Die finnische Stadt Lahti ist vor allem für Wintersport bekannt. Über 100 verschiedene nachhaltigkeitsbezogene Maßnahmen sollen Lahti bis 2025 klimaneutral machen. Unter anderem mit einem Langlauf-Ski-Sharing-Programm.

Lahti in Finnland ist bald nicht nur als Wintersport bekannt, denn die finnische Kleinstadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 klimaneutral zu werden. Das Ziel könnte zwar um ein oder zwei Jahre verfehlt werden, dennoch sind sie damit im hohen Norden Europas anderen Städten auf der Welt immer noch weit voraus.

In den USA planen Städte wie Denver und Austin, bis 2040 klimaneutral zu sein. Seattle und Miami streben das Jahr 2050 an. In Finnland – wo das ganze Land bis 2035 klimaneutral sein will – könnte eine kleine Stadt dies innerhalb weniger Jahre erreichen. Lahti, eine Stadt eine Zugstunde nördlich von Helsinki, war ein Wintersportort und Industriezentrum. Aber in den letzten Jahrzehnten hat man daran gearbeitet, nachhaltiger zu werden. Und 2019 hatte man sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 klimaneutral zu werden.

Bislang hat die Stadt berechnet, dass sie die Emissionen um 64 % gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt hat. Zwar gibt es unterschiedliche Definitionen was emissionsneutral bedeutet, aber letztendlich wird eine Reduzierung der Emissionen um 80 % angestrebt, wobei der Rest durch Programme wie Wiederaufforstung in der Region ausgeglichen werden soll.

Um es den Bewohnern zu erleichtern, weniger Auto zu fahren, baut die Stadt mehr Fahrradautobahnen und erweitert die Fahrradinfrastruktur. Es gibt bereits neue Fahrradabstellplätze, eine Fahrradreparaturstation und ein E-Bike Sharing Projekt. Es wurde sogar ein städtisches Ski-Sharing-Programm getestet, mit dem die Leute im Winter Besorgungen auf Langlaufski erledigen konnten. Außerdem werden mehr Elektrobusse gekauft und in anderen Bussen alternative Kraftstoffe eingesetzt. Aus Sicht der Stadtentwicklung sind mit einem Umstieg auf Elektroautos eben nicht alle Probleme gelöst. Deshalb wird versucht, alle Arten des nachhaltigen Transports zu fördern.

Die Maßnahmen gehen aber noch viel weiter. Die örtliche Eishockeymannschaft fliegt nicht mehr zu Inlandsspielen und das örtliche Symphonieorchester findet bessere Alternativen für seine eigenen Tourneen. Außerdem hat Lahti vor ein paar Jahren eine persönliche CO2-Handels-App eingeführt, mit der die Bewohner automatisch verfolgen können, wie sie sich in der Stadt fortbewegen. Anhand der Geschwindigkeit, mit der sich jemand bewegt, kann man erkennen, ob er zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto unterwegs ist. Jede Woche bescherte die App den Nutzern Belohnungen – darunter Guthaben, das sie für Busfahrten einlösen konnten, oder Rabatte auf lokale Produkte –, wenn sie ein bestimmtes CO2-Budget einhielten. Die Stadt bietet jetzt eine weitere App an, die den Nutzern eine Reihe von Klimaherausforderungen bietet, etwa die Verwendung der „Öko“-Einstellung ihrer Waschmaschine oder den Verzehr von weniger Fleisch.

Die Stadt modernisiert zudem stadteigene Wohnhäuser, um sie energieeffizienter zu machen und mit Solarenergie zu versorgen. In einem kleinen Kraftwerk nutzt die Stadt die Abwärme aus der Abwasseraufbereitung, um Energie in ihr Fernwärmesystem einzuspeisen. Im Jahr 2019 stellte Lahti die Nutzung von Kohle in seinem an das Fernwärmenetz angeschlossenen Hauptkraftwerk ein. Dennoch ist der perfekte Ersatz noch nicht gefunden. Ein Teil der Wärme stammt mittlerweile aus der Verbrennung von Holzabfällen aus der Forstwirtschaft, was umstritten ist: Bei der Verbrennung von Biomasse wird immer noch CO2 freigesetzt, obwohl es wohl als CO2-neutral angesehen werden kann, da die Bäume während ihres Wachstums CO2 aufgenommen haben. Lahti verfügt außerdem über eine Vergasungsanlage, die Müll, der nicht recycelt werden kann, in Energie umwandelt.

Die Recyclingquote der Stadt ist unglaublich hoch: 99 % des Hausmülls landet nicht auf der Mülldeponie. Doch nur etwa die Hälfte wird zur Herstellung von Recyclingmaterialien verwendet, der Rest wird derzeit energetisch genutzt. Einige lokale Unternehmen finden neue Verwendungsmöglichkeiten für Abfälle. Ein Lebensmittelhersteller, der beispielsweise Backwaren herstellt, verwendet jetzt Haferschalen, die sonst verbrannt worden wären, um Xylitol, einen zuckerfreien Süßstoff, herzustellen. Die Stadt arbeitet auch daran, Bauschutt zu reduzieren. Insgesamt verfolgt die Stadt mehr als 113 verschiedene nachhaltigkeitsbezogene Maßnahmen.


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Bild: Lahti.fi