Fotocredit: Pixabay/aixklusiv
Fotocredit: Pixabay/aixklusiv
Seit ein paar Jahren gehören sie unweigerlich zum Stadtbild, wenn auch nicht immer in einer für das Auge angenehmen weise – die Rede ist von E-Scootern.  Die erste Frage, die…

Seit ein paar Jahren gehören sie unweigerlich zum Stadtbild, wenn auch nicht immer in einer für das Auge angenehmen weise – die Rede ist von E-Scootern

Die erste Frage, die sich Vielen hier stellt ist, wie nachhaltig sind die einspurigen Flitzer wirklich? Als sie sich zum ersten Mal klammheimlich über Nacht ins Stadtbild geschlichen haben, wurden sie belächelt und auch oft nur mit einem Kopfschütteln abgetan. Beworben wurden sie als nachhaltige Alternative zu Kraftstoff betriebenen Fahrzeugen.  Die kleinen Fahrzeuge sind durchaus leistungsstark, ihre Höchstgeschwindigkeit liegt bei 25 km/h mit einer Reichweite von bis zu 30 Kilometern. Nach dieser Strecke muss ihr Akku wieder geladen werden, was in 3-8 Stunden, je nach Modell und Hersteller, erledigt ist. 

DIE VOR- UND NACHTEILE DER E-SCOOTER 

Fotocredit: Pixabay/borismayer77
Fotocredit: Pixabay/borismayer77

Einer der großen Vorteile für die Stadt ist mit Sicherheit, dass die Scooter klein sind und sehr rasch einen Platz zum Abstellen finden – was nicht immer für große Begeisterung unter Fußgänger:innen und anderen Verkehrsteilnehmer:innen sorgt. Besonders für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung sind die Fahrzeuge keine Bereicherung, im Gegenteil sie sind sogar wirkliche Gefahrenquellen, wenn sie mitten im Weg liegen. 

In der Anschaffung sind sie leistbar, robustere Modelle, die auch den Arbeitsweg ohne Staugefahr zurücklegen lassen, findet man heute schon ab 400 Euro auf dem Markt. Ein weiterer Pluspunkt hier ist, dass sie in großen Städten wie Wien von unterschiedlichen Anbietern in einem Sharing-Konzept ausgeliehen werden können. Ein Kauf ist daher nicht unbedingt notwendig, die Dichte der leihbaren Geräte ist sehr hoch.

Die Nachhaltigkeit ist so eine Sache. Generell ist durch die Betankung mit Strom keine CO2.Emissionen und Feinstaubbelastung vorhanden. Voraussetzung ist jedoch, dass der Strom zum Laden aus erneuerbaren Energien stammt. Was das Thema erschwert ist die nicht gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur für diese Art von Fahrzeugen. Auf dem Radweg sind sie nicht gerne gesehen, es ist aber mit die sicherste Art und Weise einen Scooter zu fahren. Die Wege sind jedoch oft zu schmal und auch nicht weitreichend ausgebaut, sodass man am Ende doch wieder auf der Straße landet. Dazu kommt, dass bisher keine Helmpflicht herrscht und somit bei Unfällen auf der Straße kein Schutz gegeben ist – besonders bei ungeübten Fahrer:innen, die nur Leihgeräte mieten wird die Gefahr oft stark unterschätzt. 

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT? 

Fotocredit: Pixabay/useche70
Fotocredit: Pixabay/useche70

Die neuen und verschärften Regeln hätten eigentlich schon mit 1. Mai in Österreich in Kraft treten sollen, wurden jedoch aufgrund Uneinigkeiten vertagt. Seit 19. Mai 2023 gelten sie nun bei uns in Wien. 

Doch was soll die Zukunft und die verschärften Regeln bringen?

