Das erste elektronische Klebe-Tattoo entstand im Jahr 2011. Todd Coleman von der Universität Kalifornien in San Diego und Ricardo Gil vom Salk Institute in La Jolla entwarfen damals ein transparentes Pflaster, das elektronische Schaltkreise enthielt. Die Schaltkreise waren so dünn wie ein menschliches Haar und wurden durch den Aufkleber geschützt, wie dieses Video zeigt. Das temporäre Tattoo konnte elektrophysiologische Signale des Herzens und der Muskeln und auch einfache Gehirnaktivitäten übertragen.
In den vergangenen zwei Jahren hat Coleman das Modell optimiert. Das neue Klebe-Tattoo kann nun auch komplexere Signale des Gehirns aufzeichnen, etwa die P300-Potenziale des Vorderhirns. Diese entstehen, sobald wir auf einen ungewöhnlichen Reiz aufmerksam werden wie ein falscher Ton in einer Melodie oder ein irritierendes Bild. Die Forscher zeigten Probanden Bilder und baten sie, darauf zu achten, wie oft darin ein Gegenstand auftauchte. Sobald die Probanden ihn erkannten, registrierte das Tattoo-Pflaster einen P300-Ausschlag. So ermittelte es, wer aufmerksam war und wer nicht – und zwar so gut wie ein konventionelles EEG-Gerät.
Als Nächstes will Coleman eine drahtlose Verbindung zum Smartphone integrieren. Sein Ziel ist, eines Tages auch komplexe Hirnsignale zu unterscheiden, um etwa eine Armprothese steuern zu können. Im Moment konzentriert sich die Gruppe darauf, das Pflaster für die Dosierung von Medikamenten bei Depressionen oder Alzheimer zu verwenden. Die Patienten zeigen jeweils charakteristische Muster in ihrer Hirnaktivität. Sie könnten das Pflaster bequem längere Zeit tragen, damit ihre Ärzte beurteilen können, wie gut die Arzneien wirken.
Weil es aus handelsüblichen elektronischen Komponenten besteht, lässt sich das Pflaster günstig herstellen. Das könnte einen Einsatz als Schwangerschaftsmonitor in Entwicklungsländern möglich machen. Colemans Gruppe arbeitet an einer Version des Tattoos, die Daten wie Herzschläge oder die Frequenz der Wehen misst.