Nach neuen Forschungsergebnissen könnten einige Länder den Großteil ihres Strombedarfs mit schwimmenden Solaranlagen erzeugen, während fünf Länder ihren gesamten Strombedarf decken könnten. Ein britisches Forschungsteam hat das weltweite Potenzial für schwimmende Solaranlagen auf fast 68.000 Seen und Stauseen berechnet.
Das Forscherteam, das sich aus Wissenschaftlern der Universitäten Bangor und Lancaster sowie des britischen Zentrums für Ökologie und Hydrologie zusammensetzt, berechnete die tägliche elektrische Leistung schwimmender Photovoltaikanlagen auf fast 68.000 Seen und Stauseen in der ganzen Welt, wobei es die verfügbaren Klimadaten für jeden Standort verwendete. Alle berücksichtigten Standorte waren nicht mehr als 10 km von einem Bevölkerungszentrum entfernt, lagen nicht in einem Schutzgebiet, trockneten nicht aus und froren nicht länger als sechs Monate im Jahr zu. Die Forscher berechneten die Leistung auf der Grundlage einer schwimmenden Anlage, die 10% der ausgewählten Fläche abdeckt, bis zu einem Maximum von 30km2.
Die potenzielle jährliche Stromerzeugung durch schwimmende Photovoltaik auf den 67.893 Gewässern betrug 1.302 TWh, was etwa dem Vierfachen des gesamten jährlichen Strombedarfs Großbritanniens entspricht. Die Zahl von 1.302 TWh entspricht einer konservativen Abdeckung von 10 % der Wasseroberfläche, während das theoretische Gesamtpotenzial auf 14.906 TWh geschätzt wurde, was das Energieerzeugungspotenzial der schwimmenden Photovoltaik auf über 1 Million Gewässern weltweit quantifiziert.
Große Seen
Obwohl die Leistung in den untersuchten Gebieten je nach Höhe, Breitengrad und Jahreszeit schwankte, wurde festgestellt, dass fünf Länder – Benin, Äthiopien, Kiribati, Ruanda und Papua-Neuguinea – das Potenzial haben, ihren gesamten Strombedarf durch schwimmende Photovoltaik zu decken. Andere Länder wie Bolivien und Tonga, die 87% bzw. 92% ihres Strombedarfs durch schwimmende Photovoltaikanlagen decken könnten, kommen dem sehr nahe. Die europäischen Länder mit den höchsten Werten waren Finnland mit 17% des Strombedarfs sowie Schweden und Dänemark mit 16%.
Die Forscher warnen jedoch davor, dass weitere Forschungen zu den allgemeinen Umweltauswirkungen schwimmender Solaranlagen erforderlich sind. Sie schlagen vor, dass bei Entscheidungen über die Installation von Solaranlagen die beabsichtigte Funktion der Gewässer und ihre Nutzung sowie die potenziellen ökologischen Auswirkungen berücksichtigt werden sollten. Die Ergebnisse sind in der Forschungsarbeit “Decarbonization potential of floating solar photovoltaics on lakes worldwide” (Dekarbonisierungspotenzial von schwimmender Photovoltaik auf Seen weltweit) enthalten.
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Bild: Holemans