Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieben sowie anderen alternativen Antriebsarten sind in aller Munde. Leisten können sich solche Fahrzeuge aber die Wenigsten – noch. Energieleben.at hat mit Martin Blum, Experte für Verkehrspolitik beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) über das Potenzial von klimaschonenden Fahrzeugen gesprochen und wie lange es noch dauert, bis diese auch für den Otto-Normal-Verbraucher erschwinglich sind.
Energieleben.at: Einer Studie des VCÖ aus dem Jahr 2009 zufolge steigt die Zahl der Autos mit Elektromotor in den nächsten zehn Jahren von heute nicht einmal 3.000 auf über 400.000 an. Was muss aus Ihrer Sicht geschehen, damit diese Prognose wirklich eintritt?
Martin Blum: Die wichtigste Maßnahme ist eine Ökologisierung des Steuersystems. Wenn eine CO2-Abgabe beziehungsweise eine höhere Mineralölsteuer auf Benzin und Diesel umgesetzt wird, dann werden jene Autos stärker nachgefragt, die wenig Sprit verbrauchen. Fahrzeuge mit Elektromotor haben damit einen großen Wettbewerbsvorteil. Der heimische Automarkt hängt wesentlich von den Entwicklungen auf EU-Ebene ab. Daher ist es wichtig, dass auf EU-Ebene die CO2-Grenzwerte für Neuwagen bis zum Jahr 2020 auf 80 Gramm CO2 pro Kilometer reduziert werden. Das entspricht dem Verbrauch eines Drei-Liter Autos. Ein strenger CO2-Grenzwert bedeutet, dass die Autohersteller verstärkt in die Entwicklung von Elektro-Fahrzeugen investieren.
Energieleben.at: Die Studie zeigt auch, dass Elektroautos nicht automatisch umweltfreundlich sind. Woran liegt das?
Martin Blum: Die CO2-Bilanz von Elektroautos hängt davon ab, aus welcher Energiequelle der Strom stammt. Kommt der Strom aus erneuerbarer Energie, dann ist der Ersatz von Benzin- und Diesel-Pkw durch ein Elektroauto ein Schritt, der uns den Klimaschutzzielen näher bringt. Kommt der Strom aber aus Kohlekraftwerken, dann ist die CO2-Bilanz eines Elektroautos nicht besser als die eines Diesel-Pkw. Österreich hat mit seinem Strom-Mix diesbezüglich einen ökologischen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen EU-Staaten. Und eines ist besonders wichtig: Die Euphorie für Elektro-Fahrzeuge darf nicht dazu führen, die Förderung wirklich umweltfreundlicher Fortbewegung – Gehen, Radfahren, Öffentlicher Verkehr – zu vernachlässigen.
Energieleben.at: Neben Elektroautos gibt es weitere umweltfreundliche Modelle wie etwa Fahrzeuge mit Hybrid-, Erdgas-, Bioethanol- oder Wasserstoffantrieb. Welche dieser alternativen Antriebsmöglichkeiten halten Sie für am sinnvollsten?
Martin Blum: Das Potenzial des Hybridmotors ist für die kommenden Jahre am größten.
Energieleben.at: Welche Faktoren gilt es beim Kauf eines klimaschonenden Fahrzeuges zu beachten?
Martin Blum: Bevor ein Fahrzeug gekauft wird, sollte überlegt werden, ob man überhaupt ein eigenes braucht. Mittlerweile ist CarSharing eine sehr gute Alternative mit dem großen Vorteil, für den jeweiligen Fahrtzweck das am besten geeignete Auto zur Verfügung zu haben. Wer ein eigenes Auto kauft, sollte sehr auf den Verbrauch achten. Energie wird in den kommenden Jahren teurer und damit ist jeder Liter weniger Verbrauch eine relevante Geldersparnis. Grundsätzlich gilt auch beim Auto: Übergewicht vermeiden!
Energieleben.at: Derzeit sind Elektroautos & Co. noch vergleichsweise teuer. Wann werden sich auch Normalverdiener solche Fahrzeuge leisten können?
Martin Blum: Elektroautos sind dann deutlich günstiger, wenn diese in Massenproduktion gehen. Das wird aus heutiger Sicht voraussichtlich in fünf Jahren der Fall sein.
Energieleben.at: Ab wann rechnet sich der Kauf eines Elektroautos für den Konsumenten, etwa durch den Wegfall von Benzinkosten?
Martin Blum: Diese Frage hängt davon ab, wie sich die Spritpreise entwickeln. Je höher die Spritpreise, umso rascher rechnet sich der Umstieg auf ein Elektro-Auto. Daher ist die rasche Ökologisierung von Österreichs Steuersystem auch so wichtig.
Energieleben.at: Welche jährlichen Kosten kommen auf Besitzer von Elektroautos ungefähr zu?
Martin Blum: Das ist aus heutiger Sicht nicht seriös zu beantworten, weil nicht klar ist, wie sich die Energiepreise insgesamt entwickeln. Klar ist aber, dass der laufende Betrieb nur einen Bruchteil von dem kostet, was ein Benziner oder Diesel-Pkw verschlingt.
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