Ob Wind-, Solarpark, oder Biomassekraftwerk, nachhaltige Energieprojekte brauchen Kapital. Die ganz großen Anlagen, wie Super-Windparks in der Nordsee oder gigantische Biogasparks – wie in Penkun an der polnischen Grenze – werden denn auch von den Großen der Branche oder eigens gegründeten Aktiengesellschaften errichtet und betrieben. Aber was ist mit den Dorfanlagen, wie in dem Bioenergiedorf Jühnde in Deutschland? Diese lokalen, dezentralen Biomassekraftwerke sind die eigentlich nachhaltigen Wege, weil aus lokalen Ressourcen die am Ort benötigte Wärme erzeugt wird und gleichzeitig Strom anfällt, der direkt in dem örtlichen Niederspannungsnetz zur Verfügung steht.
Die Genossenschaft sorgt dafür, dass auch das Geld im Ort bleibt
In Jühnde hat es fast fünf Jahre gedauert, bis die Soziologen und Psychologen, die Geowissenschaftler und Ökonomen des IZNE (Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen) die Dorfgemeinschaft überzeugt hatten, das Biomassekraftwerk für die Gemeinde genossenschaftlich zu errichten und zu betreiben. Doch nun, da das Modell vorzeigbar ist, hat es Schule gemacht und zahllose weitere Gemeinden gehen den gleichen Weg. Der erforderliche Eigenanteil wird durch die Genossenschaftsmitglieder aufgebracht, der Rest – in Deutschland – über KfW-Mittel finanziert, zu staatlich subventionierten Zinssätzen. Das Darlehen ist in spätestens 10 Jahren zurückgezahlt (http://energie-in-buergerhand.de/). Der nachhaltige Effekt: Das Geld bleibt im Ort, alle Bürger profitieren nicht nur von der günstigen Wärme, sondern auch von dem erwirtschafteten Kapital aus dem Verkauf der elektrischen Energie. Dieses Modell ist wirklich nachhaltig. Lokale Rohstoffe – Reststoffe und/oder ökologisch angebaute Energiepflanzen – werden mit örtlichem Kapital für die im Ort benötigte Energie (Wärme und Strom) unter Schaffung von Arbeitsplätzen im Ort eingesetzt. Der erwirtschaftete Gewinn wird für kommunale Projekte eingesetzt, die Ersparnis der Wärmekunden in der Region ausgegeben.
Eine Contractinggesellschaft kann als Überbrückung dienen
Eine Vielzahl von Gesellschaften bietet Contractingmodelle an (http://www.energiecontracting.de/). Contracting bedeutet, dass die Gesellschaft ein Kraftwerk errichtet und die erzeugte Wärme an den Kunden liefert, im Idealfall günstiger, als die selbst erzeugte Wärme zum Beispiel aus Öl oder Gas. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit scheiden bereits viele dieser Gesellschaften aus, weil sie fossile Energieträger einsetzen. Es gibt aber einige unter ihnen, die sich um Nachhaltigkeit bemühen und sogar „Kundenwünsche“ berücksichtigen. Sie stellen also lediglich das Kapital bereit, errichten und betreiben die speziell für die lokalen Bedingungen projektierte Anlage bis die eingesetzten Mittel – mit entsprechender Rendite – erwirtschaftet sind. Sodann kann die Anlage von einer lokalen Gesellschaft, einer sich bis dahin organisierten Genossenschaft übernommen werden. Der Nachteil ist natürlich, dass Kapital, eben die Rendite abgeflossen ist. Diese abfließenden Mittel sind, wenn das Gesamtkonzept intelligent ist, erheblich.
Die Energiekonzerne stehen natürlich auch bereit
Neben den großen, externen Projekten, haben die globalen Energiekonzerne das Geschäftsfeld des Contracting auch längst für sich entdeckt. Natürlich tut es ihnen weh, wenn ganze Gemeinden nicht nur den Gas- oder Ölhahn abdrehen, sondern auch noch jährlich Rechnungen für den gelieferten Strom präsentieren. Das ist dann ein Verlust, je Dorf von gut 5 Millionen Euro. Dieses Geschäft wird einfach umgekehrt, indem zum Beispiel Shell, E.ON, oder RWE einfach ein Biomassekraftwerk errichten, das vielleicht mit Mais der örtlichen Landwirte Biogas für ein Grundlast – BHKW und aus Holzresten der lokalen Forstwirtschaft Wärme für die Spitzenzeiten erzeugt. Die Wärme wird zuerst knapp unter den „üblichen“ Preisen, allerdings mit rapiden Steigerungen, der Strom als „grüner Strom“ über dem üblichen Preis angeboten. Die Renditen für die Betreiber sind exorbitant, fließen aber vollständig aus dem Ort. In der Regel werden auch nur Blockheizkraftwerke (BHKW) aufgestellt, die mit Erdgas betrieben werden und in keiner Weise nachhaltige Kriterien erfüllen. Wenn dann noch Gemeinden einen Anschlusszwang an das Wärmenetz einführen, haben die Konzerne leichtes Spiel. Dieser Weg ist sicher nicht empfehlenswert.
Die nachhaltigen Konzepte liegen auf dem Tisch
Eine Vielzahl von sinnvollen Modellen ist inzwischen umgesetzt, die Gemeinden laden zu Besuchen, Besichtigungen der Projekte ein (http://www.wege-zum-bioenergiedorf.de/). Die Europäische Union fördert die Projekte mit Rat und Tat und nationale Regierungen fördern mit Zuschüssen und günstigen Krediten. Allein die Besichtigung einer erfolgreich betriebenen Anlage beseitigt in der Regel die letzten Zweifel und gibt den Anstoß, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Der nachhaltige Effekt ist oft, dass die neu gefundene Dorfgemeinschaft zusätzlich Wege findet, andere sinnvolle Projekte im Ort anzugehen, von einem eigenen Dorfladen für lokale Produkte, mit integriertem Treffpunkt für die Senioren bis zu einem Dorfgemeinschaftshaus, einem selbst organisierten Kindergarten oder Projekten für die Jugend. Das ist dann eine wirklich vollzogene nachhaltige Entwicklung (http://www.kommunal-erneuerbar.de/).