Nachhaltige Sanierung und moderne Bauweise bringen Komfort und Energieersparnis.
Dieser Artikel wurde am 6. Mai 2016 veröffentlicht
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Architekt Thomas Abendroth hat es zu seinem Beruf gemacht, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden. Durch das Kombinieren von Farben und Materialien erschafft er in der Wirkung von Wohnräumen ein positives Lebensgefühl – und erzeugt dabei mit Passivhaustechnik ein energieeffizientes System nach modernsten Standards.

Wer sind Sie als Architekt?

Ich sehe mich als Allrounder gut geeignet für Sanierungsaufgaben. Hier ist es wichtig, stets den Überblick zu behalten – von der Ästhetik bis zur Energieeffizienz. Mein Anliegen ist die Verschmelzung von guter Architektur mit Innenraumgestaltung und Gartenplanung. Alles ist gleich wichtig. Für die Ausrichtung auf energieeffizientes Bauen und Sanieren habe ich mich bereits im Studium entschieden – seit 2002 plane ich fast ausschließlich energieeffiziente und innovative Gebäude.

Was reizt Sie an nachhaltiger und energieeffizienter Bauweise?

Hochwertige Sanierungen nach dem Passivhausstandard sind die Formel 1 des Bauens: Hier wird alles exakt durchgerechnet und optimiert. Es wird nach dem Thermoskannen-Prinzip gebaut, etwa mit 3-Scheiben Verglasung und Superwärmedämmung. Höchste Qualität und der richtige Blick für wichtige Details stehen dabei im Vordergrund. Beim Sanieren müssen bestehende Wärmebrücken eliminiert werden. Durch neue, dicht eingebaute Fenster kann sich im Altbestand Schimmel bilden. Abhilfe wird durch eine kontrollierte Wohnraumlüftung geschaffen, sie bietet bestes Raumklima und spart Heizkosten, da das Gebäude so mit internen Wärmequellen beheizt werden kann. Kommt eine Kompaktanlage zum Einsatz, wird auch das gesamte Warmwasser bereitgestellt.

Architekt Thomas Abendroth

Worauf gilt es bei nachhaltigem Sanieren besonders zu achten?

Beim Sanieren ist es besonders wichtig zuerst die Sanierungsziele zu bestimmen sowie das Baubudget zu planen bevor mit der Umsetzung begonnen wird. Bei der Sanierung der Heizungsanlage bietet sich die Gelegenheit, von fossilen auf erneuerbare Energieträger umzusteigen. Soll jedoch eine erst kürzlich erneuerte Heizung weiterverwendet werden, kann sie durch den Einbau einer Lüftungsanlage und durch Wärmedämmmaßnahmen entlastet werden – was den Energieverbrauch stark reduziert. Um hohe Qualität sicherzustellen sind eine engmaschige Kontrolle der Firmen auf der Baustelle und eine sorgsame Dokumentation der Arbeiten unabdingbar.

Wie kann Österreich die Energiewende schaffen?

In Österreich gibt es einen großen Bestand an Gebäuden aus den 1960er- und 70er-Jahren, die durch Sanierung stark verbessert werden können. Das sollte vermehrt in Anspruch genommen werden. So könnten wir energieeffizienter und unabhängiger von den weltweiten Öl- und Gasvorräten leben.

Architekt Thomas Abendroth

Ab dem Jahr 2020 soll in Österreich nach dem nationalen Plan ein neu erbautes Gebäude keine Energie mehr verbrauchen dürfen. Dabei handelt es sich dann um ein Null-Energie-Haus. Kann das Gebäude selbst noch zusätzlich zum eigenen Verbrauch Energie produzieren sprechen wir von einem Plus-Energie-Haus. Das ist der nächste wichtige Schritt.

Welchen Mehrwert bringt energieeffizientes Bauen und Sanieren?

Viele meiner Kunden haben ein Haus erworben oder eines geerbt, das oft schon lange im Familienbesitz ist. Mir ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Haus mit der Sanierung wieder für viele Generationen lebenswert gemacht wird und in Zukunft auch mehr Flexibilität bieten kann. Das betrifft nicht nur die Technologie, auch alte Grundrisse sind oft nicht mehr zeitgemäß für den heutigen Standard. Einfach abteilbare Wohneinheiten helfen dabei, wenn beispielsweise die eigenen Kinder aus- und Jahre später mit dem Partner wieder in das Haus einziehen möchten.

Meine Tätigkeit ist außerdem nicht mit der Schlüsselübergabe abgeschlossen. Zwei Jahre unterstütze ich meine Kunden noch mit der Überprüfung der Heizkostenabrechnung und dem Monitoring, ob das gesetzte Ziel erreicht wurde. Ein mögliches Ziel kann sein, bestimmte Förderungen für den Bau zu erhalten und die geforderte Energieeffizienz zu erreichen.

Welche Ihrer Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

Da gibt es viele … beispielsweise die Aufstockung eines Hauses in Mautern. Das Haus ist ein Bungalow aus den 70er-Jahren, der kaum gedämmt war. Oben auf den Bungalow wurde ein Holzbau gesetzt, das gesamte Gebäude haben wir thermisch verbessert und mit Passivhaustechnik ausgestattet. Statt einer leben dort jetzt drei Generationen unter einem nachhaltigen Dach.

Architekt Thomas Abendroth

Und momentan arbeite ich an der Sanierung eines denkmalgeschützten Gasthauses. Hier besteht die Herausforderung darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Altbestand und neuen Adaptionen herzustellen. Beides muss Qualität besitzen, die Eingriffe müssen behutsam sein, damit man das Denkmal leben lässt und trotzdem aktuellste Standards umsetzt.

Was wünschen Sie sich für das Bauen und Sanieren der Zukunft?

Mehr Fördergelder für nachhaltige Sanierungen. Die bestehenden sind leider oft schnell erschöpft. Außerdem sollte die Baugesetzgebung vereinfacht und entschlackt werden – aber nicht auf Kosten der Energieeffizienz.

Ich denke außerdem, dass wir in Zukunft verstärkt auf natürliche Materialien setzen werden, was auch die Innenraumluft verbessern wird. Im Bereich der Umsetzung freue ich mich auf Neues, Spannendes, wie beispielsweise transparenten Beton oder einfachere Bauteile nach dem Plug&Play Prinzip. Das können beispielsweise Fenster sein, bei denen Sonnenschutz und alle angrenzenden Bauteile und Anschlüsse bereits inkludiert sind, ähnlich den Dachflächenfenstern.

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Quellen:
Text: Energieleben Redaktion
Fotos: Mautern: © Rainer Zottele, Sonstige: © Andreas Buchberger, Renderings: Abendroth Architekten