Beinahe 40 Jahre sind Computer nun ein integraler Bestandteil der Gesellschaft der westlichen Hemisphäre. In diese Zeit fallen unzählige Innovationen, die Art und Weise der Authentifizierung ist jedoch unverändert geblieben. Um dies zu ändern, will Google den Körper ins Visier nehmen. Das Scannen eines Fingerabdrucks scheint dabei nicht mehr zu genügen, die Symbiose von Mensch und Technik wird vorangetrieben.
Das Passwort-Tattoo
Ein sicheres Passwort aus bis zu 30 Buchstaben und Ziffern ist leicht vergessen, Power-User müssen sich aber ständig einloggen. Im Rahmen der D11-Konferenz zeigte Motorola – übrigens im Besitz von Google -, wie man sich künftige Authentifizierung vorstellt. Die Entwicklungschefin Regina Dugan präsentierte ein elektronisches Tattoo, das über LED, Sensoren für Körperwärme und Elektrokardiogramm und eine Funkantenne verfügt. Der Minicomputer lässt sich wie ein Pflaster auf die Haut kleben oder unter der Haut einpflanzen. Ursprünglich für medizinische Zwecke von der Firma MC10 entwickelt, will Motorola das Tattoo mit Passwörtern programmieren und in Zusammenspiel mit Endgeräten die Nutzerin oder den Nutzer identifizieren. Laut Dugan soll das Daten-Tattoo zusätzlich als Fashion-Statement Jugendlicher dienen.
Passwort zum Schlucken
Weniger sichtbar ist die zweite Option, die Dugan zwecks Authentifizierung vorstellte. Eine Daten-Tablette soll aus dem Magen heraus in Abstimmung mit den Geräten das richtige Passwort ermitteln. Dabei handelt es sich um eine Art Sonde mit einem Chip, die mit der Magensäure reagiert und ein 18-bit-Signal aussendet, das Lesegeräte auswerten können: Datenergänzung statt Nahrungszusatz. In diesem Video von der Konferenz stellt Dugan die beiden Innovationen vor. Im Grunde gehe es bei beiden vorgestellten Varianten darum, die bisher eckigen und harten Formen der Elektroniktechnologie an den weichen und runden Körper des Menschen anzupassen, so Dugan. Die manuelle Passwort-Eingabe wird durch eine Verbindung von Mensch und Technik ersetzt, die buchstäblich unter die Haut geht.
Smarte Technologien
Nun könnte man argumentieren, dass Motorola nur einen weiteren Schritt bei der Weiterentwicklung von Technologien setzt, die wir gerne als smart oder intelligent bezeichnen. Der Mensch wird dabei an die Welt der Daten und Informationen angeschlossen. Derart ermöglicht zum Beispiel die Datenbrille Google Glass die Kombination der Sinneseindrücke mit gespeicherten Informationen aus dem Internet im Sinne einer Erweiterten Realität. Was im Bereich der so genannten „konvergierenden Technologien“ möglich ist, zeigt das die Gehirnaktivität messende Stirnband Muse. Bei all diesen neuen smarten Technologien kommt es immer wieder zu Debatten über Datenschutz und Privatsphäre aufgrund der Verknüpfung der anfallenden Datenmengen wie Aufenthaltsort, Kontakten, Bildern u.v.m. Eine Entwicklungschefin eines großen Technologiekonzerns, die Tattoos zur Personenidentifikation als trendiges Distinktionsmerkmal der Zukunft verkaufen will, braucht aber vielleicht auch eine Nachhilfestunde in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.