Fotocredit: Ulrike Göbl
Fotocredit: Ulrike Göbl
Ein Naturgarten darf ohne viele Eingriffe aus Menschenhand wachsen!
Dieser Artikel wurde am 2. November 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Seit Kurzem habe ich einen kleinen Garten und bin schon fleissig am planen und vorbereiten, wie ich diesen am besten nutzen kann. Gemüse und Obst möchte ich anbauen und das alles nahe an der Natur. Und gemütlich soll er natürlich auch sein! Bei der Planung bin ich auf den Begriff “Naturgarten” gestoßen und ich denke, so einer wird es werden.

Was ist ein Naturgarten?

Ein Naturgarten lässt Mensch und Natur im Gleichklang leben, bietet vielen Pflanzen und Tieren Nahrung und Unterschlupf sowie frische Ernte. Im Unterschied zum “Ziergarten” sieht er aus, als wäre er natürlich gewachsen. Einheimische Pflanzen, die langlebig sind und wenig Pflege benötigen werden bevorzugt. Dabei bilden drei Kriterien die Grundlage:

  • Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide (welche nicht der EU-Bioverordnung und dem “Natur im Garten” Gütesiegel entsprechen)
  • Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger
  • Verzicht auf Torf

Dadurch werden heimische Wildtierarten und eine große Artenvielfalt gefördert. Das erleichtert wiederum die Arbeit im Garten, denn je größer die Artenvielfalt, desto geringer die Gefahr eines Schädlingsbefalles. Marienkäfer halten beispielsweise Blattläuse fern und Vögel fressen Raupen. Igel und Kröten verhindern ein zu hohes Aufkommen der lästigen Nacktschnecken. Außerdem bieten sich die allgemeinen Vorteile von biologisch angelegten Gärten, wie gesündere Böden und Pflanzen und damit gesünderes Obst und Gemüse.

Naturgarten, Fotocredit: Ulrike Göbl
Naturgarten, Fotocredit: Ulrike Göbl

Wie fange ich an?

Es gibt verschiedene Elemente eines Naturgartens, wobei viele davon auch in jedem anderen Gartentyp vorzufinden sind. Als Elemente versteht man zum Beispiel Hecken, Blumenbeete, Schattenplätze, Biotope, Sitzplätze Gemüsebeete, Obststauden zum Naschen oder ein Platz für die Kinder zum Spielen. Ich habe also damit begonnen mir zu überlegen, welche Elemente ich (und meine Familie) in meinem Garten haben möchte. In einem Naturgarten sollten auf jeden Fall Nutzgartenelemente wie ein Komposthaufen, Nützlingsunterkünfte, Regenwassernutzung und Gemüsebeete mit Fruchtfolgen zu finden sein.

Typisch für einen Naturgarten sind außerdem wilde Hecken, Blumenwiesen, Trockensteinmauern und ein Gartenteich. Der eigene Garten muss aber nicht groß sein. Schon mit kleinen Elementen wie einem morschen Baumstumpf, Stein- und Reisighaufen oder einem ungemähten Randstreifen entstehen naturnahe Ecken.

Um euch die Planung zu erleichtern habe ich hier die wichtigsten Elemente eines Naturgartens für euch gesammelt:

Elemente eines Naturgartens

Wildstrauchhecke

Die Wildstrauchhecke hebt sich von den immergrünen Hecken ab und ist das ganze Jahr über ein optisches Highlight. Im Frühjahr blüht sie, im Sommer trägt sie Früchte und im Herbst leuchtet sie in bunter Herbstfärbung. Viele Wildstrauchhecken bieten zudem für Menschen und Vögel Naschereien. Dazu gehören Hagebutte, Schlehe, Kornelkirsche und Holler. Ganz nebenbei ist die Wildstrauchhecke ein wichtiger Lebensraum für Insekten, Vögel und Säugetiere. Zudem ist sie besonders pflegeleicht, da sie nur alle paar Jahre einen Rückschnitt braucht.

Blumenwiese

Eine Blumenwiese ist pflegeleicht und bringt ein buntes Farbenmeer in den eigenen Garten. Sie benötigt wenig Wasser, muss lediglich zwei Mal im Jahr gemäht werden, gedeiht besonders auf nährstoffarmen Böden und braucht keinen Dünger. Sie besteht aus rund 50 bis 60 Pflanzenarten und kann jedes Jahr mit neuen Pflanz- und Farbkombinationen überraschen. Wer eine Blumenwiese in seinem Naturgarten anpflanzt, schafft einen Lebensraum für  1.500 Fliegen-, Käfer-, Hummel-, Bienen- und Schmetterlingsarten. Diese bilden wiederum die Nahrungsgrundlage für etwa 2.500 Kleintierarten wie Schwalben, Rotkehlchen, Hausrotschwänze, Igel und Eidechsen.

