognostizierten Energieerzeugung von 16.625 kWh und einem Gesamtenergieverbrauch von 16.210 kWh Strom per anno.

Das Mobilitätskonzept des Hauses hat dabei einen Haken: den Bauplatz. Die Adresse Fasanenstraße 87a, 10623 Berlin liegt in unmittelbarer Nähe des Berliner Zoos, mitten im Stadtzentrum. Der Traum vom modernen, durchschnittlichen Häuslbauer liegt zwischen 40 und 60km im Abseits. Inwieweit hier das Mobilitätskonzept unter Benutzung von Elektroautos im Alltag tatsächlich Anwendung finden wird, werden die Ergebnisse des Praxistests nächstes Jahr zeigen. Der Familie stehen naheliegendere, großstadttauglichere Fortbewegungskonzepte wie eBikes, Pedelecs oder der öffentliche Verkehr ebenfalls zur Verfügung.

© BMVBS - SchwarzDazu kommt, dass der Trend zum Einfamilienhaus in Österreich laut einer Studie von 2009 rückläufig ist. Demnach ist der Anteil der österreichischen Bevölkerung, die in einem Einfamilienhaus leben, von 49 Prozent im Jahr 2003 auf 37 Prozent 2009 gefallen, zugunsten von Wohnungen und Reihenhäusern. Als wesentlichen Grund dafür haben die Befragten ökonomische und ökologische Überlegungen, sowie die bessere Infrastruktur in der Stadt angegeben.

Eine ausführliche Broschüre zum »Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität« gibt es zum Download. Darin wird auch auf das Heizkonzept, die zentrale Steuerung der Haustechnik, sowie auf den Aspekt der Wiederverwertbarkeit aller eingesetzten Materialien ausführlich eingegangen.

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