In Paris ergab eine Umfrage, dass die Bevölkerung sich mehrheitlich gegen die Leih-Scooter  ausspricht. Aus diesem Grund wurden sie ab sofort verboten. In Wien will man mit neuen Regeln mehr Struktur in das Angebot bringen, anstatt direkt ein Verbot auszusprechen

Bei der Dichte der Leihgeräte angefangen, sollen künftig viel weniger Roller im Innenstadtbereich erlaubt sein. Anstatt bisher satten 2.5o0 Geräten, allemal noch 500. Dazu wird es vermehrt gekennzeichnete Abstellflächen für die Leih-Scooter geben, die immer weiter ausgebaut werden. Somit wird vermieden, dass sie entweder komplett unkoordiniert mitten auf dem Gehweg abgestellt werden oder auch die Parkplätze für Fahrräder versperren. In einem Umkreis von 100 Metern zu diesen Abstellflächen ist kein Abstellen gestattet. Um dies zu gewährleisten, wird eine Beendigung der Miete in diesen Bereichen technisch unmöglich. 

Abstellflächen sind durch rote Bodenmarkierungen gekennzeichnet und werden in Wien in der Nähe von WienMobil-Radstationen errichtet, um eine Art “Mobility Hub” mit umfassendem Sharing Angebot zu bieten. In sensiblen Bereichen wie Krankenhauseinfahrten, Marktgebieten oder rund um Wiener Sehenswürdigkeiten gibt es sogar eine komplette Sperre für die Scooter. “Park-Sheriffs” kontrollieren die Einhaltung der Abstell-Regeln und müssen schnellstmöglich von Betreiber:innen Seite beseitigt werden – sonst drohen entweder Strafe oder kostenintensives Abschleppen. 

Technisch ist alles möglich: in definierten Bereichen wie Begegnungszonen, Fußgänger:innen Zonen und Wohnstraßen wird das Tempo vom Leih-Anbieter automatisch gedrosselt. 

Ich selbst würde mir für die Zukunft eine bessere technische Ausstattung der Scooter wünschen. Was definitiv im Moment fehlt und viel Gefahr im Straßenverkehrt birgt, ist eine Blinkvorrichtung. Aktuell ist es beinahe unmöglich einen Richtungswechsel sinnvoll anzuzeigen. Manche Benutzer:innen sind hier bereits kreativ geworden und geben ihr Abbiegezeichen mittels Ausstrecken eines Beines statt eines Armes. Laut Stadt Wien soll dies bald nicht mehr Wunschdenken sein, denn eine der Forderungen neben besseren Abstellmöglichkeiten, die auch Wind und Wetter standhalten, ist eine Blinkvorrichtung. 

STADTRAND STATT INNENSTADT 

Fotocredit: Pixabay/doosenwhacker
Fotocredit: Pixabay/doosenwhacker

Aktuelle Untersuchungen im Verhalten der Nutzer:innen von Scooter haben ergeben, dass sie vor allem von Tourist:innen oder Bürger:innen der Stadt Wien genutzt werden, die kurze Strecken bequem zurücklegen wollen – ohne die vollen Öffis zu nutzen. Im Durchschnitt wird eine Strecke von 1,8 km gefahren; so ersetzen die Scooter einen kurzen Fußweg bzw. eventuell die Einkaufstour, die sonst mit dem Rad zurück gelegt wird. Ich denke, dass besonders am Stadtrand viel Potential für die elektronischen Flitzer besteht. Die letzten Meter bis zum nächsten Bus oder Bahn wären wirklich sinnvoll dafür. 

Mein Fazit ist, dass E-Scooter keine schlechte Sache sind, wenn sich an die Regeln gehalten wird, andere Teilnehmer:innen im Straßenverkehr keinerlei Nachteile davon haben und für Sicherheit auf den Rollern gesorgt ist. Es muss ein sorgsamerer Umgang mit den Fahrzeugen anerzogen werden, der keine mutwillige Zerstörung der Scooter mit sich bringt und eine lange Einsatzdauer gewährleistet. Im Moment geht man aufgrund der erhöhten Belastung eines Leihfahrzeuges davon aus, dass es nicht älter als 10-18 Monate wird. 

Im Zusammenhang mit der Öko-Bilanz und der Nachhaltigkeitsfrage zur E-Mobilität ein sehr wichtiges Thema sind die Akkus, deren Produktion und Entsorgung. Alles zusammen belastet unsere Umwelt enorm. Die Herstellung der Batterien ist so energieintensic, dass sie sich sogar negativ auf die CO2-Bilanz der Technologie auswirkt. Je kürzer also die Lebenszeit der Flitzer, desto weniger nachhaltig und mehr belastend für unsere Umwelt.