Wildes Eck

Wilde Ecken sind wichtig für das ökologische Gleichgewicht im Garten. Dort wächst zum Beispiel die Brennnessel, die eine Futterpflanze für Schmetterlinge und ein Versteck für viele andere Tiere bildet. Gemeint sind mit solchen Ecken Bereiche, die sich frei entwickeln dürfen und die nicht regelmäßig gepflegt werden. Diese sind auch in kleinen Gärten möglich, zum Beispiel in versteckten Ecken wie hinter einem Komposthaufen oder einem Hochbeet.

Naturgarten, Fotocredit: Ulrike Göbl
Naturgarten, Fotocredit: Ulrike Göbl

Feucht- und Trockenbiotope

Typisch für einen Naturgarten sind angelegte trockene oder feuchte Standorte in Form von Steinhaufen, Totholz, Trockensteinmauern oder Feuchtbiotopen. Diese Elemente sorgen für optische Hingucker und bieten besondere Lebensräume für Tiere. Ein Totholzsstapel (oder ein dekoratives Element wie ein alter Baumstamm) wird nach und nach brüchiger und von Pilzen, Flechten und Insekten besiedelt. Eine Trockenmauer ist ein besonders dekoratives Element, welches alpines Flair in den Garten bringt. Die Mauer wird ohne Mörtel gebaut und dadurch entstehen Nischen, die als Versteck für Tiere wie Wiesel, Blindschleiche, Eidechse, Hummel, Wildbiene und Kröte dienen. 

In größeren Gärten macht auch ein Gartenteich Sinn. Dabei ist wichtig darauf zu achten, dass der Teich unterschiedliche Tiefen hat und für eine gesunde Artenzusammensetzung zu sorgen. Im Naturgarten sollte beim Bau eines Gartenteiches auf Teichfolie verzichtet werden. Natürliche Materialien zur Abdichtung sind zum Beispiel Lehm und Ton. Dadurch entsteht zwar ein größerer Arbeitsaufwand, dafür wird ein besseres ökologisches Gleichgewicht gewährleistet. Aus dem Teich wird ein perfektes Feuchtbiotop, wenn die Uferbereiche eine üppige Bepflanzung erhalten.

Nistkästen und Nützlingsunterkünfte

Jeder richtige Naturgarten braucht auch Nistkästen und Nützlingsunterkünfte, die als Rückzugsorte und Winterquartiere für Insekten, Vögel und Fledermäuse dienen. Nistkästen dienen zuerst als Brutstätte und Nest für die Jungvögel, werden aber auch gerne als Schlafquartier angenommen. Nisthilfen für Insekten sind beispielsweise ein Zuhause für Wespen, die bei der Beseitigung von Blattläusen, Fliegen und Raupen helfen. In einem sogenannten Insektenhotel finden auch Lebewesen wie Tausendfüßler, Regenwürmer, diverse Käfer uvm. eine Heimat. Dieses besteht im Grund nur aus einem Rahmen, der mit unterschiedlichen Naturmaterialien (hohle Äste, Tannenzapfen, Baumstamm-Scheiben, Stroh etc.) gefüllt ist. 

Komposthaufen

Zum Abschluss noch einer der wichtigsten Bestandteile eines Naturgartens: der Komposthaufen. Jegliche Gartenabfälle werden dort entsorgt und werden nach dem Verrotten zu Humus. Dieser kann dann als nährstoffreicher Dünger im Garten verteilt werden. 

Es gibt also unzählige Elemente die man in einem Naturgarten vereinen kann um eine wahre Oase für Mensch und Tier zu gestalten. Mein Garten ist mittlerweile geplant, nun geht es weiter mit der Umsetzung!

Quellen:
Natur im Garten: Was ist ein Naturgarten
Bauen.de/Franziska Schönbach: Von der Umwelt inspiriert: Naturgarten anlegen
Naturgarten e.V./Kerstin Gruber: Naturgärten anlegen: Gestaltungsbeispiele

Comments are closed.