Ein Überblick über Food Coops in Wien und Österreich, Vor- und Nachteile, und wie wir eine für uns passende finden.
Dieser Artikel wurde am 18. November 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Vor langer Zeit wurde hier bereits über Food Coops berichtet, und wie sie in der Basis funktionieren. Damals gab es noch relativ wenige dieser Zusammenschlüsse. Inzwischen sind viele weitere wie Schwammerl aus der Erde geschossen. Auf der Seite foodcoops.at alleine sind bereits 96 österreichweit, und davon 33 in Wien und weitere 5 im Speckgürtel von Wien registriert.

Gründe für eine Food Coop

Sich einer Food Coop anzuschließen, oder vielleicht sogar selbst eine ins Leben zu rufen, kann viele Gründe haben. Manche machen es, um genauer zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und einen persönlicheren Bezug zu ihnen und der gesamten Entstehungskette aufbauen. Andere wollen Zwischenhändler ausschalten und/oder die Bauern direkt – oft speziell auch Bio-Bauern aus der Region – unterstützten. Und die dritten wiederum wollen sich aktiv dafür engagieren, unabhängig von Großbetrieben zu sein.

Es gibt immer mehr Gründe, konventionelle Supermärkte zu meiden. Da sind Food Coops eine spannende Alternative. – Photocredit: pixabay.com/stevepb

All dies ist speziell in Städten stärker gefragt, wo die Möglichkeiten des direkten Kontaktes zu den Produzentinnen und Produzenten oft wesentlich geringer sind als am Land. Außerdem ist das Bedürfnis, einen Bezug zu den Lebensmitteln aufzubauen meist etwas größer, weil er weniger stark vorhanden ist.

Speziell in ungewissen Zeiten, wo man Kontakt zu anderen meiden will, oder nicht auf Supermärkte angewiesen sein möchte, kann eine Food Coop eine Vielzahl an Vorteilen bringen.

Herausforderungen

Food Coops haben aber nicht nur Vorteile. Da sie ein Zusammenschluss von Gleichberechtigten sind, muss meist jedes Mitglied auch Aufgaben übernehmen, um die Organisation am Laufen zu halten. Dies kann etwa die Planung der Bestellungen, die Suche von Bauern, die Abholung der Lebensmittel oder die Organisation des Raumes sein.

Außerdem ist es in den meisten dieser Gruppen notwendig, zumindest einige Tage im Voraus zu planen, welche Lebensmittel wir gerade brauchen. Auch wenn etwa länger haltende Produkte wie Getreide oder ähnliches oft lagernd ist, müssen Gemüse, Obst und tierische Produkte meist gezielt bestellt werden, damit kein Überschuss oder Mangel herrscht.

der Markt ist für Obst und Gemüse über den Sommer oft auch eine Alternative. Im Winter, bzw. für Getreide oder Ähnliches ist es da aber schon schwieriger, an regionale Produkte zu kommen. – Photocredit: pixabay.com/Fotoworkshop4You

Wahl der Food Coop

Aufgrund der inzwischen wachsenden Zahlen, wird die Wahl der Food Coop möglicherweise auch entweder schwerer, einfacher, oder verfeinerter.

Die meisten wählen die Food Coop aufgrund der Lage zu ihrem Wohnort. Dies hat den praktischen Grund, dass die Lebensmittel von dort nach Hause transportiert werden müssen. Geringere Transportwege bedeuten schlichtweg mehr Komfort. In Wien etwa finden wir inzwischen in fast jedem Bezirk außer dem ersten zumindest eine, wenn nicht mehrere Gruppen bzw. Orte. Sie sind jedoch im Zentrum stärker vertreten als in den äußeren Bezirken.

Food Coops sind immer Zusammenschlüsse von Individuen, die unterschiedliche Entscheidungen darüber treffen, wie die Coop geleitet wird, wo bestellt wird, und auch was bestellt wird. Daher kann es auch Sinn machen, sich für eine weiter entfernte, aber in diesen anderen Bereichen passendere Food Coop zu entscheiden.

Jede Food Coop hat ihre eigene Auswahl an Lieferanten. Wie stark auf Bio, Freiland, und regional geachetet wird, hängt von der jeweiligen Food Coop ab. – Photocredit: pixabay.com/giallopudding

Liste der Food Coops auf Mitgliedersuche

Auf foodcoops.at findet sich auch eine Liste der Food Coops. die derzeit auf der Suche nach Mitgliedern sind. Wollen wir uns also einer dieser Vereinigungen anschließen, können wir bequem dort die Liste durchgehen. Sie erhält auch die Links zu den einzelnen Organisationen, damit wir sie uns genauer ansehen können, und dann entscheiden, was uns am meisten zusagt.

Eigene Food Coop gründen?

Gibt es in unserer Gegend keine Food Coop, oder genug Nachfrage nach mehr als einer, so kann es auch Sinn machen, sich nicht einer bestehenden Gruppe anzuschließen, sondern eine neue zu gründen. Dies sollte jedoch gut geplant und organisiert sein. Vor allem die Anzahl der notwendigen Mitglieder sollte bei Beginn geklärt sein, ab wann es sich auszahlt, den Aufwand überhaupt zu betreiben.

Auch ist es hilfreich, bereits Menschen mit Erfahrung aus anderen Food Coops mit an Bord zu haben. Alternativ oder zusätzlich hilft es, Kontakte zu bestehenden Zusammenschlüssen aufzubauen, um Bezugsquellen und Tipps für die Organisation einzuholen.

Fazit

Gerade in Krisenzeiten kann es sehr hilfreich sein, ein Netzwerk an alternativen Quellen für Lebensmittel aufzubauen. Aber auch generell ist eine Dezentralisierung der Verteilung von unserem Essen und die Möglichkeit der Mitbestimmung darüber, wo sie bezogen werden eine sehr wertvolle Alternative zu den aktuell vorherrschenden Märkten und Supermärkten. Ich persönlich bin in jedem Fall sehr froh, meine Lebensmittel auch von der Food Coop beziehen zu können. Dadurch fällt oft viel Bauchweh über die Herkunft und Qualität meines Essens weg.

Quellen

https://foodcoops.at/