Wie das Fahrrad zum wichtigsten Transportmittel in Groningen wurde.
Dieser Artikel wurde am 5. Mai 2016 veröffentlicht
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Die Niederländer fahren viel mit dem Rad, egal ob Tag oder Nacht, Winter oder Sommer. Doch in einer Stadt im Norden der Niederlande schwingt sich die Bevölkerung noch öfter auf das Fahrrad als anderswo. Groningen, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, hat knapp 200.000 Einwohner, die 300.000 Fahrräder besitzen. Auf ihren unmotorisierten Zweirädern legen die Groninger rund 61 Prozent ihrer Wege zurück (zum Vergleich: in Kopenhagen sind es etwa 45 bis 50 Prozent). Wie kam es aber dazu, dass die Provinzhauptstadt zur absoluten Fahrradhauptstadt wurde?

Die Antwort ist denkbar einfach, seit Jahrzehnten hat die Gemeinde intensiv in Planung, Entwicklung und Umsetzung guter Radfahrinfrastruktur investiert und die Bevölkerung mit unterschiedlichen Maßnahmen zum Radfahren animiert. Bereits in den Neunzehnsiebzigerjahren wurde das Stadtzentrum in vier Teile geteilt. Mit dem Auto darf man nicht von einem Viertel direkt in ein anderes fahren, es gibt einen Umfahrungsring, den man benutzen muss. Gleichzeitig wurde ein gutes und sicheres Radwegnetz gebaut. Dadurch dauert es mit dem Auto viel länger als mit dem Fahrrad oder zu Fuß um sich durch das Stadtzentrum zu bewegen. Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass das Zentrum beinahe Auto-frei ist.

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Seit den Siebzigern hat man die Fahrradinfrastruktur kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut. Ampeln sind so geschaltet, dass man auf dem Radweg von einer grünen Welle profitiert und schneller voran kommt. Im Jahr 2014 wurde das Ampelsystem noch um Sensoren erweitert, bei Regen wird die Grünphase für Radler automatisch länger, damit diese schneller ins Trockene kommen. Für die Zukunft ist geplant, die Radwege zu beheizen, sodass diese auch im Winter immer frei von Schnee und Eis sind. Weiters will man rund um die Stadt Parkplätze schaffen und Autofahrer dazu ermutigen, ihre Fahrzeuge stehen zu lassen und ihnen stattdessen Leihräder zur Verfügung stellen. Da man in den nächsten Jahren mit einem hohen Anstieg an Radfahrern rechnet, hat man sich natürlich auch um das Thema Abstellplätze für Fahrräder Gedanken gemacht. Die Stadt verlangt, dass vor dem Bau neuer Gebäude eine Bedarfsanalyse durchgeführt wird und entsprechend viele Radabstellplätze im Gebäude zur Verfügung gestellt werden.

Wer selbst schon einmal in Groningen war und dort vielleicht sogar mit dem Rad gefahren ist, weiß wie lebenswert die Stadt dank dieser konsequenten Maßnahmen ist. Und frische Oliebollen schmecken auch viel besser, wenn man beim Essen keine Autoabgase in der Nase hat.

* Nimm doch schnell das Fahrrad!

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Bild: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed